Das Digitale-Versorgung-Gesetzes, das Anfang 2020 in Kraft getreten ist, gibt Kassenpatienten Zugang zu Apps auf Rezept.

Zahlreiche Diabetes-Apps wetteifern um Marktanteile: Mysugr, Livongo, Emperra, Oviva. Die Krankheit eignet sich für eine digitale Therapie, denn ihr Verlauf hängt in großem Maße vom Verhalten der Patientinnen und Patienten ab: wie sie sich bewegen, was sie essen oder trinken. Companions, digitale Begleiter, geben Kranken Gesundheitsratschläge und die Möglichkeit, ihre Gewohnheiten einfach zu dokumentieren. Statistiken sprechen von sechs bis acht Millionen Menschen, die in Deutschland an der Typ-2-Diabetes leiden – Tendenz steigend.

Coaching für Diabetes-Kranke

Jetzt hat die Diabetes-App Oviva eine Series-B-Finanzierung in Höhe von umgerechnet knapp 19 Millionen Euro (21 Millionen US-Dollar) erhalten. Der neue Investor MTIP führte die Finanzierungsrunde an. Auch Earlybird ist als neuer Investor dabei. Die bisherigen Investoren Albion VC, F-Prime Capital, Eight Roads Ventures und Partech sind ebenfalls an der Runde beteiligt. Insgesamt hat Oviva damit bis heute Investitionen in Höhe von umgerechnet rund 30,5 Millionen Euro (34 Millionen Dollar) erhalten. Das aufgenommene Geld wird für die technologische Weiterentwicklung und die Expansion in Europa verwendet.

Oviva versteht sich zunächst als Ernährungsberatung sowie persönliches Coaching. Die App hat nach eigenen Angaben bereits mehr als 90.000 Patienten in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, der Schweiz und den Vereinigten Arabischen Emiraten behandelt. Diese Art der Therapie sei billiger als eine herkömmliche Behandlung, bei der Patienten ihr Ernährungstagebuch mit ihrem Arzt besprechen.

Lucy Jones, Klinische Leiterin von Oviva, nennt weitere Gründe für eine digitale Diabetes-Behandlung: „Unsere Technologie versetzt Patienten in die Lage, selbst eine führende Rolle bei der Kontrolle ihrer Gesundheit zu übernehmen, und verbessert die Compliance und die Ergebnisse.“

Mehr Funding in den USA

Gesundheits-Startups in Deutschland haben es ungleich schwerer als ihre internationale Konkurrenz. Das bestätigt auch Christoph Ruedig, Partner bei Albion VC: „Trotz überzeugender Beweise, dass digitale Behandlungen den Zugang und die Ergebnisse von Patienten erheblich verbessern und gleichzeitig die Kosten für die Gesundheitssysteme senken, investiert Europa in diesem Bereich einen Bruchteil im Vergleich zu den USA.“ Zum Vergleich: Die Diabetes-Plattform Livongo aus den USA hat vor ihrem Börsengang im Jahr 2019 umgerechnet rund 211 Millionen Euro (235 Millionen Dollar) erhalten.

In Deutschland warten Startups wie Oviva nun auf die Umsetzung des Digitalen-Versorgung-Gesetzes (DVO), das Anfang 2020 in Kraft getreten ist. Es gibt Kassenpatienten Zugang zu Apps auf Rezept. Programme, die einen positiven medizinischen Effekt nachweisen können, können von Ärzten verschrieben zu werden. Der Zugang zu dieser Regelversorgung bietet Startups ein neues Erlösmodell. Bislang mussten Gesundheits-Startups einzelne Selektivverträge mit Krankenkassen schließen oder sich auf Einnahmen von Privatpatienten beschränken.

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Bild: Oviva