Dieser Schriftzug könnte bereits 2021 an der Fassade einer riesigen Fabrikhalle im Berliner Umland zu sehen sein. Tesla.
Dieser Schriftzug könnte bereits 2021 an der Fassade einer riesigen Fabrikhalle im Berliner Umland zu sehen sein.

Die Ankündigung von Elon Musk, seine vierte Gigafactory in der Nähe von Berlin zu eröffnen, schlug gestern Abend ein wie eine Bombe. Dass Tesla in Europa einen neuen Standort sucht, war bekannt, dass es dann doch Deutschland werden würde, ist eine Überraschung. Damit stößt Elon Musk, der seit Jahren von den Managern der deutschen Autoindustrie belächelt und kritisiert wurde, ins Herz der Automobilproduktion vor. Nur um die Dimension klarzumachen: Es ist die erste Ansiedlung eines ausländischen Autoherstellers in Deutschland seit Jahrzehnten.

Eröffnung Ende 2021 geplant

Musk will in der neuen Fabrik die Modelle Tesla 3, den darauf basierenden Mini-SUV Tesla Y und die dafür benötigten Akkus produzieren. Parallel will man in Berlin ein Design-Zentrum eröffnen. Die neue Fabrik soll schon Ende 2021 in Betrieb gehen. Es ist die dritte Produktionsstätte von Tesla-Fahrzeugen weltweit, neben dem Stammwerk in den USA und der brandneuen Gigafactory 3 in Shanghai.

Trotz der Erfolge des US-Unternehmens wird man allerdings weiterhin das Gefühl nicht los, dass die deutsche Autoindustrie die Marke Tesla wie eine lästige Fliege betrachtet. Dafür gibt es allerdings nur noch wenig Gründe. Die Tesla-Modelle schneiden selbst in den Tests kritischer deutscher Automagazine auf dem Niveau der hiesigen Konkurrenz ab. Dazu kommt, dass Musk im Bereich des autonomen Fahrens einen Schritt weiter ist.

Dass sich Musk ausgerechnet das Mutterland des Automobils als neuen Standort ausgesucht hat, spricht für das Selbstbewusstsein des Unternehmers. Er scheut nicht die Konkurrenz der etablierten deutschen Autobauer, er greift sie sogar unmittelbar an. Und das im eigenen Land. Die Zeiten, in denen sich deutsche Automanager hochnäsig über Tesla geäußert haben, sollten vorbei sein.

Mitbewerber in Startlöchern

Natürlich birgt die Entscheidung für Musk auch Risiken. Auf dem EU-Markt als Hersteller Fuß zu fassen ist nicht gerade einfach und die Mitbewerber werden in den nächsten Jahren eine ganze Flotte von E-Autos auf den Markt werfen. Der VW ID.3, der Opel Corsa-E, die verschiedenen Modelle von Hyundai und auch die geplante vollelektrische A-Klasse von Daimler liegen allesamt im Preissegment des Tesla 3. Die milliardenschwere Investition in die neue Fabrik stellt eine größere Herausforderung dar, als der Import von Fahrzeugen.

Für Berlin und Brandenburg ist die Ansiedlung der neuen Gigafactory ein unerwarteter Gewinn. Es werden bis zu 10.000 Arbeitsplätze geschaffen, dazu kommt das neue Designzentrum, das Berlin neue Impulse geben wird. Die Hauptstadt entwickelt sich mehr und mehr zu einem weiteren Zentrum der Automobilbranche in Deutschland. Alle großen deutschen Hersteller haben hier mittlerweile einen Standort aufgebaut, zuletzt Daimler und BMW, die ihr Joint Venture in Berlin-Mitte angesiedelt haben.

Ob durch die Entscheidung von Tesla auch die Berliner Startup-Szene profitieren wird, bleibt abzuwarten. Das Herzstück der Entwicklung, der Software-Bereich, wird in den USA bleiben. Allerdings plant Tesla, in Zukunft auch eigene Mobilitätsdienste anzubieten. Und dafür hat Musk  sich mit Berlin genau die richtige Stadt ausgesucht.

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Bild: Getty Images / The Washington Post / Kontributor