Mit J.P. Morgan tritt ein weiterer Geldgeber in den Kreis der Investoren des Samwer’schen Möbelshops Home24. Die US-Großbank hatte in der Vergangenheit bereits zahlreiche andere Samwer-Unternehmungen, vornehmlich Zalando und seine Ableger, finanziert.

Home24 Arsch der Welt

Achtstellig für zwei Prozent?

Mit seinem Fokus auf Möbel bildet Home24 (www.home24.de) bisher einen der wesentlichen Eckpfeiler des neuen E-Commerce-Fokus der Samwers und soll gemeinsam mit den Themen Fashion (Zalando), Beauty (Glossybox) und Electronics (Amazon-Modell) einer von vier Bereichen für den weltweiten Rollout von Modellen bilden. Zu den Unterstützern von Home24 hat sich schon im September still und leise auch der zweite Hoffinanzier der Samwers gesellt: Insgesamt knapp zwei Prozent hält die US-Großbank J.P. Morgan an Home24 und zahlte dafür eine nicht näher spezifizierte Summe.

Vermutlich dürfte sich die dazugehörige Finanzierungsrunde im hoch sieben- oder niedrig achtstelligen Bereich bewegen. J.P. Morgan ergänzt damit einen Kreis von bereits aktiven Geldgebern: Mit Wursthersteller Reinhold Zimmermann und Holtzbrinck Ventures (www.holtzbrinck-ventures.com) investierten schon 2010 und 2011 externe Geldgeber in den Möbel-Verbund, bevor im Mai dieses Jahres eine weitere Finanzierung das Wachstum von Home24 sichern sollte. Auch Rockets Hofinvestor Investment AB Kinnevik (www.kinnevik.se) ist an Home24 beteiligt.

Ursprünglich war Home24 aus einem Verbund kleinerer Shops unter der Dachmarke FP Commerce (www.fp-commerce.com) hervorgegangen. Mit Marken wie Kirschkernkissen.de (www.kirschkernkissen.de), Möbel-Profi oder Pendelleuchte24.de war FP Commerce als Nischenshop-System im Stile des amerikanischen Unternehmens CSN Stores angedacht, welches es zum damaligen Zeitpunkt auf über 200 solcher Nischenshops brachte.

Mittlerweile hat CSN Stores allerdings auf die Marke Wayfair umgesattelt und auch FP Commerce stellte auf Home24 um, als das Möbelsegment an Fahrt aufnahm und sich der Fokus von Rocket Internet (www.rocket-internet.de) gen internationaler Rollout weniger Modelle änderte.

Es rumpelt in der IT von Home24

Die Financiers von Home24 lassen also durchaus Großes erwarten – dennoch läuft noch nicht alles glatt beim Samwer’schen Möbelshop. Erst Ende Oktober prasselte ein Shit-Storm auf die Berliner nieder, weil Kundendaten verloren gingen und zu Phishing-Versuchen bei den Betroffenen geführt haben. Entsprechend harsch ging es daher auf der Facebook-Präsenz von Home24 zu und ein direkt Beteilligter gab gegenüber Gründerszene zu Protokoll, dass es sich dabei um einen „menschlichen Fehler gehandelt habe, was nun aber unter Kontrolle“ sei.

Auch in der IT von Home24 scheint es derzeit nicht immer glatt zu laufen. Bei der Migration von Magento auf eine Eigenentwicklung machte das eingesetzte Enterprise-Resource-Planning (ERP) so viele Probleme, dass der anvisierte Marktplatz zwischenzeitlich offline genommen werden musste. Vor allem hatte Home24 auf zahlreiche Freelancer gesetzt, welche die umfangreichen Umstellungen schnell lösen sollten, natürlich aber auch entsprechende Kosten produzierten. Als Home24 seine Personalstruktur nach Abschluss dieser Task-Force-Projekte wieder auf mehr Festangestellte umstellte und dazu offene Gespräche mit den betroffenen Freelancern führte, blieben frustrierte Mitarbeiter an einigen Stellen nicht aus.

So berichtet ein ehemaliger Mitarbeiter gegenüber Gründerszene, dass die Stimmung bei einigen Betroffenen schlecht sei, von einem Mitarbeiter heißt es sogar, dass ihm wegen eines angeblichen Diebstahls dreier Laptops mit Klage gedroht worden sein soll, wenn er nicht einen Aufhebungsvertrag unterzeichnen würde. Dass es sich eher um einzelne frustrierte Mitarbeiterstimmen handelt, ist wahrscheinlich. „Da wird von ein paar frustrierten Personen übertrieben“, verrät ein anderer ehemaliger Mitarbeiter.

Bei Home24 ginge es hart zu, aber nicht anders als in anderen Rocket-Startups. Auch Home24-Geschäftsführer Philipp Kreibohm betont auf Anfrage: „Uns ist es wichtig, Nachhaltigkeit bei Home24 zu schaffen. Wir wollen langfristige Mitarbeiterbeziehungen aufbauen und natürlich kommt da auch schon mal Frust auf, wenn temporäre Freelancer-Projekte in fixe Strukturen migriert werden. Wir versuchen dabei jedoch, auf jeden Mitarbeiter Rücksicht zu nehmen und sind für Bedenken und Wünsche gleichermaßen offen.“

Der Möbelversand ist komplex

Bei den beschriebenen Unstimmigkeiten in der IT dürfte es sich also vermeintlich um typische Startup-Themen der ersten Stunde handeln. Dennoch sieht sich Home24 mit einem herausfordernden Markt konfrontiert und kann die monetäre Unterstützung von J.P. Morgan daher vermutlich gut gebrauchen. Während sich das Segment größtenteils noch offline bewegt – und damit spannende Potenziale online bietet –, sind die Prozesse beim Möbelversand durchaus komplex.

Gerade wenn auf Drittanbieter zurückgegriffen wird, ist es schwierig, die Prozessqualität aufrecht zu erhalten. Laut einem Insider soll Home24 daher auch den Anteil von Drittanbietern in der eigenen Prozesskette gesenkt haben, da Möbel, die durch externe Dienstleister beschädigt angeliefert werden, sonst schnell zu entsprechenden Reklamationen führen können.

Vor allem bündelt Home24 das deutsche und das internationale Geschäft unter einer Holding – im Gegensatz zu anderen Rocket-Unternehmen wie etwa Zalando (www.zalando.de), das für seine internationalen Ambitionen ein eigenes Unternehmen namens Bigfoot ins Leben rief. Hat ein Unternehmen seine Prozesse gut im Griff, kann eine Bündelung unter einer Gesellschaft durchaus sinnvoll sein. Für ein Home24, das beim Versand seiner Möbel immer noch vielfach auf Drittanbieter zurückgreift, könnte die Prozessqualität allerdings noch nicht hoch genug sein, sodass sich wohl erst zeigen muss, ob die eigene Prozessbasis auch die Kostenherausforderungen des internationalen Wachstums aushalten.

Der bisher recht vielversprechend agierende Möbelshop wird international wohl also nochmal auf die Probe gestellt, verbreitet aber schon mal eine smarte Werbebotschaft: Warum zum Arsch der Welt für den stationären Handel fahren, wenn Möbel doch online schnell und einfach zu shoppen sind?