Potenzielle Käufer möchten gerade online ein Gesicht sehen und wissen, wer sich hinter der Fassade eines Unternehmens verbirgt. Ein ideales und kostengünstiges Medium, um sich auf persönlicher und emotionaler Weise ins Gespräch zu bringen, sind Videos. Ob Produktvideos, Interviews oder Unternehmenseinblicke. Der folgende Beitrag gibt sieben praktische Tipps zur Einführung einer Videostrategie, die Jeder im Unternehmen sofort anwenden kann.

Videostrategie, Unternehmensvideos

1. Technik für Unternehmensvideos

Die Technik muss für Aufnahmen, die vorwiegend im Web verwendet werden, nicht die teuerste sein. Dennoch gibt es ein paar Aspekte, auf die für ansehnliche Unternehmensvideos geachtet werden sollte. Niemand schaut sich gern ein Video an, bei dem entweder nichts zu verstehen ist oder die schönsten Hintergrundgeräuschen auf einmal dezent in den Vordergrund rücken. Neben dem Ton sind auch die Lichtverhältnisse ein Hebel, mit dem man die Qualität – und damit den Gesamteindruck – der Aufnahmen stark verbessern kann.

Der Ton eines Unternehmensvideos

Ein guter Ton ist die halbe Miete bei einem Unternehmensvideo. Deshalb an dieser Stelle etwas ausführlicher dargestellt. Nahezu alle Camcorder, mit denen man Videos aufzeichnen kann, bieten ein eingebautes Mikrofon. Dieses ist aber oft nicht ausreichend, da die Kamera bei Aufnahmen meist zu weit weg steht und eben alles mit aufzeichnet, was im Raum noch an Tönen vorhanden ist (inklusive Schall durch schlechte räumliche Akustik). Das Ergebnis ist dann nicht schön anzuhören. Von Außenaufnahmen ganz zu schweigen.

Beim Kauf eines Camcorders sollte daher auf einen externen Mikrofon-Eingang geachtet werden. An diesen kann dann ein externes Mikro angeschlossen werden. Das universelle Mikrofon gibt es nicht. Zum Verständnis ist es wichtig zu erwähnen, dass generell in zwei verschiedene Arten von Mikrofonen hinsichtlich des Aufnahmefokus unterschieden wird:

  • Mikrofone mit Kugelcharakteristik: Aufnahmewinkel des Tones, wie der Name schon sagt, im breiten Radius um das Mikro herum. Also auch Nebengeräusche. Wichtig für Tonaufnahmen bei denen möglichst alle Geräusche mit eingefangen werden sollen.
  • Mikrofone mit Nierencharakteristik: Fokus der Aufnahme auf einen bestimmten Winkel zum Mikrofon. Damit liegt der Fokus der Tonaufnahme in unmittelbare Nähe des Mikros. Ideal für Interviews und Videos, bei denen Hintergrundgeräusche nicht benötigt werden.

Tipps zum Ton:

  • Camcorder mit externem Mikrofon-Ausgang verwenden
  • Wenn die Kamera keinen externen Ausgang hat, kann alternativ der Ton auch über ein separates Aufnahmegerät aufgenommen und später zusammengemischt werden
  • Mikrofone mit mir Nierencharakteristik sind für Interviews empfehlenswert (zum Beispiel das AKG C1000S MKIII oder das RODE NTG-2). Beide bekommt man für unter 200 Euro und diese Investition lohnt sich. Wichtiger Hinweis: Bei den meisten Camcordern ist der externe Mikrofon-Eingang 3,5 mm Klinke. Diese beiden Mikros oben besitzen aber einen XLR-Stecker. Es wird also ein Adapter benötigt, den es aber im Fachhandel zu kaufen gibt.
  • Braucht ihr beim Videodreh die Hände frei, können auch Ansteckmikrofone die richtige Wahl sein. Hier ist aber zu beachten, dass bei der Verwendung von zwei Ansteckmikros bei einem Interview ein zusätzliches Mischpult oder Batteriespeisegerät notwendig ist. Da zwei Ansteckmikros nicht direkt an die Kamera angeschlossen werden können.
  • Letzter Tipp: Kauft beim Fachmann und lasst euch vor dem Kauf noch einmal beraten, damit ihr das richtige Mikrofon für eure Zwecke bekommt (beispielsweise über die Hotline vom Fachversender tohmann.de).

Die Kamera für ein Unternehmensvideo

Macht euch hier nicht verrückt. Oft reicht auch das Gerät, das ihr eventuell schon da habt für ein gutes Unternehmensvideo. Ein externer Mikrofon-Eingang wäre von Vorteil, um wie oben beschrieben, den optimalen Ton zu gewährleisten. Wenn noch keine Cam vorhanden ist, sollte zusätzlich auf die folgenden Features an einer Kamera geachtet werden:

  • Externer Mikrofon-Eingang
  • Eine SD-Karte zum schnellen Übertragen der Videos auf den PC ist von Vorteil
  • Der Akku sollte entnehmbar sein. Videoaufnahmen verbrauchen Akkuleistung und so ist es möglich, durch einen Zweit-Akku die Aufnahmezeit zu verlängern
  • Die eigene Kamera nicht zu groß wählen. So lässt sie sich besser transportieren und man ist flexibler.
  • Meine persönliche Kamera-Empfehlung für Unternehmensvideos: Kodak ZI8. Für diese Zwecke ausreichende Camcorder bekommt man bereits ab 120 Euro.
  • Es empfiehlt sich ein passendes Stativ zu verwenden, um verwackelte Videos zu vermeiden.

