Es ist die Nachricht des gestrigen Tages gewesen: Online-Riese Groupon (www.groupon.com) hat seinen Börsengang beantragt und im Zuge seines IPO-Antrags auch einen Börsenprospekt veröffentlicht, der tiefe Einblicke in den Status Quo des Unternehmens erlaubt. Noch steht kein genauer Termin für Groupons Börsengang fest, doch die gelieferten Informationen lassen Spannendes erwarten und offenbaren interessante Fakten, die Gründerszene in einer Übersicht zusammengestellt hat.

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Wird es Groupon auf einen Wert von 30 Mrd. Dollar bringen?

Insgesamt setzt Groupon eine Summe von 750 Millionen US-Dollar an, die an Einnahmen durch den Börsengang erzielt werden sollen. Die New York Times geht unter Berufung auf zwei unternehmensnahe Quellen sogar davon aus, dass Groupon auf diese Weise an Kapital im Umfang von drei Milliarden US-Dollar gelangen könnte, was Groupon einen Wert von dreißig Milliarden US-Dollar verleihen würde – ein Wert, der höher als der von Google bei seinem Börsengang liegt. Wie viele Aktien konkret im freien Handel sein werden, wurde noch nicht kommuniziert, doch Morgan Stanley, Goldman Sachs und Credit Suisse wurden mit dem Initial-Public-Offering (IPO) für Groupon (“GRPN”) beauftragt.

Würden also zirka zehn Prozent der Aktien angeboten, wäre dies ein relativ geringer Anteil, der einen „Run“ auf die Aktien auslösen könnte (Verknappung) und bei hoher (gehypter) Bewertung könnten die jetztigen Anteilseigner zu entsprechend besseren Bewertungen verkaufen.

Dennoch stapelt Groupon an einigen Stellen auch tief und spricht in seinem Börsenprospekt etwa davon, dass das Thema Profitabilität derzeit außer Reichweite scheint: “We cannot be certain that we will be able to attain or increase profitability on a quarterly or annual basis.” Auch Dividenden seien zunächst nicht angedacht, sondern alle Einnahmen sollen zunächst in den Geschäftsausbau gesteckt werden. Mit den Klasse-A-Aktien kann also nur durch eine Kurssteigerung in naher Zeit mit einem Gewinn gerechnet werden.

Eine Unterteilung in Klasse A und B wird im Börsenjargon auch als Dual-class Stock Structure bezeichnet und bei Unternehmen wie Facebook oder Google bereits eingesetzt, um als Gründer auch an öffentlichen Märkten die Kontrolle zu behalten. Im Falle von Groupon halten derzeit Mitgründer Eric P. Lefkofsky zirka 21,6 Prozent und Andrew Mason 7,7 Prozent. Accel Partners (www.accel.com), das im November 2009 in Groupon investiert hat, bringt es auf 5,6 Prozent. Während beim Börsengang Klasse-A-Anteile in den Verkauf gehen, werden Mason, Lefkofsky und Bradley Keywell, ebenfalls Co-Founder, alle Klasse-B-Anteile halten.

Samwers & Co. cashen (bis jetzt) 170,2 Mio. Dollar aus

Für uns Deutsche dürfte sicher auch der Samwer’sche Exit rund um das Berliner Unternehmen CityDeal von größtem Interesse sein. Inzwischen als Groupon CityDeal (www.groupon.de) firmierend, wurde bereits zum Verkaufszeitpunkt im Mai 2010 darüber spekuliert, dass die Investorenschaft hinter CityDeal – hier wären die Samwer-Brüder Alexander, Marc und Oliver über ihren Inkubator Rocket Internet (www.rocket-internet.de) sowie Holtzbrinck Ventures (www.holtzbrinck-ventures.com), eVenture Capital Partners (www.evcpartners.com) und Investment AB Kinnevik (www.kinnevik.se) zu nennen – im Tausch gegen Anteile im Werte eines dreistelligen Millionenbetrags verkauften.

Nun ist klar, dass die Investorenschaft rund um die drei Samwer-Brüder quasi alleinig durch Anteile entlohnt wurde und bei einer damaligen Bewertung von 126 Millionen für CityDeal 41.400.000 Groupon-Anteile erhielt sowie zusätzlich 600.000 US-Dollar in bar. Rocket Internet profitierte daneben auch von Dienstleistungseinnahmen, die es Groupon im ersten Jahr nach der Übernahme in Rechnung stellte und im Januar dieses Jahres haben die Samwers darüber hinaus ein Joint-Venture namens E-Commerce King Limited mit Groupon und anderen für den chinesischen Markt ins Leben gerufen, bei dem sie (über die neu gegründete Rocket Asia GmbH & Co. KG) mit zehn Prozent beteiligt sind – Groupon selbst hält hieran 40 Prozent der Anteile.

Von seinen 41.400.000 Anteilen verkaufte die CityDeal-Investorengruppe bereits 10.778.720 Anteile für einen Gegenwert von stattlichen 170,2 Millionen Dollar, die durch eine 950-Millionen-Dollar-Finanzierung im Januar 2011 beglichen wurden. Bei den verbleibenden 30.621.280 Anteilen, die 10,3 Prozent an Groupon entsprechen, kann sich wohl auf eine stattliche Wertsteigerung nach dem Groupon-IPO gefreut werden.

