Bereits als Schüler hat Julian Riedlbauer sein erstes Unternehmen gegründet. Zum Zeitpunkt des Verkaufs arbeiteten bereits 130 Mitarbeiter in seiner Firma. Nach mehreren Geschäftsführer- und Vorstands-Positionen in führenden Internet-, IT- und TK-Unternehmen wechselte Riedlbauer Anfang 2008 als Geschäftsführer zur M&A-Beratungsgesellschaft Corporate Finance Partners. Im Interview mit Gründerszene spricht er über seine ersten Schritte als Unternehmer, die deutsche Gaming-Branche und familiäre Fremdkapitalgeber.

Julian Riedlbauer von Corporate Finance

Hallo Julian, stelle dich doch bitte kurz einmal vor.

Seit mittlerweile fast vier Jahren bin ich Geschäftsführer der M&A Beratungsgesellschaft Corporate Finance Partners, lebe seit einiger Zeit in der Games-Hochburg Hamburg und bin 37 Jahre alt. Dieses Jahr habe ich diverse Unternehmensverkäufe mit einem Transaktionsvolumen von insgesamt 300 Millionen Euro geleitet und arbeite mit Hochdruck am Jahresendspurt der laufenden M&A Projekte.

Du hast bereits vor knapp 20 Jahren ein eigenes Unternehmen gegründet, den Modem-, TK- und Netzwerk-Distributor Connect Service Riedlbauer. Wie kam es zu dem Entschluss das eigene Unternehmen zu gründen?

Damals war ich Schüler und mein großes Hobby war Computerspielen. Anfänglich hatte ich einen Commodore C64, recht bald dann einen Amiga. Alles rund um Computer war damals ein teures Hobby, die Hardwarepreise waren noch sehr hoch. Meine Eltern waren natürlich keine Computer-Freaks und verstanden nicht, warum ich ständig neue Technik, Software, Spiele etc. kaufen wollte. Somit musste ich mein eigenes Geld verdienen, um das teure Hobby selbst zu finanzieren. Es war naheliegend, dass ich mit dem Handel von Hardware begann, die damals noch sehr hohe Margen hatte.

Damals war es für ein Startup wahrscheinlich bedeutend schwieriger Investoren an Land zu ziehen, wie hast du das Unternehmen damals finanziert?

In Deutschland gab es damals keine etablierten Business Angels und nur sehr wenig Finanzinvestoren. Es war einige Jahre klares Bootstrapping (den Ausdruck kannte damals niemand: Re-Invest der Gewinne, minimales Gehalt für mich). Als Schüler hatte ich sowieso keine großen Kosten. Als das Wachstum jedoch so schnell wurde, dass ich das Working Capital nicht mehr aus den Gewinnen abdecken konnte, halfen mir meine Eltern und meine Oma als Fremdkapital-Geber.

Mit Corporate Finance Partners warst du in den letzten Jahren bei der Kapitalerhöhung von InnoGames und dem Verkauf von redcoon an die MediaMarkt-Saturn-Holding involviert. Zusätzlich leitete Corporate Finance Partners den DailyDeal-Exit an Google, die Frogster-Übernahme durch Gameforge oder Ebays Kauf von Brands4Friends. Überall seid ihr dabei, warum wenden sich so viele Startups an euch, wenn es zum Unternehmensverkauf kommt?

Die Unternehmer wissen, dass ein belastbares Netzwerk und Verhandlungserfahrung wesentliche Erfolgsfaktoren eines Unternehmensverkaufs sind. Corporate Finance Partner ist in Deutschland mittlerweile der klare Marktführer bei M&A Transaktionen im Internetsektor. Unternehmern, die ihre Firma verkaufen möchten, bieten wir einen direkten Zugang zu den möglichen Käufern. Wir verfügen über eine umfangreiche Erfahrung, wie man einen Unternehmensverkauf am besten organisiert und verhandelt. Und unsere zufriedenen ehemaligen Kunden helfen indirekt mit ihrer Mundpropaganda bei der Gewinnung neuer Mandanten.

