Sie sind gemeinsam mit einem motivierten Gründerteam und einer guten Idee der Motor eines jungen Unternehmens: Investoren. Egal ob Venture-Capitalist, Business-Angel oder Inkubator – ohne das nötige Kleingeld gäbe es so manche spannende Business-Idee nur auf dem Papier. Gründerszene hat sich daher einmal die Mühe gemacht und unter dem Motto “Interview mit einem VC” – und nein, Anspielungen an Blutsauger sind gänzlich zufällig – Deutschlands spannendste Geldgeber zu einem Interview gebeten. Dieses mal: Andreas Schlenker von Partech (www.partechventure.com).

Partech, VC, Wagniskapital, Risikokapital

Stell Dich doch mal kurz vor: Wer bist Du und wie bist Du als Investor unterwegs?

Hallo, mein Name ist Andreas Schlenker. Ich arbeite seit 2003 für Partech International, einen internationalen VC mit Büros in Paris und San Francisco. Als Partner betreue ich von Paris aus den deutschen Markt.

Gib uns doch mal ein paar Eckdaten zu euch: Größe, Größe des Fonds, Schwerpunkt, Stage, Investments…

Partech International wurde 1982 gegründet und wir managen momentan unseren fünften Fonds. Assets under Management betragen über 500 Millionen US-Dollar. Unsere Schwerpunkte liegen in den Bereichen Internet, Digital Media, E-Commerce und Technology. Bei zwei Drittel unserer Investments steigen wir in Seed oder Series A Runden ein, auch schon ab 500.000 Euro und stellen Follow-on Finanzierung bis zum Exit zur Verfügung. Der Rest unserer Deals ist klassisches Wachstumskapital (Series B oder C) in bis zu zweistelliger Millionenhöhe. In Deutschland haben wir unter anderem bei Qype (www.qype.com) und Smeet (de.smeet.com) investiert und vor kurzem wurde unser Portfoliounternehmen, Brands4Friends (www.brands4friends.de), für 150 Millionen Euro an eBay verkauft.

Wie viel investiert ihr und wie viele Anteile müssen Gründer dafür an euch abtreten? „Das ist eine individuelle Sache“ zählt als Antwort übrigens nicht.

Bei der ersten Finanzierungsrunde investieren wir normalerweise zwischen 500.000 und 5 Millionen Euro. Dafür halten wir dann meist Beteiligungen von bis zu 30 Prozent. Uns ist besonders wichtig, dass bis zu einem Exit die Gründer selbst immer noch genug Anteile halten und somit Top motiviert sind.

Bist du selbst an den Investments Deines Fonds beteiligt? Zum Beispiel direkt oder über carry.

Ganz klassisch – Carry.

Was begeistert Dich am Job als VC?

Ich komme mit vielen jungen Unternehmern ins Gespräch und präge eine Industrie mit, die erst im Entstehen ist. Meiner Überzeugung nach wird sich das Internet in den nächsten 20 Jahren noch mehrmals fundamental wandeln und es werden neue Global Player entstehen – hoffentlich aus unserem Portfolio 😉

Berichte mal von Deiner schlimmsten und Deiner besten unternehmerischen Erfahrung?

Meine schlimmste Erfahrung war 2000 als ich als deutscher Geschäftsführer von AllAdvantage.com (globales Internetunternehmen aus den USA mit über 170 Millionen US-Dollar an VC Funding, Anfang 2001 dann Pleite.) kurz vor Weihnachten alle Mitarbeiter entlassen musste. Die beste Erfahrung ist immer der letzte, geglückte Exit.

Was ist wichtiger: Das Team oder die Idee?

Ganz klar das Team! Ein gutes Team findet auch eine gute Idee und ist trotzdem flexibel genug diese anzupassen bis der Erfolg sich einstellt.

Gibt es das ideale Gründerteam?

Das ideale Gründerteam besteht meiner Meinung nach aus zwei bis drei Gründern die sich komplementär ergänzen. Das Team sollte im besten Fall schon gute aber auch schlechte Erfahrungen gemacht haben und daraus gelernt haben.

Was muss ein Gründer machen, um bei euch eine Finanzierung zu bekommen? Welches sind die bedeutendsten Kriterien bei Startups für Dich?

Team, Markt, Produkt und Konzept müssen stimmen und schon stehen die Türen offen für ein eventuelles Investment.

Was ist wichtiger – Profitabilität oder Wachstum?

Wachstum – wir investieren in Startups die neue Märkte belegen und dort ist es wichtig schnell eine kritische Masse zu erreichen und einen Großteil des Markts zu besetzen. Nichtsdestotrotz sollte die Idee oder das Unternehmen auf einem nachhaltigen Business Model basieren.

Welches sind die Top 3 Kardinalsfehler von Startups in Deutschland?

Es gibt eigentlich keine konkreten Kardinalsfehler aber oftmals werden bestimmte Herausforderungen unterschätzt, zum Beispiel Internationalisierung oder auch Kapitalbedarf bis Break-Even.

USA vs. EU – hinken wir Amerika in Sachen VC und Entrepreneurship hinterher?

Leider ja. Man sollte aber auch bedenken, dass bereits seit über 50 Jahren VCs in den USA aktiv sind und die meisten deutschen VCs erst in den letzten 15 Jahren gegründet wurden.

Welche Themen sind für Dich derzeit hot?

E-Commerce, Online Gaming und Energy Efficiency Technology.

Wie stehst du zu Copycats?

Die meisten Startups die derzeit gegründet werden gibt es irgendwo schon. Solange die wichtigsten Kriterien von oben erfüllt werden, ist es im Prinzip egal ob es sich um ein Copycat handelt oder nicht.

Auf welchen Startup-Events kann man euch treffen und welche Blogs/Zeitungen kannst du empfehlen?

Man trifft mich auf den meisten großen Events – der Next, LeWeb, GamesCom, aber auch auf lokalen Events wie der Echtzeit oder Venturelounge. Ansonsten freue ich mich über jeden Gründer der das persönliche Gespräch sucht. Ich bin viel in Deutschland unterwegs und schaue mir dann gerne die eine oder andere Idee an. Lesen tue ich vor allem Gründerszene, Deutsche Startups, Exciting Commerce, sowie Techcrunch, GigaOm und Mashable.

Andreas, danke für das Gespräch.