Das Licht bei der Videoproduktion

Am besten ist natürlich Tageslicht. Da dies bei Innenaufnahmen oft nicht ausreichend vorhanden ist, sollten zusätzliche Lichtquellen verwendet werden. Zum Anfang und zur Veröffentlichung im Web reichen die Lichtquellen, die im Raum zur Verfügung stehen, oft aus (einfach durch eine Probeaufnahme testen). Wer dennoch eine zusätzliche Lichtquelle verwenden möchte, kann nach gängigen Lichtsets für Kameraaufnahmen Ausschau halten. Für eine professionelle Ausleuchtung werden drei Lichquellen (Haupt-, Füll- und Hintergrundlicht) benötigt, welche es oft im Set zu kaufen gibt.

2. Das Rhetorische Rüstzeug

Ziel einer Videostrategie sollte es sein, Unternehmensvideos als festen Bestandteil in die Unternehmenskommunikation aufzunehmen. Um schnell und flexibel Unternehmensvideos zu erstellen, empfiehlt sich die Produktion innerhalb des eigenen Unternehmens. Aus Gründen der Authentizität am besten von den eigenen Mitarbeitern oder externen Experten zum Thema, die längerfristig zur Verfügung stehen. Seien wir doch mal ehrlich: Die meisten, die mit dieser Aufgabe betraut wurden, sind keine gelernten Moderatoren, sondern Laien. Um im Unternehmensvideo anschließend eine gute Figur zu machen, helfen schon ein paar kleine Tricks.

  • Personen im Unternehmen bestimmen (Social-Media-Verantwortlichen, Experten zum eigenen Thema, externe Fachleute).
  • Rhetorisches Rüstzeug schulen zum Start: Blick, Haltung, Stimme, Rhetorik. Für den Start empfehle ich einen Workshop mit Trainer und Coach Norbert Hansel aus Berlin (Seinen Workshop habe ich selbst schon mitgemacht und war begeistert. Die Empfehlung erfolgt selbstverständlich unentgeltlich).
  • Nicht versuchen perfekt zu sein, sondern loslegen und lernen.

3. Das Videoformat für ein Unternehmensvideo

Je nach den Zielen der eigenen Videostrategie sollten Formate definiert werden. Dabei bitte nichts überstürzen. Um so schnell wie möglich zu starten, sollte erst mal mit einem einfachen Format begonnen werden. Dies kann zum Beispiel ein Interview im Stehen mit eurem Experten im Haus sein. Hier ein paar Tipps dazu:

  • Gestaltet den Hintergrund des Videoformates einheitlich und im Unternehmens-CI (Logo, Banner, Stellwand oder alternativ vor einer einfarbigen hellen Wand und das Logo wird später bei der Videobearbeitung eingefügt).
  • Achtet auf eine Videolänge zwischen drei und fünf Minuten. Das ist eine Länge, die man schnell mal zwischendurch anschauen kann. Videos von 15 bis 20 Minuten Länge schrecken den oft kurz angebundenen Internetnutzer ab.
  • Platziert eure Webseiten-Adresse im Video gut sichtbar (bei Videobearbeitung möglich).
  • Nennt die Kernaussage des Videos in den ersten Sekunden (Was will ich im Video vermitteln? Was ist der Mehrwert für den Zuschauer? Warum soll er weiterschauen?).
  • Gebt starke „Aufforderungen zum Handeln“ am Ende eines Videos (zum Beispiel einen Hinweis auf aktuelle Aktionen, Aufforderung zum Anmelden im Newsletter, Aufruf zum Besuch im Blog).
  • Baut mediale Wechsel ein, indem ihr bei der Videobearbeitung Fotos und andere Sequenzen benutzt, um das Interview für den Zuschauer abwechslungsreich zu gestalten.

4. Die Redaktion (Themen, Frequenz, Drehtage)

Wie die gesamte Unternehmensplanung sollte auch die Erstellung von Unternehmensvideos nicht dem Zufall überlassen werden. Eine vorhergehende Planung stellt das regelmäßige Veröffentlichen von Videobeiträgen sicher und spart Zeit durch effiziente Abläufe. Mögliche Themen könnten hier sein:

  • Fragen beantworten (aus dem Kundenservice oder anderen Sozial-Media-Kanälen) oder ein kurzes Video aus den zehn meist gestellten Fragen erstellen
  • Produkte und Services beratend vorstellen (keine reine Verkaufsshow)
  • Über aktuelle Case-Studies und Umfragen sprechen
  • Schon bestehenden Content (etwa aus dem Blog oder den FAQ) für Videothemen verwenden und neu aufbereiten
  • Die zehn größten Mythen und Irrtümer der Branche thematisieren
  • Behind-the-Scenes: Erklären wie das eigene Business funktioniert (zum Beispiel Retourenbearbeitung, Bestellungsprozess, Produktion etc.)

