Die eigene Geschäftsidee vor potenziellen Geldgebern und anderen Interessierten zu pitchen, ist eine der Fertigkeiten, die jeder Gründer beherrschen sollte. Und da ein Fahrstuhl ein reichlich ungeeigneter Ort dafür ist, haben junge Startups im Format „Frischlingsfragen“ die Möglichkeit, sich und ihr Geschäftsmodell kurz und präzise vorzustellen: Gründerszene stellt zehn Fragen, und dieses Mal antwortet Eisenhower (www.eisenhower.me).

Eisenhower App

Wer seid Ihr und was macht Ihr?

Wir, Andreas Kwiatkowski und Tim Brueckmann, entwickeln und vertreiben unter der Marke Eisenhower eine Lösung für persönliches Zeitmanagement. Deren Grundlage ist die bewährte Eisenhower-Matrix, die dem ehemaligen US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower zugeschrieben wird und zu erledigende Aufgaben nach Dringlichkeit und Wichtigkeit erfassen lässt.

Hinter jedem Erfolg steckt eine Vision. Wie seid Ihr auf Eure Idee gestoßen?

Wir haben im Herbst letzten Jahres ein Zeitmanagement-Seminar besucht, das uns die Eisenhower-Matrix wieder ins Gedächtnis gerufen hat. Nachdem wir hiernach vergeblich nach einer attraktiv umgesetzten App gesucht haben, haben wir unseren ersten Prototypen im Outsourcing entwickeln lassen. Nach diesem erfolgreichen Markttest haben wir die Plattform dann im Frühjahr diesen Jahres vollständig neu entwickelt und schließlich vor zwei Wochen unsere zugehörige App für iOS fertiggestellt und veröffentlicht. Mittlerweile geht unsere Vision dahin, auch mit weiteren Schreibwaren und Schulungen im B2B-Umfeld das Thema Zeitmanagement ernsthaft und ganzheitlich zu bearbeiten.

Noch wichtiger als die Idee ist häufig das Team. Wer sind die Gründer, was habt Ihr vorher gemacht und wie habt Ihr zueinander gefunden?

Tim und ich haben uns beim Musikstreamingdienst Simfy (www.simfy.de) kennen gelernt. Ich habe nach einem klassischen Corporate-Job bei IBM bis April diesen Jahres dort als Head of Product das Produktmanagement verantwortet. Tim hat nach seiner Zeit bei einer Kölner Medienagentur als iPhone-Entwickler bei Simfy angefangen und ist auch heute noch für die Entwicklung auf der iOS-Plattform verantwortlich. Ich selbst bin mittlerweile als Produktmanagementberater tätig und arbeite nebenher an verschiedenen Produkten, aktuell vor allem für Eisenhower.

Viele Gründungsideen sind nicht gänzlich neu. Was ist Euer USP und was macht Ihr anders als alle anderen?

Andere Aufgabenverwaltungen erleichtern das Erfassen unendlich vieler Aufgaben, wir möchten das Erledigen der wichtigsten forcieren und erleichtern. Im Gegensatz zu Wettbewerbern auf dem Gebiet der Aufgabenverwaltung steht hierbei die konsequente Fokussierung auf die Nische einer Priorisierung mit der Eisenhower-Methode im Vordergrund. Das in dieser Methode fest verankerte Reflektieren über Dringlichkeit und Wichtigkeit hilft vor allem durch Identifizierung delegierbarer und nicht zu erledigender Aufgaben, Arbeitsersparnis und Entlastung zu realisieren. Damit können Stress reduziert und relevante Produktivität gesteigert werden.

Alle Produkte sind außerdem bewusst auf acht Einträge pro Quadrant der Eisenhower-Matrix beschränkt, um eine sich kontinuierlich verlängernde Liste zu verhindern. Stattdessen sollen alle acht erfassten Aufgaben zunächst erledigt, terminiert oder delegiert werden oder auf die Erledigung weiterer aus Mangel an verfügbarer Zeit bewusst verzichtet werden. Im Gegensatz zum umfangreichen Angebot an alternativen To-do-Apps wird damit bei anhaltender Nutzung nicht das schlechte Gewissen wegen sich anhäufender unerledigter Aufgaben größer, sondern bewusstes Entscheiden für die wichtigsten Aufgaben und ihr positives Erledigungsgefühl nach Bearbeitung motiviert den Nutzer zu bleiben.

