Ein junges Unternehmen sucht Kapital. Die Möglichkeiten sind vielfältig: von Gründerfonds über Business-Angels bis hin zu Venture-Capital. Hat sich letzteres als Unternehmensfinanzierung in Deutschland bereits etabliert? Was sagen die Zahlen, Daten und Fakten? Olaf Jacobi, Partner beim Münchner Venture-Capital-Investor Target Partners (www.targetpartners.de), zeigt in seiner Gründerszene-Kolumnenreihe, wie der Venture-Capital-Markt in Deutschland aussieht.

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Knappes Kapital – die deutsche VC-Szene im europäischen Durchschnitt

Die Venture-Capital-Szene in Deutschland entstand viel später als in den USA. Sie befindet sich daher noch im Aufbau – das war das Fazit der ersten Kolumne. Belegen das auch die Zahlen, Daten und Fakten? Im Vergleich zu anderen führenden Industrienationen ist Venture-Capital in Deutschland knapp. Das zeigen aktuelle Studien und Daten, die der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) jedes Quartal veröffentlicht.

Im europäischen Vergleich ist Schweden an der Spitze: 2009 investierte das Land 0,071 Prozent seines Bruttoinlandprodukts (BIP) als Venture-Capital. An zweiter Stelle folgt die Schweiz mit 0,061 Prozent. Dahingegen flossen in Deutschland nur 0,027 Prozent des BIPs als Venture-Capital in StartUps. Somit liegt Deutschland wie etwa auch die Niederlande oder Österreich unter dem europäischen Durchschnitt von 0,03 Prozent.

Die Marktbeschaffenheit: Rückgang der VC-Investitionen

In 2009 zeigten sich am deutschen Venture-Capital-Markt deutlich die Wirren der Finanz- und Wirtschaftskrise: Die Seed- und Early-Stage-Investitionen sanken um 16 Prozent zum Vorjahr. Das bedeutet in Zahlen: Statt 456 Millionen Euro in 2008 flossen 2009 nur noch 381 Millionen Euro in deutsche StartUps. Die Krise war auch bei den Fonds zu spüren: 2009 entstanden nur zwei neue Fonds mit 120 Millionen Euro – 2008 waren es noch drei mit 238 Millionen.

Woher stammt das Kapital? Insgesamt gibt es in Deutschland rund 110 Venture-Capital-Gesellschaften. 90 davon finden sich im Verzeichnis des BVK. Sie splitten sich auf in: 62 unabhängige Gesellschaften, 13 öffentlich geförderte Gesellschaften des Bundes oder der Bundesländer, sieben Corporate-Venture-Capital-Gesellschaften und acht Sparkassengesellschaften. Zusätzlich gibt es noch etwa 20 mittelständische Beteiligungsgesellschaften, Generalisten und nicht im BVK organisierte Beteiligungsgesellschaften, die regelmäßig oder vereinzelt in ein StartUp investieren.

Fazit: Deutscher VC-Markt noch im Aufbau

Zum einen gibt es nur wenige deutsche Venture-Capital-Investoren, die sich auf Deutschland und die frühen Phasen Seed und Early-Stage fokussieren und gleichzeitig ein ausreichendes Fonds-Volumen haben, mit dem sie das StartUp über die erste Finanzierungsrunde hinaus unterstützen können. Zum anderen ist das Kapital in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern verhältnismäßig knapp.

Fazit: Auch die Zahlen, Daten und Fakten belegen, dass sich die deutsche Venture-Capital-Szene noch im Aufbau befindet. Dennoch bin ich mir sicher, dass ein junges Unternehmen mit einer überzeugenden Geschäftsidee in Deutschland Kapital findet. Die kommende Kolumne gibt einen Überblick über die wichtigsten deutschen Venture-Capital-Investoren.

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Bildmaterial: Cohdra