Wie lange leistet sich VW noch einen Bundesligaverein?

Der ausgeschiedene VW-CEO Martin Winterkorn hatte für den Autokonzern bereits eine Schrumpfkur ausgerufen. Fünf Milliarden Euro soll das Unternehmen in den nächsten Jahren sparen. Das Problem von VW ist nicht die Höhe des Absatzes, sondern die Höhe der Rendite pro verkauftem Auto. Während die bei der Konkurrenz gerne mal bei neun bis zehn Prozent liegt, dümpeln einzelne Baureihen bei VW bei drei bis fünf Prozent herum. Das betrifft vor allem das erfolgreichste Auto der Wolfsburger, den Golf.

Der Skandal um die Betrugssoftware beim EA189 Motor, der weltweit in etwa elf Millionen Autos der Volkswagen AG steckt, dürfte den Konzern allerdings richtig viel Geld kosten. In den USA werden Sammelklagen vorbereitet und die Behörden haben sich bisher nicht dazu geäußert, ob sie das maximale Bußgeld von 18 Milliarden Dollar ausschöpfen wollen. Dazu kommen Strafzahlungen aus anderen Ländern, die man noch gar nicht einschätzen kann.

Wie viel die Sache am Ende kosten wird, ist nicht abzusehen. Optimisten gehen von 15 bis 20 Milliarden Euro aus, Pessimisten sehen Summen von bis zu 40 Milliarden Euro auf den Konzern zukommen. Die wird man nicht auf einen Schlag aufbringen müssen, aber haben muss man das Geld dann schon irgendwann.

Der neue VW-Chef Müller hat nun erklärt, man wolle eine weitere Milliarde Euro bei den Investitionen einsparen. Und es gibt weitere Optionen, bevor man zum allerletzten Mittel greift und Teile der Belegschaft entlässt.

Bugatti
Es wurde an einem Nachfolger des Veyron gearbeitet. Aber schon der war ein Zuschussgeschäft und hat VW nicht viel gebracht. Es ergibt wenig Sinn einen Supersportwagen in die Welt zusetzen, wenn die Entwicklung einen dreistelligen Millionenbeitrag verschlingt. Und es wäre im Fall von betriebsbedingten Kündigungen auch nur schwer vermittelbar, den Bugatti weiter zu bauen.

VW Phaeton
Das wohl unsinnigste Auto des Konzerns: Warum baut man einen Luxuswagen, wenn die Tochterfirma Audi mit A8 einen passenden Wagen anbietet? Und warum sollte man eine Baureihe zwei Stufen über dem Passat haben? Laut Medienberichten will man den Phaeton entweder ganz abschießen oder in Zukunft nur noch mit einem Elektromotor anbieten.

Sponsoring
Der Betrag, den die VW AG für Sponsoring ausgibt, dürfte sich im Bereich einer hohen, dreistelligen Millionensumme befinden. Mindestens. VW leistet sich einen eigenen Bundesliga-Club, Audi ist eng mit Bayern München und dem FC Ingolstadt verbunden, dazu kommen Aufnäher bei Werder Bremen, Hertha BSC, dem HSV, Hannover 96, Hoffenheim, Gladbach und Schalke 04. Weltweit ist man in weitere Sponsoraktivitäten involviert. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass VW hier den Rotstift ansetzen wird – so man denn aus den Verträgen heraus kommt.

Motorsport
VW gibt eine Menge Geld für Motorsport aus. In der Rally-Weltmeisterschaft, die in Deutschland kaum beachtet wird, ist man dreimal hintereinander Meister geworden. Audi vertritt die Marke in der DTM gleich doppelt. Einmal mit dem RS5 und dann mit einer Nachwuchsserie, die Audi komplett finanziert. Richtig viel Geld kosten allerdings die Auftritte von Porsche und Audi in der Langstreckenmeisterschaft, zu der die 24 Stunden von Le Mans gehören. Warum zwei Marken eines Konzerns hier gegeneinander antreten und pro Jahr etwa 100 bis 130 Millionen Euro verballern, ist für Analysten schwer zu verstehen.

Förderung
Vom evangelischen Kirchentag über das hessische Landesturnfest oder die Opern Gala in Bonn – VW fördert Breitensport und Kultur in Deutschland wie kaum ein anderes Unternehmen. Auch hier wird man in Zukunft Geld einsparen wollen. Auch wenn das Fußballfilmfestival „11 mm“ für VW nur wenig kostet, so werden strenge Controller in Zukunft vielleicht auch hier den Rotstift ansetzen.

Aber wie viel Einsparungen, zum Beispiel im Marketing, kann sich VW erlauben? Die Motorsportaktivitäten sorgen beispielsweise für eine erhöhte TV-Präsenz, ohne dass man weitere Werbezeit buchen muss. Red Bull hat hier als Vorreiter gezeigt, wie wichtig die kontrollierte Selbstvermarktung in dem Sektor ist. Entscheidend wird auch sein, ob es VW gelingt, die Rendite pro Fahrzeug zu verbessern. An Preiserhöhungen wird man nicht vorbeikommen.

Bild: VW AG