Das Wiener Online-Portal für Medikamente Diagnosia (www.diagnosia.com) erhält eine sechsstellige Summe von einer Gruppe Business Angels. Darunter der ehemalige Pharma-Unternehmer und Serial-Entrepreneur Johann Hansmann sowie Pharma-Executive Christoph Sauermann. Von der Finanzspritze verspricht sich Diagnosia nicht nur finanzielle Vorteile, sondern auch den Ausbau seines Fach-Netzwerks.

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Diagnosia will weiter internationalisieren

Ob bei Aspirin, Maloxan oder Viagra – umständlich gefaltete und kleingedruckte Packungsbeilagen werden kaum noch gelesen. Informationen zu den einzelnen Wirkstoffen, Herstellern, Nebenwirkungen und Anwendungsgebieten sind jedoch nicht unwichtig, bedenkt man die teils leichte Zugänglichkeit sowie die Nachlässigkeit einiger Ärzte bei der Verschreibung von Medikamenten. Diagnosia, das im Januar 2011 von Fritz Höllerer, Stefan Weixelbaumer, Marco Vitula und Lukas Zinnagl in Wien gegründete Online-Portal setzt genau an diesem Punkt an.

Für die detaillierten Infos zu den einzelnen Medikamenten können Nutzer sowohl direkt nach dem Namen des Produkts als auch nach einzelnen Wirkstoffen, Herstellern und Krankheiten suchen. Die Fachinformationen bezieht das Portal kostenfrei über nationale und europäische Gesundheitsbehörden. Derzeit ist Diagnosia, das laut eigenen Angaben 500.000 monatliche Besucher verzeichnet, in acht Sprachen nutzbar und in sechs Ländern online. Mit der neuen Finanzierung soll der Roll-Out auf 14 weitere Länder bis Mitte 2012 und damit die Internationalisierung voran getrieben werden.

Finanz- und Netzwerkhilfe für Diagnosia

Bislang finanzierte sich das österreichische Startup vorrangig über Werbemaßnahmen auf der eigenen Webseite und über die Einnahmen aus einem 2010 erhaltenen Förderpreis. Das Gründerteam, bestehend aus Ärzten, Softwareentwicklern und Online-Unternehmern, suchte neben Investoren vor allem auch nach Fachleuten. So fiel die Wahl auf die in der Pharma-Szene erfahrenen Business Angel aus der aktuellen Finanzierungsrunde. „Das Investment bringt für Diagnosia nicht nur monetäre Vorteile, sondern vor allem strategischen Mehrwert durch den Werdegang und das Netzwerk unserer Investoren“, sagt Mitgründer Marco Vitula.

Auch im Gründerszene-Interview vom Mai 2011 betonten Vitula und Höllerer die Notwendigkeit von mehr persönlichen Ärztekontakten. Diese sind in der Tat unverzichtbar, wollen die Gründer ihr langfristiges Ziel, „einen digitalen Kanal zwischen Arzt, Patient und Hersteller zu schaffen“, erfolgreich umsetzen.

E-Health-Markt mit immer größerer Nachfrage

Es ist ein Trend: Immer mehr Menschen recherchieren bei ersten Symptomen zunächst im Internet nach möglichen Krankheiten und Heilmitteln, bevor sie einen Arzt aufsuchen. Der E-Health-Bereich bietet neben den reinen Informationsportalen auch Interaktions- (mit unmittelbarer Reaktion) und Kommunikationsportale (mit Austauschmöglichkeit). Während Diagnosia vor allem zur erstgenannten Kategorie zu rechnen ist, gibt es weitere erfolgreiche Startups, die auf Interaktion und Kommunikation setzen. Das ebenfalls in Wien beheimatete Startup Mysugr (www.mysugr.at) bietet beispielsweise einen Alltagsservice für Diabetiker, das Berliner Startup Samedi (www.samedi.de) bringt Ärzte und Patienten unter anderem durch Online-Zuweisungen leichter zusammen, Imedo (www.imedo.de) wiederum hilft mit Empfehlungen bei der lokalen Suche von Ärzten.

Das bereits 1995 von Pharmazeuten gegründete Rxlist (www.rxlist.com) war das erste Portal, das einen Index für Medikamente anbot. Für die Diagnosia-Gründer sei die amerikanische Plattform eher Vorbild als Konkurrent, wie sie im Gründerszene-Interview im Mai dieses Jahres verrieten. Ein künftiger Zusammenschluss sei nicht ausgeschlossen.