Die eigene Geschäftsidee vor potenziellen Geldgebern und anderen Interessierten zu pitchen, ist eine der Fertigkeiten, die jeder Gründer beherrschen sollte. Und da ein Fahrstuhl ein reichlich ungeeigneter Ort dafür ist, haben junge Startups im Format „Frischlingsfragen“ die Möglichkeit, sich und ihr Geschäftsmodell kurz und präzise vorzustellen: Gründerszene stellt zehn Fragen, und dieses Mal antwortet Smartvie (www.smartvie.de).

Smartvie

Wer seid Ihr und was macht Ihr?

Smartvie ist ein Online-Marktplatz für Deutschland, Österreich, die Schweiz und Liechtenstein mit Fokus auf Sicherheit. Letzteres bedeutet:

  • Identitäts- und/oder Adressverifizierung bei jedem Mitglied
  • TÜV-zertifiziertes Bezahlsystem mit Echtzeitbestätigung basierend auf dem PIN-/TAN-Verfahren
  • Käuferschutz völlig unabhängig von der Bezahlmethode, das heißt, jeder Kauf ist geschützt, und erstmals auch
  • Exklusivität bei Händlern, das heißt, nur geprüfte gewerbliche Verkäufer können verkaufen (das Ziel ist Qualität und nicht Quantität)

Abgerundet wird das Konzept durch einen Wissensdienst, der dazu beiträgt, dass Konsumenten ihre Zeit sinnvoller und produktiver einsetzen, einen Kundenservice, sogar mit 24-Stunden-Betreuung, einer Google-Shopping-Integration (= Millionenreichweite) und einer CSV-Anwendung, mit der Hunderttausende Artikel hochgeladen werden können.

Hinzu kommen außerdem Verkaufsgebühren, die weit unter denen der Bekannten liegen und zu einem Kostenvorteil (Verkäufer) und Preisvorteil (Käufer) führen sollen.

Hinter jedem Erfolg steckt eine Vision. Wie seid Ihr auf Eure Idee gestoßen?

Begonnen hat es mit einer privaten Negativerfahrung (Handy im Wert von 300 Euro gekauft, niemals angekommen, da Verkäufer unbekannt, Geld erst nach über einem Jahr mit Hilfe der Polizei und einem Anwalt wieder bekommen).

Schnell haben wir auch bemerkt, dass immer mehr gewerbliche Verkäufer Unzufriedenheit und hohen Gebühren ausgesetzt sind und das Rad zwar nicht neu erfunden, aber unbedingt wieder richtig zum Laufen gebracht werden muss.

Noch wichtiger als die Idee ist häufig das Team. Wer sind die Gründer, was habt Ihr vorher gemacht und wie habt Ihr zueinander gefunden?

Gründer sind meine Schwester Maryam El Hawary, mein guter Freund Alexander Brunner und ich, Mustafa M. Azim.

Noch bis 2011 bin ich angestellt gewesen, zunächst als Assistant Vice President und später Vice President bei einem in der Schweiz basierten Asset-Management- und Consulting-Unternehmen. Im Mai 2010 habe ich mein Studium der internationalen BWL mit Hauptfächern in Volkswirtschaftslehre und Finanzwesen in Paris absolviert. Außerdem habe ich ein VWL-Diplom an der University of London (LSE) erlangt.

Alexander hat ebenfalls mit mir in Paris studiert (Hauptfach Marketing) und zuvor hat er Erfahrungen im Bereich Marketing und Sales bei Unternehmen wie Philips Dubai und Coca Cola Kairo sammeln können. Maryam ist Informationsfachwirtin und hat auf der Fachhochschule Hannover studiert. Bisher hat sie sowohl unter anderem in der Gemeindeverwaltung (Bürgerservice) als auch in der Abteilung für „Internationalisierung“ der N-Bank gearbeitet.

