Shoppingclubs sind einer der Trends des vergangenen Jahres. Nun expandiert der US-Shoppingclub Fab (www.fab.com) und übernimmt den deutschen Shoppingclub Casacanda (www.casacanda.com), der mit rund zehn Millionen US-Dollar bewertet wird, wie das Wall Street Journal berichtet. Im Rahmen der Akquisition sollen die Casacanda-Macher mit Anteilen an Fab entlohnt worden sein. Das New Yorker Startup Fab.com will mit seiner ersten internationalen Akquisition den europäischen Markt erobern. Klaus Hommels gelingt mit der Übernahme des Springstar-Projekts (www.springstar.com) Casacanda eine überraschend frühe Akquisition – doch wie gut ist der Deal wirklich?

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Aus Casacanda wird Fab.de

Das im Juli letzten Jahres gestartete Springstar-Projekt Casacanda ist mit der Übernahme durch den US-Konkurrenten Fab.com ab sofort unter Fab.de (www.fab.de) erreichbar und stellt damit einen der ersten Exits des Berliner Inkubators dar. Zum Deal heißt es von Fab-CEO Jason Goldberg gegenüber WSJ: „Die Gelegenheit ist global, und wir haben beschlossen, ‚Lasst uns diese schnell nutzen, bevor sich die Copycats mehren‘.“

Springstar verfolgt bisher die Strategie, die Aufmerksamkeit von US-Unternehmen auf sich zu ziehen und für diese dann den internationalen Rollout durchzuführen. Nachdem Springstar bereits das internationale Geschäft von Airbnb operativ begleitet, soll nun auch Casacanda entsprechend modelliert werden. Zunächst soll das frühere Casacanda-Team mit der neuen Marke Fab.de Deutschland, Österreich und die Schweiz bearbeiten, auch an einer englischsprachigen Variante werde dann aber gefeilt: „Wir bieten Fab.de bald auf Englisch an. Zudem werden wir später in weitere europäische Länder expandieren“, schreibt Fab.com-Gründer Jason Goldberg in seinem Blog.

War Casacandas Exit ein Notverkauf?

Nach nicht mal einem Jahr Bestehen ist der Verkauf von Casacanda eher eine Überaschung. Warum verkaufte das Team so früh? Und warum mit zehn Millionen US-Dollar so günstig? Glaubt man den letzten Zahlen des Marktes, lag der letzten Finanzierungsrunde von Fab.com eine Bewertung von 200 Millionen US-Dollar zugrunde, beziehungsweise 240 Millionen nach dem Investment. Bei einer Casacanda-Bewertung von zehn Millionen US-Dollar dürften die Berliner also gut vier Prozent der Anteile an Fab.com erhalten haben, was kein sonderlich attraktiver Deal ist. Sinnvoll ist ein solcher Deal eigentlich nur, wenn keine anderen Finanzierungsmöglichkeiten zu attraktiven Konditionen winken – und immerhin hätten Klaus Hommels und Oliver Jung selbst genug Kapital, um Casacanda weiter zu finanzieren.

Das Team von Casacanda gibt sich hingegen kämpferisch und verweist auf seine Umsetzungsstärke: „In den nächsten sechs Monaten wollen wir die Anzahl der Nutzer verdoppeln“, sagte Casacanda-CEO Roman Kirsch gegenüber Gründerszenes Schwestermagazin VentureVillage. „Im Gegensatz zu anderen europäischen Startups wie Rockets Bamarang (www.bamarang.de), die sich massiv auf Fab-Replikation und strenges Kopieren verlassen haben, hat Casacanda sich durch enge Beziehungen mit lokalen Möbel-Designern sowie die Entwicklung von Technologien wie One-Click-Shopping abgehoben. Wir haben ein enormes Markt-Knowhow, einen ausgezeichneten Track-Record und eine wirklich gute Dynamik“, sagte Kirsch: „Ich denke, das ist es, was Jason in uns gesehen hat.“

Plausibel wirken diese Aussagen ob des frühen Verkaufs nur bedingt. Laut Informationen von Gründerszene soll sich Fab.com auch mit den anderen Beteiligten ausgetauscht haben, doch womöglich war Monoqi in diesem Konstrukt noch zu jung, während die Samwers deutlich aggressiver in den Verhandlungen agiert haben dürften als letztlich Casacanda. Gestartet als Shoppingclub für Möbel und Wohnaccessoires hat Casacanda sein Modell ohnehin leicht geshiftet und passt so nun auch zu Fab.com. Ein Notverkauf angesichts fehlender Finanzierungsalternativen wirkt daher als das wahrscheinlichere Szenario. Im Hinblick auf die angestrebte europäische Expansion von Fab macht der Verkauf aus Sicht des Casacanda-Teams jedoch Sinn, da Fab aufgrund der Markenstärke Casacanda ohnehin leicht überflügelt hätte.

