Rebelle-neu
Rebelle-neu Rebelle-Gründerin Sophie-Cécile Gaulke

Meine Tasche nennt sich offiziell „Super Fluo“. Sie ist schlicht, aus knallrotem Ziegenleder, verziert mit einem goldenen Reißverschluss – und secondhand. Ich finde sie sehr hübsch. Deswegen zahle ich den Laden-preis für dieses Modell der französischen Marke Comme des Garçons. 99 Euro. Der Preis wurde mir von dem Marktplatz Rebelle vorgegeben, über den die Bestellung läuft.

Tatsächlich sieht die „Super Fluo“ aus wie unbenutzt, als sie mir in einer türkisfarbenen Box zugeschickt wird. Sogar die Originalverpackung liegt bei. Trotzdem hake ich bei Rebelle nach: Wieso kostet eine gebrauchte Tasche so viel wie eine neue? „Oft sind es Liebhaberteile, die überall ausverkauft sind“, antwortet mir Sophie-Cécile Gaulke, Gründerin von Rebelle. Es gebe in diesem Fall eine „hohe Bereitschaft, den Originalpreis oder sogar noch einen höheren Preis zu bezahlen“. Tatsächlich, ich zeige diese Bereitschaft, schließlich kann ich die Tasche nirgendwo sonst in Knallrot finden.

Sophie-Cécile Gaulke leitet das Hamburger Startup Rebelle gemeinsam mit Max Laurent Schönemann. Mit einem Team von 75 Mitarbeitern und Millionen an Investorengeld haben sie den Secondhand-Handel digitalisiert – und professionalisiert. Kunden können ihre Kleidung oder Taschen direkt an Rebelle schicken und einen Verkaufspreis vorschlagen. Ein Expertenteam prüft dann in Räumen in der Hamburger Speicherstadt die Echtheit der Ware. Passt alles, werden die einzelnen Produkte fotografiert und online gestellt. Alternativ können die Kunden eigene Fotos erstellen und die Artikel erst nach dem Verkauf zur Prüfung an das Unternehmen schicken. Ein aufwendiges Marktplatz-Modell.

05 – REBELLE

Wachstumsrate: 660%
Gründungsjahr: 2013
Firmensitz: Hamburg
Branche: Marketplaces
Webseite: www.rebelle.com

Der Clou: Die Experten von Rebelle kontrollieren alle Preise, damit nichts zu günstig oder teuer verkauft wird. Sie wissen ganz genau, welche Kleidungsstücke oder Taschenmodelle gefragt sind – und ob ihr Wert über dem des Ladenpreises liegt. Das wohl bekannteste Beispiel ist die Birkin Bag von Hermès. Der französische Luxushersteller hat durch künstliche Verknappung die Tasche, die nach der Sängerin Jane Birkin benannt ist, zu einem begehrten Gut gemacht. Eine Birkin Bag gilt mittlerweile als sichere Anlage, ihr Wert ist in den vergangenen Jahren konstant gestiegen. Wer sie haben will, muss sich auf eine Liste setzen lassen – und abwarten.

Ungeduldige Menschen können die Birkin Bag auf Rebelle kaufen – häufig für einen höheren Preis als im Laden. Ein ähnliches Geschäftsmodell verfolgen Startups wie Vestiaire Collective oder Videdressing. „Wir verkaufen jede Woche Birkin Bags und Kelly Bags von Hermès, die oft zwischen 15.000 und 20.000 Euro liegen“, sagt Gaulke auf Nachfrage. Für das Startup, das keine Umsatzzahlen verrät, ist das ein gutes Geschäft, es kann eine fette Provision kassieren. Im Fall einer Birkin Bag sind es 17 Prozent des Verkaufspreises, macht bis zu 3400 Euro. Bei günstigen Artikeln liegt die Provision bei 33 Prozent, zusätzlich verlangt das Startup einen Festbetrag von 15 Euro.

Ein Rechner auf der Seite zeigt mir an, dass die Verkäuferin meiner „Super Fluo“ gerade einmal 48 Euro verdient hat. Der Rest ging an Rebelle.

Bild: Rebelle