Frequenz und Drehtage bei Unternehmensvideos

Für den Start sind zwei bis fünf Unternehmensvideos im Monat vollkommen ausreichend. Je nach Themen und gewünschter Intensität, kann die Frequenz natürlich individuell erhöht werden. Je mehr Content im Netz, desto besser werden die Inhalte auch gefunden. Mit interessanten kurzen Unternehmensvideos sollte auch niemand überfordert sein. Folgendes kann hier auch noch zu mehr Lebendigkeit verhelfen:

  • Brainstorming für mögliche Themen durchführen
  • Frequenz der Veröffentlichung der Videobeiträge festlegen
  • Themen und Veröffentlichungszeitpunkte planen und in einem Redaktionsplan (Excel-Liste) terminieren
  • Ein bis zwei Drehtage festlegen und gleich mehrere Videos am Stück produzieren (spart Zeit und bündelt Ressourcen)

5. Die Videobearbeitung

Sind die Unternehmensvideos produziert, können sie mit Hilfe eines Videobearbeitungsprogramms noch bearbeitet werden. Dies ist zu empfehlen, da, wie bereits oben erwähnt, dem Unternehmensvideo eine einheitliche CI verpasst werden sollte, welche das Unternehmen erkennbar werden lässt. Zur Auswahl stehen mehrere kostenlose aber auch kostenpflichtige Alternativen:

Tipps zur Videobearbeitung:

  • Grafische Elemente nutzen: Titelsequenz (gern auch Bewegtbild und Musik), Informationen während des Videos einblenden (Logo, wichtige URLs, Namen der Personen im Video, Abspann mit weiterführenden Informationen)
  • Welches Videobearbeitungsprogramm für eure Ansprüche das Richtige ist, müsst ihr selbst entscheiden. Testet einfach mal durch. Auch vom kostenpflichtigen Magix-Programm gibt es eine 30-Tage-Testversion (Hinweis: Für das Magix-Programm braucht ihr einen leistungsstarken Computer).

6. Unternehmensvideos veröffentlichen (Titel, Beschreibung, Tags)

Ist das Unternehmensvideos erstellt, sollte es auch der breiten Öffentlichkeit im Netz zugänglich gemacht werden. Auf YouTube geht das binnen von Minuten und kostenlos. YouTube ist nach Google die Plattform mit den zweitmeisten Suchanfragen und ermöglicht so das schnelle Auffinden der für die jeweilige Zielgruppe relevanten Inhalte. Die Tatsache, dass YouTube zum Google-Konzern gehört, sorgt außerdem für eine gute Integration in die normalen Ergebnisse der Google-Suche. Im Klartext heißt das, man wird gefunden. Andere YouTube-Nutzer können diese wie bei einem Sozialen Netzwerk abonnieren und kommentieren.

Titel, Beschreibung und Tags beim Veröffentlichen optimal wählen:

  • Relevante Schlüsselwörter in den Titel, Beschreibung und Tags aufnehmen (optimale Auffindbarkeit in den Suchergebnissen)
  • Spannung und Aussagekraft in den Titel legen (Ähnlich wie bei einem Zeitungsartikel), um Interesse beim Leser zu wecken
  • URL zur eigenen Webseite an erster Stelle in die Beschreibung einfügen (ist dann bereits im Suchergebnis sichtbar)

7. Unternehmensvideos vermarkten

Ist das Unternehmensvideo auf YouTube veröffentlicht, stehen eine Vielzahl weiterer Vermarktungsmöglichkeiten zur Verfügung:

  • Veröffentlichung des Unternehmensvideos auf Facebook und Twitter
  • Einbettung des Unternehmensvideos in den Unternehmensblog
  • Hinweis auf ein neues Unternehmensvideos im Kunden-Newsletter
  • Bereitstellung der Unternehmensvideos in einer Mediathek (Übersicht aller Videos) auf der eigenen Webseite
  • Veröffentlichung der Unternehmensvideos auf anderen Videoplattformen wie Sevenload (www.sevenload.com) oder MyVideo (www.myvideo.de) (Die Notwendigkeit sollte diesbezüglich aber geprüft werden, da mit YouTube ein Großteil der Zielgruppe erreicht werden kann.)

Fazit: Unternehmensvideos adressieren relevante Zielgruppen

Die Einführung einer Videostrategie ist kein Hexenwerk. Es gilt die goldene Regel: Loslegen und lernen. Gerade für neu gegründete Unternehmen bietet diese Form der Kommunikation eine kostengünstige und effektive Möglichkeit, die eigenen Inhalte und Kompetenzen im Netz der relevanten Zielgruppe auf eine Authentische Art und Weise zur Verfügung zu stellen.

Wie ist eure Meinung zum Thema? Habt ihr schon Erfahrungen innerhalb eures Unternehmen mit Videos machen können? Ich freue mich über eine rege Diskussion und Tipps zum Thema in den Kommentaren.

Bildmaterial: Xandert, Jppi