QUANTiNO
QUANTiNO Dieses Coupé fährt 200 km/h Spitze und kommt fast 1.200 Kilometer mit einer Ladung aus.

Tesla ist in Sachen Reichweite Branchenprimus. Das Model S kommt knapp 600 Kilometer weit. Wettbewerber wie VW und BMW schaffen kaum mehr als 300 Kilometer. Nun greift ein Unternehmen aus dem kleinen Liechtenstein die Big Player an. NanoFlowcell hat ein E-Auto mit einer fast doppelt so großen Reichweite entwickelt.

Bei der jüngsten Testfahrt durch die Schweiz soll der Quantino nach eigenen Angaben mit einer Ladung 1.167 Kilometer über Autobahnen, Stadt und Land zurückgelegt haben. Hinter dem Sportflitzer, der es auf 200 km/h Spitze bringt, steckt die nanoFlowcell.

Die Besonderheit: Fahrer können ihr Auto mit einer Ionenflüssigkeit nachtanken, statt es stundenlang aufzuladen. Die Flüssigkeit soll ökologisch und gesundheitlich unbedenklich sein und lasse sich kostengünstig herstellen, so das Unternehmen. Doch auch dafür muss erst die Infrastruktur bereitgestellt werden. Die Herstellungskosten liegen bei weniger als 10 Cent pro Liter.

Der 200-Liter-Tank soll für die Reichweite von mindestens 1.000 Kilometern reichen. Bei der Technologie gebe es zudem keinen Memory-Effekt, so dass der Hersteller von etwa 10.000 Ladezyklen ausgeht – ohne dass der Energiespeicher an Ladekapazität einbüßt.

Das Liechtensteiner Unternehmen hatte das Coupé zu Studienzwecken des Antriebs entwickelt. Im Quantino steckt ein flusszellenbasierter Energiespeicher, auch Nasszelle genannt. Das 2013 gegründete Unternehmen setzt dabei auf eine eigene Weiterentwicklung der bereits 1976 von der NASA patentierten Flowcell-Technologie. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus wiederaufladbarem Speicher und einer Brennstoffzelle.

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20160923_FLOWmag_TD_Quantino_Bild_4 Beim Testlauf durch die Schweiz.

Eine Straßenzulassung hat der Quantino bereits. Es werde bereits laut darüber nachgedacht, das Fahrzeug zur Marktreife zu bringen. Doch auch für die Automobilkonzerne könnte der reichweitenstarke Antrieb interessant sein. „Die Energiespeicher-Technologie ist nicht auf unsere Prototypen beschränkt, sondern ließe sich auf jedes andere Elektrofahrzeug anpassen“, so der Unternehmenssprecher zu Gründerszene.

Hinter dem Quantino steckt der Schweizer Künstler und Entwicklungschef Nunzio La Vecchia. Da er bisher keine unabhängigen Fachleute die Flowcell-Technologie seiner Fahrzeuge überprüfen ließ, wird an seiner Glaubwürdigkeit gezweifelt. Kritiker bemängeln, dass er noch Beweise für die Funktionsfähigkeit schuldig sei.

Bild: nanoFlowcell AG; Dieser Artikel wurde nachträglich angepasst.