Viele Gründungsideen sind nicht gänzlich neu. Was ist Euer USP und was macht Ihr anders als alle anderen?

Einen Sicherheitsstandard, wie er bei Smartvie zum Einsatz kommt, hat es bisher noch nicht gegeben.

Effektiv bedeutet das für Käufer und Verkäufer: Vom ersten Tag an sind auf dem Marktplatz nur die Mitglieder aktiv, deren Identität und/oder Adresse verifiziert wurde. Betrug lässt sich somit eher vermeiden und eine gewisse Vertrauensbasis ist automatisch geschaffen. Zahlung per Nachnahme und auf Rechnung wird so auch eher möglich.

Das TÜV-zertifizierte Bezahlsystem, das einerseits den Geldempfang in Echtzeit bestätigt, kostet Verkäufer weniger, sieht keine separate Anmeldung vor und basiert auf dem PIN-/TAN-Verfahren. Der Käuferschutz, der selbst bei Bezahlung bei Banküberweisung eintritt und somit jeden Kauf schützt, ist einmalig.

Unabhängig von diesem auf Sicherheit aufbauenden Alleinstellungsmerkmal existiert bisher noch kein Portal, das Kaufinteressierte „weiterbildet“. Der Smartvie-Wissensdienst trägt langfristig dazu bei, dass Internetnutzer ihre Zeit sinnvoller und produktiver nutzen – selbst beim Onlineshopping.

Zum Business: Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell? Und wie groß ist das Marktpotenzial?

Wir berechnen eine Verkaufsprovision (4 Prozent) und monatliche Gebühren, welche bei Standard-Händlern 2,90 Euro und 24,90 Euro bei Profi-Händlern betragen (monatlich kündbar). Einstellgebühren gibt es keine. Mit steigernder Nutzerzahl lässt es sich skalieren. Das Marktpotenzial ist groß, weil die vorhandenen Anbieter unter anderem den Kundenfokus verloren haben und Milliardenumsätze im E-Commerce verzeichnet werden.

Ideen umzusetzen kostet Geld. Wie finanziert Ihr Euch?

Bisher aus Eigenmitteln und mit Hilfe einer EU-Förderung in fünfstelliger Höhe.

Aktuell sind wir außerdem auf der Crowdfunding-Plattform der Deutschen Mikroinvest (www.deutsche-mikroinvest.de) gelistet. Hierüber bieten wir eine Gewinnbeteiligung + Verzinsung + die Möglichkeit, Aktionär zu werden und sich an dem Erfolg zu beteiligen.

Gibt es etwas, das Euch noch fehlt? Ein Mitarbeiter, ein Investor oder ein Büro?

Einen Investor, mit dem wir das Marketing beziehungsweise die Expansion beschleunigen können, würden wir sicherlich nicht ablehnen. 🙂

Unabhängig davon verfolgen wir das klare Ziel, organisch zu wachsen. Das heißt, wir setzen den Fokus auf Umsatz und wollen, dass unsere bisher weit über 100 gewerblichen Verkäufer auch verkaufen. Gleiches gilt für unsere privaten Mitglieder, die ebenfalls kräftig inserieren.

Gibt es ein großes Vorbild für Euch?

Da gibt es eine Reihe von E-Commerce Unternehmen, von denen wir sicher lernen können.

Stellt Euch vor, Ihr könntet ein Lunch gewinnen. Wen würdet ihr aus der deutschen Startup-Branche gerne mit an den Tisch holen?

Jeden, mit dem wir eine gemeinsame und erfolgreiche Zukunft angehen können.

Wo steht Ihr heute in einem Jahr?

Definitiv soll es innerhalb der nächsten zwölf Monate einen kräftigen Mitgliederzuwachs geben (mindestens 100.000 aktive Mitglieder). Außerdem sollen bis dahin Shop- und Warenwirtschaftssystemanbindungen erfolgen, damit wir auch größere Händler bedienen können.