Im BWL-Studium richtig Gas geben, dann ein oder zwei Jahre Beratungserfahrung sammeln und anschließend möglichst direkt als Gründer bei einem der großen Inkubatoren einsteigen. Viele der Startup-Akteure, über die berichtet wird, werden sich in diesem Lebenslauf mehr oder weniger wiederfinden, stellen jedoch nur einen Teil einer erfolgreichen Startup-Mannschaft dar. Zeit für Gründerszene, auch einmal Mitarbeiter zum Gespräch zu bitten, die auf einem anderen Weg ihren Platz im Unternehmen gefunden haben. Den Auftakt macht Malte Delbrück, Auszubildender beim Berliner Inkubator Springstar.

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Malte, wer bist du und was machst du bei Springstar?

Ich bin Malte Delbrück, 21 Jahre, und bin Auszubildender beim Inkubator Springstar. Mein Ausbildungsberuf nennt sich „Kaufmann für Marketing-Kommunikation“. Mein Ausbilder ist Magnus Resch, Managing-Director bei Springstar. Bei Springstar arbeite ich in den Portfolio-Firmen mit und habe bereits drei Startups kennengelernt. Eingesetzt war ich bisher schon in vielen Bereichen, zum Beispiel im Online-Marketing, im Product-Development oder im HR-Bereich.

Ausbildung statt Studium: Wie kamst du zu deiner Entscheidung?

In der Schulzeit habe ich schnell gemerkt, dass mir praxisnahes Lernen wesentlich einfacher fällt als trockene Theorie. Mit 18 hatte ich genug davon und machte mich mit einer kleinen Eventagentur selbstständig. Außerdem, um ganz ehrlich zu sein: Musterschüler war ich nie.

Viele Startups rekrutieren ihre Junior-Mitarbeiter meist als Praktikanten oder Jobeinsteiger direkt von der Uni. Bist du bei Springstar der einzige Auszubildende – der Hahn im Korb?

Bei Springstar bin ich in der Tat der einzige Auszubildende. Warum das so ist? Bewerbungen gibt es einige – das habe ich in meiner Zeit im HR bei Springstar gesehen. Doch Magnus sagt immer: „Ich will nur die Hungrigsten.“ Springstar selektiert recht stark. Aber Hahn im Korb stimmt schon irgendwie – Frauen gibt es hier tatsächlich viele.

In Deutschland kann nicht jedes neue Unternehmen sofort Angestellte ausbilden und das zu Recht. Welche Hürden mussten du und Springstar überwinden, um deinen Ausbildungsplatz einzurichten?

Das war wirklich nicht so einfach. Als ich zu Springstar kam, waren die noch gar kein Ausbildungsbetrieb. Magnus wollte mich aber, rief die IHK an und am nächsten Tag hatte er den Termin mit Herrn Okroy, dem IHK-Verantwortlichen. Der freute sich, war super-flexibel und ermöglichte eine schnelle Prüfung der Ausbildungsstätte. Den Ausbilderschein hat Magnus dann nachgeholt. Er schrieb mir aus dem Seminar ständig lustige SMS. Der hatte wohl seinen Spaß.

Springstar arbeitet unter anderem als Roll-Out-Helfer für ausländische Startups. Ist das Berliner Büro so international wie euer Portfolio?

Im Springstar-Büro herrscht eine bunte Mischung aus aller Herren Länder. Ich würde behaupten, dass unsere Besetzung mindestens genauso international ist wie unser Portfolio. Größtenteils wird bei uns Englisch gesprochen, einmal pro Woche kommt ein Deutschlehrer um den internationalen Mitarbeitern Deutsch beizubringen – natürlich ist der Kurs freiwillig.

Viele Startups locken ihre Mitarbeiter mit der Möglichkeit eines Auslandseinsatzes. Springstar hat nicht nur ein Büro in Berlin, sondern noch in neun anderen Städten rund um den Globus. Wirst du die Möglichkeit haben, Erfahrungen im Ausland zu sammeln?

Natürlich hoffe ich, noch an möglichst verschiedenen Standorten eingesetzt zu werden, jedoch muss dies auch mit der Berufsschule in Einklang gebracht werden. Im Februar war ich gerade für einen Monat in London und habe mir dort ein Praktikum bei Passion Capital (der VC-Firma von Stefan Glänzer) organisiert, unterstützt durch ein Stipendium der EU. Das war genial. Ich bin gespannt, wo es dieses Jahr noch hingeht.

An welchem Portfolio-Unternehmen arbeitest du zur Zeit und wie oft wechselst du die Beteiligung?

Ich wechsele recht häufig die Funktionen und die Unternehmen, damit ich schnell möglichst viel sehen und lernen kann. Angefangen habe ich bei Gourmeo, dann habe ich das Springstar-Team unterstützt, dann wechselte ich zu Juvalia & You. Momentan bin ich bei der Global Leads Group (www.globalleadsgroup.com) von Stefan Nolte und Denis Ciofu und verbessere meine Online-Marketing-Skills. Ich kann sagen: Langweilig wird mir bei Springstar nie.

Ein Koffer mit einer Million Euro fällt dir in die Hände – in welches Startup würdest du sofort investieren und weshalb?

Ich würde das Geld aufteilen und in zwei bis drei Startups investieren. Zunächst würde ich ein Drittel in WeGreen (www.wegreen.de) investieren, eine Suchmaschine für Nachhaltigkeit. Man kann Produkte, Firmen oder auch Jobs gemäß ihrer Nachhaltigkeit untersuchen. Ein weiteres Startup wäre Archify. Durch Zufall bin ich auf die gestoßen und bin ein Riesen-Fan – und auch Nutzer. Archify ist ein Research-Tool, das alle Texte mitliest und im Hintergrund speichert.

Wer kennt es nicht: Man fliegt schnell über Facebook oder einen Artikel und will diesen nach einiger Zeit wiederfinden. Bei Archify gebe ich meine bruchstückhaften Erinnerungen ein und siehe da, ich finde direkt die Seiten, die verloren schien. Zudem würde ich in Juvalia & You investieren, Springstars neustes Projekt. Was die in so kurzer Zeit aufgebaut haben, grenzt ans Unmögliche. Die Kombination aus Offline und Online ist einmalig.

Malte, vielen Dank für das Gespräch.