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Froodies: Insolvenz angemeldet

Die Idee eines Online-Supermarkts scheint sowohl für Gründer als auch für Investoren verlockend zu sein. Gerade erst sind mit Allyouneed und MyTime zwei neue Jungunternehmen gestartet. Dass nun mit Froodies einer der bekannteren Anbieter Insolvenz anmelden muss, zeigt, wie schwierig das Geschäftsmodell ist.

Gerade erst sind mit Allyouneed und MyTime neue Online-Supermärkte gestartet, nun hat der Wettbewerber Froodies (www.froodies.de) die Segel streichen müssen: Am 16. Mai wurde laut Bekanntmachung des Amtsgerichts Düsseldorf das Insolvenzeröffnungsverfahren über das von Ingo Bohg und Gründer Lutz Preußners geführten Startups in die Wege geleitet. Seitdem liegt das Geschäft brach, die Webseite wurde bereits offline geschaltet – „Wir bauen für Sie um!“ heißt es dort optimistisch. Angeblich konnte die geplante zweite Finanzierungsrunde aufgrund „zusätzlichen Abstimmungsbedarfs“ der Investoren nicht abgeschlossen werden, schreibt DS. Zusammen mit dem zugeteilten Insolvenzverwalter werde nun eine Sanierung des Unternehmens geprüft.

Zunächst hatte es noch recht gut für den Internet-Supermarkt ausgesehen. Anfang vergangenen Jahres sammelte das Startup einen sechsstelligen Betrag von Sirius Venture, dem High-Tech Gründerfonds und mehreren Business Angels ein. Im Jahr zuvor hatte Sirius eine ebenfalls sechsstellige Summe als Erstinvestor (der mittlerweile rund 18 Prozent der Geschäftsanteile hält) zur Verfügung gestellt. Gerade erst vor wenigen Wochen startete Froodies seinen Lieferservice in Hamburg, und in Städten wie Dortmund, Düsseldorf, Köln, Münster und Wuppertal wurde eine eigene Wagenflotte aufgebaut.

Als laufendes Projekt wollte der Internet-Supermarkt seine Software um einige von den Kunden geforderte Funktionen erweitern und das Backend neu aufbauen. Allerdings verlief die “dringende Systemumstellung” dem Vernehmen nach alles andere als reibungslos. In der Konsequenz war das Store-Angebot seit einiger Zeit eingeschränkt und verschiedene Zahlungsmethoden standen nicht zur Verfügung.

Verursachte der dezentrale Ansatz Probleme?

Anders als viele Wettbewerber verfolgte Froodies einen dezentralen Ansatz: Das Jungunternehmen kooperierte in einigen Städten mit lokalen Lebensmittelhändlern vor Ort und bedient Kunden aus anderen Orten per Versand. Vermutlich hat die zweigleisige Strategie dem Startup zunehmend Kosten bei der Expansion bereitet. Der Onlineversand von Lebensmitteln hat sich seit jeher als herausfordernd präsentiert.

Insbesondere hohe Logistik-Ausgaben aufgrund der Verderblichkeit der Waren und eine bisher eher überschaubare Nachfrage machen den eFood-Bereich zu einem der schwierigsten im E-Commerce-Segment. Zwar hatte unter anderem der Onlineriese Otto (www.otto.com) früh auf einen Supermarktservice gesetzt – nur um ihn drei Jahre später wieder einstampfen zu müssen.

Im Juli vergangenen Jahres hatte auch der Online-Riese Amazon (www.amazon.de/lebensmittel) den Verkauf von Lebensmitteln und Getränken gestartet. Bei dem Online-Händler können Kunden nach eigenen Angaben aus mehreren zehntausend Produkten auswählen, bis heute hat es die Seite allerdings nicht aus dem Beta-Stadium geschafft. Amazon kooperiert dabei mit einer Vielzahl Händlern, die alle eigene Lieferkosten berechnen – Kundenfreundlichkeit sieht anders aus, auch wenn sich das Unternehmen das Gegenteil gerne per Studie bestätigen lassen möchte.

Schwieriges Geschäftsmodell

Bisher haben selbst die Discounter in ihren Online-Shops vermehrt auf Non-Food-Produkte und haltbare Lebensmittel gesetzt. Bei Edeka (www.edeka24.de) etwa findet sich ein sehr überschaubares Angebot, auch wenn Frischwaren gleich oben auf der Sortimentsliste stehen. Der Wettbewerber Kaisers (www.kaisers.biz) bietet seinen Bringservice derweil nur in wenigen Großstätten an. Zur weiteren Konkurrenz gesellen sich Lebensmittel.de, der Rossmannversand (www.rossmannversand.de) mit einem kleineren Onlineangebot und – bislang zumindest – eben auch Froodies.

Mit der Insolvenz reiht sich Froodies in eine namhafte Reihe gescheiterter Anläufe zum Online-Supermarkt ein. Wie schwer der Einstieg in das verlockende Geschäft letztendlich sein kann, hat bekanntlich schon AllesAnna erfahren müssen, das Startup setzte jedoch auf Drogerieartikel. Auch Lisaliefert/Lucrato musste lange am ursprünglichen Konzept feilen.

Ein Patentrezept für das Aufrechterhalten der Kühlkette bei frischen Produkten und für die meist geringen Margen scheint noch niemand gefunden zu haben. Zwar düfte der wachsende Trend hin zu Bio-Produkten den Online-Plattformen bei letzteren etwas mehr Luft verschaffen. Und auch Logistikunternehmen wie Deutsche Post DHL stellen sich verstärkt auf frische Produkte ein. Allerdings wird der Wettbewerb mit den neuen Playern wohl intensiver werden. Froodies wird also sicherlich nicht der letzte Problemfall in dem Segment gewesen sein.