Oricura Interview

Wer seid Ihr und was macht Ihr?

Wir verkaufen Kunst. Online. Unsere Plattform Oricura (www.oricura.com) – Original Curated Art ist der neue Online-Kunsthandel für originale und kuratierte Kunstwerke im Netz. Wir haben Oricura im August 2012 mit Sitz in Berlin gegründet. Seit Mitte Februar 2013 sind wir online und bieten Kunstinteressierten Zugang zu einem umfangreichen und ständig wachsenden Angebot von Kunstwerken: Arbeiten aus verschiedenen Epochen, vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart zum Festpreis. Die angebotenen Werke liegen überwiegend im Bereich bis 5.000  Euro.

Unser Team von fachkundigen Kuratoren stellt die Kunstwerke im stilistischen und epochalen Kontext dar. Zu den Künstlern verfasst Oricura ein Porträt, das auch nach Verkauf mit Zustimmung der Künstler im Oricura-Verzeichnis verbleibt. So entsteht über die Zeit ein frei zugängliches Künstlerlexikon. Die Werke, die wir auf Oricura verkaufen, kommen von Künstlern, Galeristen, Kunsthändlern und Sammlern. Die Arbeiten werden auf Kommissionsbasis in unser Depot aufgenommen, wo sie kunsthistorisch begutachtet, professionell fotografiert, sachverständig verpackt und innerhalb von wenigen Tagen nach der Bestellung verschickt werden können.

Auf diese Weise ermöglichen wir nicht nur bereits aktiven Sammlern, sondern auch Menschen, die bislang eher Berührungsängste beim Kunstkauf hatten, einen unkomplizierten Erwerb originaler Werke und handverlesener Unikate. Damit sind wir eine Mischung aus Galerie und Auktionshaus und unterscheiden uns ganz grundsätzlich von den vielen Plattformen, die den Verkauf von Kunst nur schlicht dadurch vermitteln wollen, dass sie das bestehende Inventar stationärer Händler darstellen.

Hinter jedem Erfolg steckt eine Vision. Wie seid Ihr auf Eure Idee gestoßen?

Kunst kauft man, so die allgemeine Vorstellung, traditionell offline – beim Künstler, in der Galerie oder im Auktionshaus. Das wird aber nicht so bleiben, denn zukünftig wird es genauso normal sein, Kunst online zu kaufen wie ein paar Turnschuhe. Lumas beweist das mit Fotoeditionen, Artspace tritt mit über zwölf Millionen US-Dollar Finanzierung an, um als übergreifende Online-Plattform für stationäre Galerien, Non-Profits und Auktionshäuser deren Angebot online verfügbar zu machen. Auch Auctionata (www.auctionata.com) setzt voll auf den Kunsteinkauf im digitalen Umfeld.

Und bei Ebay (www.ebay.de) gibt es auch viel Kunst – aber niemand filtert das Angebot. Reproduktionen, Originale, Unikate, Editionen, Faksimiles, Posterdrucke, Amateurarbeiten: Alles geht durcheinander und man braucht sehr viel Zeit, um vernünftige Angebote zu finden. Da wir aber selbst leidenschaftlich Kunst sammeln, haben wir geschaffen, was fehlt: eine Seite, die ein kuratiertes Angebot in einem einer breiten Schicht zugänglichen Preissegment schafft.

Noch wichtiger als die Idee ist häufig das Team. Wer sind die Gründer, was habt Ihr vorher gemacht und wie habt Ihr zueinander gefunden?

Wir sind durch das gemeinsame Interesse an der Kunst zueinandergekommen. Operativ ergänzen wir uns ideal: Christian als Kunsthistoriker, Tino als Online-Experte und Felix als Vertriebsexperte. Durch die Kombination dieser Fähigkeiten können wir die speziellen Anforderungen unseres Geschäftsmodells ideal abdecken.

Christian Günther hat Kunstgeschichte in Berlin studiert und betreibt seit 1995 die Plattform Kunst-und-kultur.de. Er ist seit 20 Jahren Sammler von Handzeichnungen. Nach Tätigkeiten im Berliner Kunsthandel gründete er eine eigene EDV-Firma. Der Kunst blieb er immer verbunden. In seiner Beschäftigung mit der Kunst stellte er fest, dass es immer wieder Kunst und Künstler gibt, die Qualität, aber keine Plattform haben. Dies soll durch Oricura geändert werden.

Der Rechtsanwalt und Unternehmensberater Tino Kyre hat zwölf Jahre Erfahrung im Online Business gesammelt. Hierbei ging es vor allem um das Zusammenspiel von anspruchsvollen Inhalten, Aktivierung von Menschen zu einer Community und Entwicklung sowie das Betreiben von Geschäftsmodellen in der digitalen Welt. Tino möchte bei Menschen das Interesse an der Kunst und vor allem die Freude am Besitz eines Unikates wecken. Auch bei denen, die sich bisher gar nicht vorstellen konnten, dass originale Kunstwerke auch in einem moderaten Preisumfeld zu haben sind.

