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Egal ob Venture-Capitalist, Business-Angel oder Inkubator

Ohne das nötige Kleingeld gäbe es so manche spannende Business-Idee nur auf dem Papier. Gründerszene hat sich daher einmal die Mühe gemacht und unter dem Motto „Interview mit einem VC“ – und nein, Anspielungen an Blutsauger sind gänzlich zufällig – Deutschlands spannendste Geldgeber zu einem Interview gebeten.

Dieses mal: Fabian Hansmann stellvertretend für FoundersLink, das er gemeinsam mit Oliver Beste leitet. Genau genommen ist FoundersLink allerdings kein VC im Sinne von Venture-Capital, sondern vielmehr im Sinne von Venture-Creation, doch was genau das bedeutet, erklärt er am besten selbst.

Stell Dich doch mal kurz vor: Wer bist Du und wie bist Du als Investor unterwegs?

Mein Name ist Fabian Hansmann und seitdem ich 15 bin (also seit 17 Jahen) bin ich Unternehmer. Im Software-Bereich habe ich zum Beispiel mit 17 Jahren Steganos gegründet, einen Hersteller von Sicherheitssoftware. Nach meinem MBA am INSEAD in Singapur und Fontainebleau habe ich dann 2007 zusammen mit Oliver Beste (vorher myToys) FoundersLink (www.founderslink.com) gegründet.

Nachdem myToys Umsätze von 100 Millionen Euro erreicht hat, war Oliver Beste wieder heiß auf eine Neugründung. Das ist unser Geschäftsmodell: Wir sind kein VC, sondern betreiben Venture-Creation. Wir haben auch einige kleinere Beteiligungen bei befreundeten Unternehmern, möchten aber bitte keine Businesspläne geschickt bekommen. Wir möchten ausschließlich Venture-Creation betreiben. Eine Vermengung mit Investmentgeschäft und Venture-Creation sehen wir als problematisch an. Wir sind ja keine Investmentbank, die eine Chinese-Wall zwischen diesen Geschäftsbereichen aufbauen könnte ;-).

Gib uns doch mal ein paar Eckdaten zu euch: Größe, Größe des Fonds, Schwerpunkt, Stage, Investments…

Unter Venture-Creation verstehen wir die Gründung von neuen Unternehmen. Wir suchen also nicht nach Unternehmern mit Geschäftsideen, sondern nach Unternehmern ohne Geschäftsidee und nach Geschäftideen ohne Unternehmen. Unser Ziel ist es, neue Unternehmen zu schaffen.

Wir sind vollzeit nur drei Leute. Venture-Partner und Freelancer ergänzen das Team. Alle anderen Ressourcen sind in den Portfolio-Firmen aufgehängt. Da wir im Internet ganz verschiedene Themen angehen (von Payment bis Online-Recruiting und von B2C bis B2B), sind spezialisierte Ressourcen (zum Beispiel im Bereich SEO) weniger sinnvoll als bei Anderen.

Wie viel investiert ihr und wie viele Anteile müssen Gründer dafür an euch abtreten? „Das ist eine individuelle Sache“ zählt als Antwort übrigens nicht :-).

Bei uns ist es anders herum. Wir gründen Unternehmen und geben dann Anteile ab. Unser Modell ist einfach. Bei zwei Gründern erhalten diese jeweils 25 Prozent und FoundersLink 50 Prozent. Bei drei Gründern erhält jeder Gründer 20 Prozent und FoundersLink die verbleibenden 40 Prozent. Die Gründer haben ein lineares Vesting über vier Jahre. Wir versuchen nur kleine Summen zu investieren und bereits früh Investoren aus unserem Netzwerk dazu zu holen. Sonst hätten wir einen Interessenskonflikt bei der Festsetzung der Bewertung. Der Vorteil ist, dass unsere Interessen sich mit denen der Gründer komplett decken. Unsere Motivation ist die Wertsteigerung des Equity!

Bist Du selbst an den Investments Deines Fonds beteiligt? Zum Beispiel direkt oder über carry.

Oliver Beste und mir gehören jeweils 50 Prozent von FoundersLink. Wir haben keine Mitgesellschafter oder Limited-Partner.

Was begeistert Dich am Job als VC?

Venture-Creation ist eine fantastische Mischung aus dem Hands-on-Job eines Unternehmers und dem Blick aus der Vogelperspektive eines VCs. Man fühlt sich wie ein Simultan-Schachspieler, der an mehreren spannenden Fimen gleichzeitig arbeitet.

Berichte mal von Deiner schlimmsten und Deiner besten unternehmerischen Erfahrung.

Als ich zirka fünf Jahre nach meinem Ausstieg aus meiner ersten Firma erfuhr, dass diese zahlungsunfähig ist, hat mich das emotional getroffen. Aber so ist Unternehmertum: Ich habe die Firma dann zurück gekauft, einen neuen Geschäftsführer gefunden und die Firma generiert mittlerweile wieder schöne Gewinne. Man muss eben einmal öfter aufstehen, als man hinfällt.

Was ist wichtiger: Das Team oder die Idee?