Du wirst eine Vortragsreihe von Finanzinvestoren auf dem Browsergames-Forum moderieren, das heute startet, wie siehst du die deutsche Gaming-Branche im internationalen Vergleich?

Deutschland ist im Bereich Browsergames in der westlichen Welt in der Führungsrolle. Die Konkurrenz in Asien ist nicht zu unterschätzen, aber sie versteht den Geschmack der westlichen Spieler nicht. Es gibt in Deutschland viele sehr erfolgreiche Online-Games-Anbieter, z. B. Bigpoint (www.bigpoint.net), Gameforge (www.gameforge.de), Upjers (www.upjers.com), Plinga (plinga.com), Game Duell, Travian, InnoGames (www.innogames.de), Playa Games, Smeet (de.smeet.com) und viele andere, deren Nennung hier den Rahmen sprengen würde. Charakteristisch ist, dass die Firmen meistens sehr profitabel arbeiten und trotzdem sehr schnell wachsen. Wooga (www.wooga.com) ist darüber hinaus ein herausragendes Beispiel für einen international äußerst erfolgreichen Social Games Anbieter.

Corporate Finance Partners bietet in diesem Jahr eine spezielle Investoren-Lounge an, in der Gaming-Unternehmen in Kontakt mit den passenden Kapitalgebern kommen können. Rückt das starke Games-Segment bei den internationalen VCs immer mehr in den Fokus?

Der Onlinegames-Sektor ist schon seit einigen Jahren im Fokus von internationalen Finanzinvestoren. Sie lieben die Tatsache, dass die Firmen hoch profitabel sind und gleichzeitig sehr hohe Wachstumsraten realisieren. Die Finanzinvestoren achten jedoch genau darauf, ob die neuen Game-Releases der Firmen erfolgreich sind und ob sich die älteren Spiele langfristig behaupten. Denn die Investoren wissen, dass mittlerweile ein großer Wettbewerb der Anbieter um die Spieler herrscht.

Wie kann man sich den Ablauf eines Exits vorstellen? Kommen die Unternehmen auf euch zu mit der Bitte einen Käufer zu finden, geht ihr aktiv auf Startups zu und wie werden die passenden Käufer gefunden?

Unser ganzer Fokus liegt auf der erfolgreichen Durchführung der laufenden Projekte. Wir gewinnen neue Mandate primär durch Mundpropaganda und durch unser bestehendes Kontaktnetzwerk. In ganz besonders spannenden Fällen sprechen wir interessante Unternehmen direkt an, um diese als Mandaten zu gewinnen.

Wieso ist der klassische Börsengang für so wenig Startups ein Thema? Die großen Vorbilder aus den USA, Google und Amazon, sind schließlich alle erst nach ihren IPOs zu wirklich globalen Playern geworden und die Gründer haben – neben hohen Gewinnen – noch heute die Fäden in der Hand.

In Europa sind Börsengänge generell schwieriger zu realisieren. Hinzu kommt, dass aus Deutschland heraus nur wenige wirkliche „Global Player“ im Onlinebereich entstehen und die Firmen für einen großen IPO meist zu klein sind. Die Gründe dafür sind vielfältig. Das beginnt damit, dass Gründer fast immer zunächst ihren Heimatmarkt bzw. ihren Sprachraum adressieren. Die DACH-Region ist einfach kleiner als die USA und Großbritannien. Außerdem sind die Frühphasen-Investoren hierzulande viel vorsichtiger und wollen erst einmal Erfolge, Profit und nicht nur sehr schnelles Wachstum sehen. Sehr große frühe Finanzierungsrunden werden auch dadurch erschwert, dass viele deutsche Gründer die volle Kontrolle behalten wollen. Im Vergleich zu anderen Internet-Firmen sind deutsche Online-Games-Firmen aber besonders global orientiert und auch deshalb für internationale Finanzinvestoren hoch attraktiv.

Julian, vielen Dank für das Interview!