Felix Wasmuth hat Jura und Architektur studiert, während seiner Ausbildung aber auch Erfahrungen im Kunsthandel gesammelt und bei Forschungs- und Museumsprojekten mitgewirkt. Anschließend hat er zwölf Jahre als Manager in der Konsumgüterwirtschaft, vor allem im Bereich nachhaltiger Lebensmittel, gearbeitet und ist seitdem Unternehmensberater. Ihn motiviert die Vision eines modernen Kunsthandels, der originale Kunstwerke einem breitem Publikum zu erschwinglichen Preisen unkompliziert anbietet. Und damit ganz praktisch für viele Künstler einen neuen Zugang zum Kunstmarkt eröffnet.

Viele Gründungsideen sind nicht gänzlich neu. Was ist Euer USP und was macht Ihr anders als alle anderen?

Wie gesagt, es wird sehr viel Kunst im Netz angeboten. Aber wir sind diejenigen, die jedes Objekt in die Hand nehmen, auswählen und vernünftig beschreiben. Dadurch, dass wir sehr viele Kunstwerke an einem Ort konzentrieren, bauen wir einen Kunstgroßhandel auf, den es so noch nicht gibt. Am nächsten sind wir Lumas, nur dass wir eben keine Fotografie-Editionen in hoher Auflage, sondern Einzelstücke und kleine Auflagen nicht nur aus dem Bereich Fotografie, sondern auch aus den Bereichen Malerei, Zeichnung, Grafik und Plastik anbieten. Auch Artflash ist toll, hat aber ein eher schmales Angebot.

Zum Business: Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell? Und wie groß ist das Marktpotenzial?

Wir leben von der Provision, die wir beim Verkauf der Kunstwerke verdienen. Der Markt für Kunst ist recht interessant – weltweit in 2011 zirka 43 Milliarden Euro, davon mehr als elf Milliarden Euro in Europa. Hiervon liegen zirka 50 Prozent im Preisbereich bis 5.000 Euro. In diesem Marktumfeld bieten wir große Vorteile: Wir sind 24/7 geöffnet, leicht zugänglich und bieten ein großartiges Einkaufserlebnis, ohne wie manche White-Cube-Galerie ein einschüchterndes Ambiente zu schaffen.

Ideen umzusetzen kostet Geld. Wie finanziert Ihr Euch?

Wir haben die seedphase mit eigenem Geld und mit Unterstützung eines Business Angels realisiert. Wir sind froh, dass unser Business Angel Ralph Suda als erfahrener Investor und Online-Spezialist unsere Gründung auch mit viel wertvollem operativen Input und strategischen Kontakten unterstützt. Für die nächste Finanzierungsrunde führen wir derzeit Gespräche mit VCs und institutionellen Investoren. Das machen wir aber bewusst bedächtig, denn wir sind gut aufgestellt und der nächste Investor sollte bei unserem speziellen Geschäftsmodell nicht überstürzt gewählt werden.

Gibt es etwas, das Euch noch fehlt? Ein Mitarbeiter, ein Investor oder ein Büro?

Da wir wachsen, halten wir die Augen offen. Räume sind derzeit aber kein Thema, denn wir haben ein gut versichertes Depot für die Kunst und auch ausreichend Arbeitsplätze. Leute melden sich oft bei uns, da sich Oricura schon ganz gut herumgesprochen hat. Investoren sind natürlich willkommen, da sind wir an Gesprächen immer interessiert: vor allem mit Business Angels und strategischen Investoren, die außer Geld auch andere für das Projekt förderliche Aspekte abdecken könnten.

Gibt es ein großes Vorbild für Euch?

Idee und Gründer von Fab.com finden wir toll. Abgesehen davon sind wir ja schon gestandene Männer und nicht mehr 20, das heißt, mit so richtigen Helden wird es eng. Bei uns sind es eher Leitmotive wie Passion, Ehrlichkeit, Vertrauen, Nachhaltigkeit. Das ist uns jedenfalls für unser geplantes Geschäft und auch alle Partner und Mitarbeiter extrem wichtig.

Stellt Euch vor, Ihr könntet ein Lunch gewinnen. Wen würdet ihr aus der deutschen Startup-Branche gerne mit an den Tisch holen?

Soweit wir Fab zu den deutschen Startups zählen: das Team von Fab.com inklusive Lars Hinrichs.

Wo steht Ihr heute in einem Jahr?

Wir streben innerhalb eines Jahres einen positiven Cashflow und gute Umsätze in Deutschland an, die unsere dann erreichte Position als Marktführer für den Verkauf kuratierter Originale zum Festpreis belegen. Gleichzeitig wollen wir im Bewusstsein von Künstlern und Kunstliebhabern eine hohe Bekanntheit erreichen. Wenn es darum geht, Kunst im Netz zu kaufen oder zum Verkauf anzubieten, möchten wir diejenigen sein, an die alle zuerst denken. Das planen wir auch mit innovativen Funktionalitäten und einer App zu fördern.

Bild: Oricura