Im Wettbewerb um eine exklusive Startup-Reise nach Israel suchte Gründerszene nach innovativen Web-Unternehmen im frühen Gründungsstadium. Das junge Startup Yones überzeugte die Jury und darf seiner Heimat Darmstadt im Oktober für zehn Tage den Rücken kehren, um im Tel-Aviv-Bootcamp von Top-Mentoren zu lernen und den Gründervibe Israels einzufangen. Vergangene Woche lud die israelische Botschaft die Gründer des Nachrichtendienstes nach Berlin – und Gründerszene nutzte die Gelegenheit für ein Interview.

Yones
Yones Christian Kulas, der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman und Marek Walasek (v.l.n.r.)

Wer seid Ihr und was macht Ihr?

Wir sind Yones (www.yones.net), eine persönliche Zeitung, die von den Interessen des Nutzers lernt und antizipiert, was der Nutzer lesen möchte. Dies funktioniert über maschinelles Lernen – inhaltsbasiert -, als auch über  Nutzervergleiche – ähnlich den Produktvorschlägen bei Amazon.

Hinter jedem Erfolg steckt eine Vision. Wie seid Ihr auf Eure Idee gestoßen?

Während meines Studiums an der TU Darmstadt habe ich (Christian Kulas) mich intensiv mit dem Thema Informationen und Nachrichten befasst. Eines Nachts lag ich bis vier Uhr morgens wach, da kam mir die Idee. Das war im Dezember letzten Jahres. Der Name Yones steht für “your news”.

Noch wichtiger als die Idee ist häufig das Team. Wer sind die Gründer, was habt Ihr vorher gemacht und wie habt Ihr zueinander gefunden?

Marek Walasek studierte im gleichen Semester wie ich Wirtschaftsinformatik. Während eines Programmierprojekts für die Telekom im vierten Semester lernten wir uns kennen. Marek war als IT-Werkstudent für verschiedene Unternehmen tätig, hat aber schon währenddessen mit dem Gedanken gespielt, etwas Eigenständiges zu unternehmen. Bei Yones kamen wir dann wieder zusammen.

Viele Gründungsideen sind nicht gänzlich neu. Was ist Euer USP und was macht Ihr anders als alle anderen?

Wir werden oft mit Flipboard verglichen. Der US-Dienst blendet Feeds aus sozialen Netzwerken, so zum Beispiel aus Technik und Wirtschaft. Das ist allerdings noch sehr unscharf. Im Bereich Wirtschaft könnte man erkennen, dass der Leser sich für Börsennachrichten interessiert, vielleicht sogar nur Technikaktien oder ausschließlich die News zur Facebook-Aktie.

Zudem gibt es Flipboard nur als mobile App, uns gibt es auch als Webdienst. Während Flipboard News ausschließlich aggregiert, sind wir eine persönliche Zeitung mit Lernfähigkeit. Wir bieten Nachrichten aus einer Hand, die zum persönlichen Profil des Nutzers passen. Auf dem deutschen Markt ist dies noch einmalig.

Zum Business: Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell? Und wie groß ist das Marktpotenzial?

Das Marktpotenzial ist groß – es ist eine klare Verschiebung von Print hin zu Digital sichtbar. Gleichzeitig kommt es zu einer enormen Informationsüberladung, wir bieten Lesern einen persönlichen Filter.

Für die Zukunft streben wir drei mögliche Geschäftsmodelle an: Zunächst ein Freemium-Modell für die Apps, bei denen Lesern exklusive Funktionen angeboten werden. Parallel dazu würden wir gerne unsere Technologie als kostenpflichtigen Service für die Nachrichtenseiten anbieten. In einem letzten Schritt möchten wir Abonnements anbieten, bei denen eine bestimmte Anzahl von Lieblingszeitungen mit Premiuminhalten zum Fixpreis angeboten wird. Premiuminhalte sind dabei die Artikel, die exklusiv in den gedruckten Ausgaben erscheinen.

Ideen umzusetzen kostet Geld. Wie finanziert Ihr Euch?

Momentan arbeiten wir nach dem Lean-Startup-Prinzip. Allerdings führen wir gerade Gespräche mit Geldgebern.

Gibt es etwas, das Euch noch fehlt? Ein Mitarbeiter, ein Investor oder ein Büro?

Wie gesagt sind wir derzeit mit Investoren im Gespräch. Ein eigenes Büro haben wir bisher noch nicht, weil es eigentlich auch nicht nötig war. Das könnte sich aber ändern, denn wir suchen noch UI-Designer, Mitarbeiter, die die Algorithmen weiterentwickeln, Kollegen, die den Server betreuen, sowie Unterstützung beim Marketing.

Gibt es ein großes Vorbild für Euch?

Natürlich Steve Jobs, wegen seiner Leidenschaft für Perfektion, und weil er für Produkte steht, die einfach funktionieren. Aber auch mein Onkel, der ebenfalls Infomatiker war. Ansonsten bewundern wir auch den Autor Guy Kawasaki, bekannter Anwender der Lean-Startup-Strategie, sowie den Lean-Startup-Begründer selbst, Eric Ries.

Stellt Euch vor, Ihr könntet ein Lunch gewinnen. Wen würdet ihr aus der deutschen Startup-Branche gerne mit an den Tisch holen?

Oliver Samwer natürlich. 😉

Wo steht Ihr heute in einem Jahr?

Hoffentlich in Berlin, mit einem eigenen Büro, einem motivierten Team und bei schönem Wetter.

Was erhofft ihr euch von Tel Aviv?

Wir erhoffen uns in erster Linie neue Kontakte, zu anderen Gründern und zu Unternehmen. Vor allem aber auch Inspiration und neue Ideen. Über den ein oder anderen Tipp für unser Startup wären wir natürlich sehr dankbar.