Denn mittlerweile haben diese Anteile eine unglaubliche Wertsteigerung erfahren. Vermutungen bewegen sich um 750 Millionen Dollar aufwärts und glaubt man den Schätzungen der New York Times, nach denen Groupon nach seinem Börsengang bis zu 30 Milliarden US-Dollar wert sein könnte, hätten 10,3 Prozent einen Wert von unglaublichen drei Milliarden US-Dollar – das sind eine Menge Copycat-Stammeinlagen und es lässt sich erahnen, was die Samwers für einen unglaublich lukrativen Deal gemacht haben, bei dem sich auch Groupons Bedarf an der Execution-Power der drei Brüder ablesen lässt.

Wo geht die Reise für Groupon hin?

Generell lassen sich in diesem Jahr sehr viele vollzogene, geplante und vermutete Börsengänge im Social-Bereich finden: Zuletzt sorgte LinkedIns Börsengang für Furore, das mit einer unglaublich hohen Bewertung an die Börse ging und viele Kritiker gar von einer aufkommenden Internetblase sprechen lässt. Der wohl heißeste Kandidat für einen Börsengang ist jenseits dessen Facebook und auch Zynga ist ein Name, der in diesem Zusammenhang nicht übersehen werden darf. Die Einen sprechen von einem Hype, Andere von einer möglichen Überhitzung und dem Bubble-Jahr 2001.

Für Groupon lässt sich konstatieren, dass der geplante Börsengang einiges an Kapital in die Kassen des Unternehmens spülen wird, wodurch sich das weitere Wachstum von Groupon finanzieren lässt. Zuletzt fuhren sowohl der Deutschlandableger CityDeal als auch Groupon insgesamt hohe Verluste ein, doch Groupons Geschäftsmodell erscheint sehr gut skalierbar und bietet langfristig viel Profitabilitäts-Potenzial.

Dies belegen auch einige der von Groupon gelieferten Keyfacts: Der Gross-Profit lag zuletzt bei 270 Millionen US-Dollar bei einem Umsatz von 644 Millionen Dollar. In fast allen User-, Traffic– und Finanz-Daten ist das erste Quartal 2011 besser als das gesamte Jahr 2010. So beschreibt sich Groupon in den hauseigenen Zahlen entsprechend euphorisch:

  • Umsatz: Brachte es Groupon im zweiten Quartal 2009 noch auf 3,3 Millionen US-Dollar Umsatz, waren es im ersten Quartal dieses Jahres 644,7 Millionen, was beinahe einer Verzweihundertfachung entspricht.
  • Märkte: Im Juni 2009 war Groupon noch auf fünf nordamerikanischen Märkten aktiv, inzwischen bringt es das Unternehmen aus Chicago auf 175 nordamerikanische Märkte und 43 Nationen (Stand 31. März 2011).
  • Subscriber: Aus demselben Zeitraum stammt eine Subscriber-Basis von 152.203 Nutzern, die inzwischen auf 83,1 Millionen angewachsen ist.
  • Händler: Partizipierten im zweiten Quartal noch 212 Händler beim Groupon-Prinzip, sind es im ersten Quartal 2011 56.781 gewesen.
  • Deals: Den 116.231 getätigten Deal-Aktionen des zweiten Quartals 2009 steht im ersten Quartal 2011 die Summe von 28,1 Millionen weltweit entgegen.
  • Mitarbeiter: Im Sommer 2009 waren noch 37 Angestellte für Groupon tätig, seit März 2011 beläuft sich diese Zahl auf 7.107 Mitarbeiter, was Groupon vor Google zum am schnellsten wachsenden Internet-Unternehmen gemacht hat.

Groupons Wachstum darf also durchaus als beeindruckend gelten, wenngleich diese Zahlen auch mit Geschick gewählt wurden und abstrakte KPI-Größen wie das “Adjusted Consolidated Segment Operating Income” die Performance des Unternehmens mitunter verzerren.

Für die Zukunft wird es sicherlich darum gehen, weiter international zu wachsen, während die Kostenstruktur wohl so gesenkt wird, dass unternehmensübergreifend weniger Marge aufgebraucht wird. Vor allem im Marketing-Bereich – Groupons größter Kostenfaktor – dürfte es auf Dauer zu Einsparungen kommen. Groupons Devise scheint hier darin begründet, dass einmal gewonnene Kunden günstig gehalten werden könnten und wiederkehrende Umsätze bringen – eine These, die zumindest diskutiert werden kann.

Allgemein ist dennoch durchaus denkbar, dass Groupon im Sinne der Nachhaltigkeit seines Geschäftsmodells seine Margen senken wird, wurde doch auch das ein oder andere Fleckchen Erde bei den angebundenen Händlern verbrannt. Mit dem umfangreichen Kapital eines Börsengangs dürfte dies in naher Zukunft allerdings sicher kein Problem sein.

Mitarbeit: Lino Poeverlein

Bildmaterial: Kconnors