Das Führungskräfte-Stipendium der European Leadership Academy (ELA) (www.european-leadership-academy.de) in Zusammenarbeit mit I-Potentials (www.i-potentials.de) und Gründerszene geht in die zweite Runde. Vergeben werden zwei Stipendien für das im Januar startende Modul „System – Organisationen führen“ des New Leadership Development Programme. Das Modul richtet sich an leitende Mitarbeiter in Startups, die Führung lernen wollen. Die Bewerbungsfrist für das Stipendium läuft noch bis 16. November. Im Interview mit Gründerszene erzählt der ELA-Gesellschafter Stefan Wisbauer, der das „System-Dynamics-Modul betreut, was hinter der Ausbildung steckt und wieso Führungskräfte Organisationsführung lernen sollten.

Kann man Organisationsführung lernen oder liegt so etwas im Blut?

Wir unterscheiden in unserer Arbeit Management-Aufgaben (wie Ressourcen-Management, Finanzen und Marketing) von Führungsaufgaben (eine Vision darstellen, Wege/Strategien finden, Veränderung und Konflikte managen). Letztere lassen sich in der Organisationsführung nur zu geringerem Grad delegieren. Organisationsführung erfordert einen Mix von Fähigkeiten in diesen Bereiche. Viel davon liegt sicher nicht im Blut und erfordert Fachwissen und Erfahrung verschiedener Art. Natürlich gibt es Führungskräfte, denen einige Bereiche leicht fallen, zum Beispiel haben einige vielleicht eine natürliche Autorität oder Fähigkeit in komplexen Situation leicht gute Strategien zu identifizieren. Jede „Stärke“ hat auch ihre Risiken, zum Beispiel zu erwarten sich immer leicht ohne sensitive Einbeziehung oder Konfliktmanagement durchsetzen zu können oder die Lösung immer alleine finden zu können, was in manchen Situationen gefährlich sein kann.

Was sind die größten Management-Fehler bei der Organisationsführung?

Jeder Kontext hat da seine eigenen Herausforderungen und jede Führungskraft ihr eigenes Risikoprofil. Etablierte Standard-Studienfächer und Trainings kreieren zum Teil ihre eigenen Fallen, wir lernen viel lineares Denken in einer Witschafts- oder MBA-Ausbildung und die Realität ist dynamischer und weniger linear als unsere Risiko-Analyse-Ansätze und Planungsmodelle es oft sind. ‚People Skills‘ wie emotionale Intelligenz, Empathie und Konfliktlösung werden oft wenig befriedigend oder gar nicht abgedeckt, sind aber in vielen Kontexten für den Erfolg essentiell. In meinen Augen ist in vielen Situationen ein Ansatz, der auf allen Ebenen ‚Führung‘ zuläßt und fördert statt Abhängigkeit von der momentan Führungsspitze erzeugt ein gutes Rezept für höhere Anpassungsfähigkeit und Stärke einer Organisation.

Wie ist das Modul an der ELA gestaltet und wodurch unterscheidet sich die Ausbildung von anderen Führungskräftecoachings?

Vom Format her ist ein Kennzeichen, dass wir normalerweise in kleinen Gruppen (bis zu 15 Teilnehmern) im Kreis arbeiten und es auch emotional intensiv und persönlich wird in dem Prozess. So sickert Lernen wirklich ein. Inhaltlich decken wir ein ungewöhnlich breites Spektrum auf den Ebenen Ich, Organisation und System ab und reflektieren über die genannten Kernaufgaben auf allen drei Ebenen. Die Dozenten haben in der Regel tiefe Praxiserfahrung und inhaltliche ‚Spikes‘, die sich ergänzen. Im System-Bereich zum Beispiel integrieren wir Inhalte aus der System-Dynamik, die nur wenige kennen, die aber sehr relevant sind zum Verständnis von und Strategiefindung in der komplexen Realität und Dynamiken, die uns umgeben und die wir mitbeinflußen. Teilnehmer sind überrascht zu lernen, wie einfache Entscheidungsregeln auf einmal komplexe Oszillationen in einen System erzeugen können. Auf der Makro-Ebene ermöglicht System-Dynamik neue Perspektiven auf globale Herausforderungen wie Climate Change und die Nachhaltigkeit unserer momentanen Wirtschafts-Strategien.

Oft hat man als Führungskraft das Gefühl, dass sich eigentlich täglich alles ändert. Können Führungskräfte überhaupt noch nachhaltige Ziele entwickeln?

Der Planungszyklus hat sich sicher verändert, Pläne für zehn Jahre werden heute kaum noch geschrieben. Peter Senge merkt an, dass viele Organisationen nicht älter als 40 Jahre werden, die Hälfte eines Lebensalters. Mit der ansteigenden Volatilität und Komplexität unseres Umfelds umzugehen ist sicher eine große Herausforderung aber auch Chance für viele Führungskräfte heute. Die produktbezogenen Ziele werden also schneller neudefiniert, wo Technologien ganze Industrien auslöschen (Video-Rekorder, Schallplatten, Analoges Fernsehen, …) oder umdefinieren (Internet und das traditionelle Telefon etc.). Mit Sicherheit wird das Ziel, eine ‚wache‘, flexible und lernfähige Organisation zu ‚orchestrieren‘ umso wichtiger.

Noch bis 16. November für das ELA-Stipendium bewerben

Das New Leadership Development Programme gliedert sich in drei Programmeinheiten: „Sich selbst führen“, „Andere führen“ und „Organisationen führen“. Die Absolventen des Programms entwickeln in interaktiven Settings die Fähigkeiten, komplexe Situationen im Führungsalltag abzubilden, Herausforderungen und Konflikte schneller zu erkennen und nachhaltige Lösungen für Probleme zu entwickeln.

Das Stipendium richtet sich dabei dezidiert an Führungskräfte und Mitarbeiter in leitenden Funktionen (C-Level). Vergeben wird die Teilnahme an der Programmeinheit „Organisationen führen“, bestehend aus drei Ausbildungsmodulen à drei Tagen (jeweils Donnerstag bis Samstag) im Wert von 4.850 Euro. Für das New Leadership Development Programme werden zwei Stipendien pro Trisemester vergeben.

Wer kann sich bewerben?
Führungskräfte aller Bereiche in Startup-Unternehmen.

Bis wann kann man sich bewerben?
Bewerbungsschluss ist der 16. November 2011, die Gewinner des Stipendiums werden bis 2. Dezember 2011 informiert. Die Auswahlgespräche finden am 29. und 30. November 2011 in Berlin statt.

Was muss eingereicht werden?
Ein aktueller CV und ein Motivationsschreiben. Für das Motivationsschreiben spielen folgende Fragen ein Rolle:

  • Was bedeutet Führungsverantwortung für mich?
  • Was sind die wichtigsten Ziele, die mein Team/mein Unternehmen derzeit verfolgt?
  • Welches sind meine drei wichtigsten Führungsgrundsätze?
  • Was ist meine Strategie, mein Unternehmen/mein Team dauerhaft erfolgreich zu machen?

An wen geht die Bewerbung?
Die schriftlichen Bewerbungen gehen an: startup-leadership@i-potentials.de.

Woraus besteht das Stipendium?
Vergeben wird die Teilnahme an der Programmeinheit des NLDP („Organisationen führen“), Start am 19. Januar 2012. Die Programmeinheiten werden in der ELA in Berlin durchgeführt. Ende Januar werden erneut jeweils zwei Stipendien vergeben.

Mehr Einblicke: Das Blog von i-potentials Startupcareer.de hat ein Interview mit dem Stipendiaten Rasmus Symanzik geführt.