Diese Frage hinkt. Die Standardantwort wäre „das Team“. Damit macht man nichts falsch, da man seiner „Zielgruppe“ schmeichelt. Tatsächlich würde aber kein VC investieren (oder nur kleine, explorative Summen), wenn die Idee oder zumindest der Sektor nicht äußerst viel versprechend sind.

Gibt es das ideale Gründerteam?

Ich denke schon. Wir suchen eher nach Generalisten als Spezialisten, eher nach Machern als nach Analyitikern. Branchenexpertise ist uns wichtig. Generell arbeiten wir mit erfahrenen Leuten. Unsere Gründer sind im Schnitt um die 40 und haben meist mehr als zehn Jahre Berufserfahrung. Das unterscheidet uns sicherlich vom Mitbewerb.

Was muss ein Gründer machen, um bei euch eine Finanzierung zu bekommen?

Um mit uns zu gründen, sollte man sich auf unserer Webseite in unsere Datenbank eintragen. Wir gründen zirka zwei Firmen pro Jahr und bekommen jede Woche diverse Bewerbungen. Es kann also eine Weile dauern, bis wir ein Thema gefunden haben, dass passt. Bei besonders viel versprechenden Kandidaten können wir auch über eine Entrepreneur-in-Residence-Position sprechen. In dieser Position sucht der Unternehmer (Vollzeit!) zusammen mit uns nach einem passenden Modell.

Was ist wichtiger – Profitabilität oder Wachstum?

Mit VC: Wachstum, ohne Investor: Profitabilität. Es kommt natürlich auch auf das Modell an. Bei einem Marktplatz gibt es zum Beispiel oft natürliche Monopole und Marktanteile sind kriegsentscheidend.

Welches sind die Top-Drei-Kardinalsfehler von Startups in Deutschland?

  1. Die Einstellung „entweder bekomme die Zusage eines VCs, oder ich fange erst gar nicht an“.
  2. Modelle zu starten, die ins Valley gehören (weil nur dort die Erfahrung in diesem Bereich vorhanden ist bei Mitarbeitern und Investoren und Deutschland keinen Wettbewerbsvorteil bietet). So ziemlich alle Software-Firmen oder Search-Engines gehören in diese Kategorie.
  3. Mit dem erstbesten Kommilitonen ein Unternehmen gründen zu wollen. Aber das ist glaube ich kein klassisch deutsches Problem.

USA vs. EU – hinken wir Amerika in Sachen VC und Entrepreneurship hinterher?

In Sachen Internet und Software sicherlich. Aber das ist ja nur ein ganz kleiner Teil des Gesamtbildes. Wäre Unternehmertum in Deutschland langfristig betrachtet unterentwickelt, wäre unsere Volkswirtschaft nicht so stark. Und was VC angeht: Nach wie vor gibt es zu wenige Investoren, die die Lücke zwischen Business-Angels und richtigen VCs schließen. Der HTGF tut hier bereits einiges, aber das ist noch eine Lücke. Gebe es einfach nur zu wenig Risikokapital, wären die Renditen der VCs auch höher. Wahrscheinlich ist es ein Zusammenspiel aus Gründungen, Kapital und Exit-Möglichkeiten.

Welche Themen sind für Dich derzeit hot?

Software-as-a-Service ist nach wie vor heiß. Immer noch vereinzelt Marktplätze. Ganz klar lokale Werbung.

Wie stehst Du zu Copycats?

FoundersLink sucht natürlich weltweit nach spannenden Konzepten, die sich in Deutschland nachhaltig positionieren lassen. Also Themen, bei denen man zum Beispiel lokale Netzwerkeffekte aufbauen kann. Das ist meiner Meinung nach auch eine sinnvolle Strategie für Unternehmer – insbesondere in Deutschland, da der Markt für sich genommen groß genug für ein profitables Unternehmen ist, auch wenn zum Beispiel der US-Markt bereits besetzt ist.

Das Argument, VCs in Deutschland seien risikoscheu, teile ich übrigens nicht. Das ist eine unpopuläre Aussage, aber sie sind einfach nur rational. Der US-Markt erlaubt deutlich höhere Umsätze. Bei einem skalierenden Geschäftsmodell also ganz massiv höhere Gewinne. Bei ähnlichen Initialkosten wie in Deutschland, sind also einfach höhere Risiken gerechtfertigt. Der Schrei nach risikotoleranteren Investoren in Deutschland ist für mich Populismus. Ansonsten verurteile ich als FoundersLink-Gründer die Venture-Creator-/Inkubatoren-Schwemme dieser Tage natürlich scharf :-).

Auf welchen StartUp-Events kann man euch treffen und welche Blogs/Zeitungen kannst du empfehlen?

Einfach @fabianffm folgen. Ich retweete dann, was mir gefällt :-). Ansonsten könntet Ihr Oliver Beste oder mich auch an jedem letzten Freitag im Monat beim Open Coffee Club in Berlin treffen. Im Café Caras am Leipziger Platz von 9.00 bis 11.00 Uhr.

Fabian, danke für das Gespräch.