Zum Business: Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell? Und wie groß ist das Marktpotenzial?

Wir bieten neben einer kostenfreien Webapplikation eine kostenpflichtige iPhone-App an, die wir in Zukunft durch In-App-Purchases weiter monetarisieren werden. Außerdem können online mit Notizblöcken im Eisenhower-Design bereits erste Schreibwaren bestellt werden. In Zukunft soll der Absatz mit Geschäftskunden gesteigert werden, die ihren Mitarbeitern größere Volumina und eine einführende Schulungsmaßnahme bereitstellen können. Dem Idealkundenprofil entsprechen in Deutschland 10,4 Millionen Kunden, davon sind 3,5 Millionen im Besitz eines Smartphones.

In den USA erfüllen 35,5 Millionen Kunden die Kriterien der definierten Zielgruppe, 11,7 davon sind Smartphone-Besitzer. In Großbritannien sind 7,3 Millionen Kunden für Zeitmanagement, 3,8 Millionen hieraus für mobile Software adressierbar. Gerade der Markt für Smartphone-Software wächst dabei innerhalb der nächsten drei Jahre stark an, da sich immer mehr Kunden von ihrem herkömmlichen Mobiltelefon trennen.

Ideen umzusetzen kostet Geld. Wie finanziert Ihr Euch?

Eisenhower ist komplett selbstfinanziert und wird derzeit noch in Teilzeit entwickelt und betrieben. Die zehn Kalendermonate von Entwicklungsbeginn bis Veröffentlichung der iPhone-App lassen sich auf etwa einen Monat aktiver Produktentwicklung reduzieren, die wir in gelegentlichen Nachtschichten und produktiven Wochenenden in Nebentätigkeit investiert haben. Ich habe dabei das Produktdesign und die Vermarktung übernommen, Tim die Entwicklung von Client und Backend.

Gibt es etwas, das Euch noch fehlt? Ein Mitarbeiter, ein Investor oder ein Büro?

Seit unserem Launch werden wir von einer stetig wachsenden Zahl an Interessenten um eine Android-App gebeten, die wir extern, eventuell unterstützt durch ein überschaubares Funding, entwickeln lassen möchten, sobald wir das nächstanstehende Update mit iPad-Unterstützung umgesetzt haben.

Gibt es ein großes Vorbild für Euch?

37signals (www.37signals.com) und andere, deutlich weniger prominente Unternehmen, die ohne externe Hilfe Millionenbeträge erwirtschaften und dabei auf bewusstes Wachstum setzen, ohne Produktqualität zu riskieren.

Stellt Euch vor, Ihr könntet ein Lunch gewinnen. Wen würdet ihr aus der deutschen Startup-Branche gerne mit an den Tisch holen?

Eine bunte Runde aus Felix Petersen (weil er uns weit vor iPhone-Launch das erste Amen (www.amenhq.com) geschenkt hat), Rene Köhler (der völlig unbeobachtet ein Online-Fahrradimperium aufgebaut hat), Günter Faltin (für seine revolutionären Gründermissionierung in der deutschen Hochschullandschaft) und dem Investoren-Duo Stefan Glänzer und Klaus Hommels (mit ihrem internationalen Blick).

Wo steht Ihr heute in einem Jahr?

Wir möchten Ende nächsten Jahres ein tragfähiges Produkt aus Mobil- und Desktopapplikationen anbieten, Schreibwaren und Hilfsmittel für persönliches Zeitmanagement über einen Fulfillment-Dienstleister ohne eigenhändige Logistik vertreiben können und über einen Affiliate-Modell oder sogar Franchise mit freien Zeitmanagementtrainern standardisierte Zeitmanagement-Schulungen auf breiter Basis im europäischen und englischsprachigen Ausland anbieten können.