Es stand zuletzt eher schlecht um den Couponing-Vorreiter Groupon (www.groupon.de): Während der eigene Börsenkurs stetig sinkt, ist auch das derzeitige Presseecho wenig vielversprechend. Immer häufiger kommt daher auch die Frage nach der Daseinsberechtigung von Groupons Geschäftsmodell auf. Sattelt Groupon nun um? Erste Hinweise deuten darauf hin, dass Groupon in Asien eine Sourcing-Unit aufbauen könnte, um selbst direkt an den Produktplatzierungen auf seiner Seite mit zu verdienen.

Groupon Shop Sourcing

Groupons Geschäftsmodell im Sinkflug?

Groupons Aktienkurs ist praktisch seit der ersten Zeichnung im steten Sinkflug ( siehe Infografik von Finanzen.net unten). Grund dafür dürfte vor allem das sinkende Vertrauen der Anleger in das Geschäftsmodell von Groupon sein, dessen Wahrnehmung angesichts negativer Berichterstattungen und schlecht umgesetzter Deals (Star Drinks, ICE Watches, Beats-Kopfhörer und so weiter) gelitten hat.

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Auch die Berichterstattung zu Groupons Interna fiel in letzter Zeit alles andere als gut aus: Nachdem Gründerszene im April dieses Jahres bereits zum wiederholten Male unterschiedliche Missstände bei Groupon thematisierte, zerpflückte zuletzt der Focus das Geschäftsmodell von Groupon sowie dessen Angebotspalette. Es erweckt den Eindruck, als habe Groupons Geschäftsmodell seinen Zenit überschritten – zumindest, wenn es nach den Stimmen der Öffentlichkeit geht.

Marketing-Maschine Groupon

Auf der Webseite Grouponfunktioniert.de hat der Couponingriese derweil seine Performance in einigen griffigen Zahlen für Geschäftskunden aufbereitet. So will es das Unternehmen aus Chicago auf über 83 Millionen Newsletter-Abonnenten bringen, die täglich mit E-Mails bespielt werden. Auf diesem Wege seien in über 43 Ländern bereits mehr als 30 Millionen Gutscheine verkauft worden.

Auch im Händlerbereich gibt Groupon hohe Zahlen an. So bringe es der Gutschein-Anbieter auf mehr als 56.000 Mittelständler als Partner, von denen laut Unternehmensvideo stolze 97 Prozent erneut mit Groupon zusammenarbeiten sollen. Angesichts der wiederholten Kritik über fehlende Deckelungen, fehlerhafte Deal-Beschreibungen und mangelnde Kenntnis der Merchant-Seite (siehe dazu etwa Gründerszenes Betrachtung der Händlerseite von Groupon), überraschen solche Angaben eher. Interessant wird hingegen die Frage, ob Groupon seinen Marketing-Apparat nicht zukünftig vor allem auch für eigene Produkte einsetzen wird.

Hinweise auf Sourcing bei Groupon

Ein mit Groupon zusammenarbeitender Händler berichtete Gründerszene nun, dass Groupon womöglich an einem Sourcing-Ansatz in Asien arbeite, um selbst Produkte vertreiben zu können. Mit Sourcing sind Einkaufsprozesse gemeint, die darauf abzielen, Versorger von Waren auszumachen, sodass ein Unternehmen selbst zu günstigen Preisen Produkte oder Dienstleistungen vertreiben kann, ohne jedoch selbst an der Produktion beteiligt zu sein. Das Möbelsegment oder Maßanzüge sind etwa Branchen, in denen häufig günstig Waren in Asien gesourct und dann über die eigene Plattform vertrieben werden.

Wird nun auch Groupon aktiv und verkauft Waren, die es selbst günstig in Asien einkauft? Laut Informationen von Gründerszene soll Groupon im Begriff sein, einen eigenen Vertrieb von Zubehörprodukten ins Leben zu rufen, die es dann über die eigene Plattform vertreibt. So könnten beispielsweise Schutzfolien für Smartphones und Tablet-Geräte bald zu den niedrigkomplexen Produkten zählen, die Groupon aufgrund der einfachen Qualitätskontrolle selbst über seine Plattform in Form von Deals vertreibt. Gründerszene befragte Groupons Verantwortliche, was an dieser spekulierten Entwicklung dran sei, diese wollten jedoch „bezüglich [ihrer] strategischen Ausrichtung, internen Prozesse oder Vertriebsstrukturen keine genaueren Informationen geben.“

Groupon würde als Händler direkt mitverdienen

Und neben einem entsprechenden Händlerhinweis findet sich bei Groupon auch bereits eine Personalie, die auf diesen neuen Sourcing-Ansatz hindeutet: Mit Wolfgang Röbig weist Groupon einen „International Head of Sourcing Asia“ in seinen Reihen auf, der ein Baustein in diesem Prozess sein könnte. Mit einer entsprechenden Umstellung würde Groupon so nicht mehr nur eine Mischung aus Vertriebsapparat und Marketingmaschine darstellen, sondern auch direkt an seinen Deals mitverdienen. Warum andere hohe Margen mit Kleinprodukten aus Asien machen lassen, wenn die Hürden für eine eigene Beteiligung doch recht niedrig sind?

Würde Groupon zum Shop für eigene Produkte, fiele dies also in die gleiche Kategorie wie ein Zalando, das auf Eigenmarken setzt: Das „Inventory-Risk“ (also das mit einer eigenen Produktion und Lagerung verbundene Risiko) ist geringer, die Margen währendessen entsprechend höher. Verdient Groupon bisher nur am Verkauf der Coupons, könnte es so auch rund 60 bis 80 Prozent Marge bei den Produkten selbst machen. In Märkten wie Indien werden über Plattformen wie Groupon ohnehin fast ausschließlich Produkte, dafür aber kaum Services, vertrieben.

Als Werbekanal braucht Groupon dazu nur seine eigene Plattform und die angebundenen Newsletter-Verteiler, Facebook-Seiten und so weiter einzusetzen – mit den entsprechenden Justierungen in Sachen Marketing dürfte Groupon bis ins Detail vertraut sein. Vor allem ließe sich die Qualität der Deals so besser kontrollieren. War Groupon in der Vergangenheit auf die Umsetzung der mit ihm kooperierenden Händler angewiesen, könnte es nun selbst kontrollieren, ob die versprochenen Waren auch verfügbar sind.

Ein Restrisiko bleibt beim Sourcing zwar dennoch, doch dürfte dies wesentlich kalkulierbarer sein als Kooperationen mit externen Anbietern. Fraglich bleibt sicher, inwieweit ein solcher Prozess skalierbar wäre, beispielsweise ist Brasilien ein Markt, der aufgrund hoher Einfuhrzölle eher unattraktiv für in Asien gesourcte Produkte sein dürfte.

Bildmaterial: Karpati