Fab muss sich an den Markt anpassen

Der Deal mit Casacanda war bereits lange geplant. Bereits im Oktober 2011, als Fab.com gerade fünf Monate alt war, so berichtet Goldberg in seinem Blog, ging es darum, welche Märkte für das Fab-Modell als nächstes interessant werden dürften. Deutschland sei schnell ins Visier des Startups geraten. „Es ist eine natürliche erste Wahl, die deutsche Wirtschaft ist stark, Berlin ein wunderbarer Startup-Hub und die Deutschen haben eine tief verwurzelte Leidenschaft für Design“, so Goldberg. Anfang Dezember ist das Fab.com-Team in Berlin zu Besuch gewesen und wird dabei wohl den Deal eingetütet haben.

Nach Informationen von Gründerszene kam der Kontakt zu Casacanda wohl vor allem über den Fab-Investor Andreessen Horowitz zustande, der auch an Airbnb beteiligt ist. Dieser kannte Klaus Hommels, der mit Springstar Airbnbs Rool-Out begleitet, bereits gut. Will Fab.com im europäischen Markt allerdings Erfolg haben, wird es noch einige Anpassungen vornehmen müssen. Bisher ist der Anteil an internationalen Nutzern ungemein gering und auch in Sachen Bezahlmöglichkeiten wird der Shoppingclub dazu lernen müssen. Derzeit akzeptiert das Unternehmen ausschließlich Kreditkarten. Europäische und insbesondere deutsche Kunden mögen aber den Kauf auf Rechnung und Überweisungen.

Geht der Make-or-Buy-Plan von Fab auf?

Seit dem Start von Casacanda im Juli 2011 hat der Shoppingclub laut Unternehmensangaben mehr als 250.000 Mitglieder gewonnen. Mit der Akquisition wächst Fab auf über 200 Mitarbeiter weltweit, wovon Casacanda ein Team aus etwa 40 Mitarbeitern beisteuert. Glaubt man Fab-CEO Goldberg, könnte Casacanda mit seiner Performance bereits in diesem Jahr zehn bis 20 Prozent der Einnahmen von Fab generieren.

Fab-CEO Jason Goldberg zeigt sich dabei übermäßig begeistert vom Casacanda-Team: „Von allen Teams und Menschen, die wir in Berlin getroffen haben, waren wir mit Abstand am meisten von den Gründern und dem Team von Casacanda beeindruckt „, so Goldberg. „Casacandas CEO Roman Kirsch ist ein echter Superstar. Der Kerl ist so beeindruckend, dass ich ihn sofort für das Team Fab wollte.“ Auch Roman Kirschs Partner Sascha Weiler (Technik) und Christian Tiessen (Merchandising) haben es Goldberg nach seinen Schilderungen angetan. Beide Unternehmen hätten zudem ein Ziel: Sie wollen die Nummer eins werden, so Goldberg.

Fab startet mit der Übernahme also eine Art Kampfansage an die zahlreichen Adaptionen, die in den vergangenen Wochen starteten. Dazu gehören unter anderem die  Rocket-Internet-Kopie Bamarang oder das neue Startup Monoqi (www.monoqi.de) von Christophe Maire. Ob die Übernahme von Casacanda dafür ein hilfreicher Schritt ist, wird sich zeigen. Immerhin verfügen Hommels und Jung über einige Erfahrung in Sachen internationaler Rollout, dem nun vor allem die Execution-Wut der Samwers entgegen steht. Auch Airbnb soll sich laut dem Flurfunk der Branche mit der europäischen Expansion eher schwer tun – ob der Kauf eines deutschen Anbieters genügt, wird sich also erst noch zeigen müssen.

Update 21.02. 2012, 15.38 Uhr:

Nach einem kurzen Telefonat mit Casacanda-CEO Roman Kirsch wies dieser Gründerszene darauf hin, dass es keine Deal-Agreements zwischen dem Casacanda-Inkubator Springstar und Fab.com geben soll, sondern dass sich alle Inhalte auf Casacanda allein beschränken. Daneben habe das Unternehmen nach dreimonatigem Bestehen Ausschau nach einer Finanzierung gehalten, auf die dann zugunsten einer Partnerschaft mit Fab.com verzichtet wurde.

Mitarbeit: Joel Kaczmarek