Nachdem Kredito (www.kredito.de), das neue Startup der Gigalocal-Gründer Sebastian Diemer und Alexander Graubner-Müller, zum Start heftig in die Kritik geriet, scheinen nun tiefgreifende Veränderungen anzustehen: Das Portal des Mikrokredit-Anbieters ist online nicht mehr zu erreichen, stattdessen gibt das Unternehmen an, eine „Hochzeit“ mit einer Bank einzugehen. Stellt Kredito sein Geschäftsmodell auf sichere Füße oder geht dem Startup die Luft aus?

kredito hat geheiratetKredito baut um

Kurz bevor der Hanse-Ventures-Gründung Gigalocal das Geld ausging verließen die beiden Gründer Sebastian Diemer und Alexander Graubner-Müller das Unternehmen, um kurz darauf die Mikrokredit-Plattform Kredito zu gründen. Schon zum Launch sah sich Kredito heftiger Kritik ausgesetzt, schien sich das Geschäftsmodell doch in einer rechtlichen und vor allem moralischen Grauzone zu bewegen. Seit wenigen Tage nun ist das Kredito-Angebot online nicht mehr erreichbar, stattdessen verkündet das Startup: „Kredito hat geheiratet!.“

Das Unternehmen erklärt, durch eine Kooperation mit einer Bank müsse das System umgestellt werden, man sei jedoch „mit vielen neuen Features in Kürze wieder da“. „Wir freuen uns sehr einen starken Partner gewonnen zu haben“, sagt Kredito-CEO Sebastian Diemer gegenüber Gründerszene. „Die Kooperation zeigt uns noch mehr, dass das Geschäftsfeld von Kleinkrediten für einen kurzen Zeitraum auch für Banken einen sehr interessanten Wachstumsmarkt darstellt.“ Desweiteren betont Diemer, dass sich am bisherigen Geschäftsmodell nichts ändern werde – durch eine Bank als Partner sei eine bessere Skalierung des Modells möglich.

Das bisherige Geschäftsmodell von Kredito ist eine Kopie des britischen Vorbildes Wonga (www.wonga.com) und vergibt für maximal 30 Tage Kredite bis zu 1000 Euro. Laut Unternehmensangaben wird der Betrag innerhalb von 15 Minuten überwiesen – alles ohne Schufa-Auskunft, Post-Ident oder weiteren Schriftverkehr. Kredito gibt an, die Bonität eines Antrages anhand eines patentierbaren Bonitätsalgorithmus zu prüfen.

Obwohl man den ersten Versuch, Gigalocal, als gescheitert ansehen darf, konnten Diemer und Graubner-Müller für das Finanz-Startup namhafte Investoren begeistern: Als Business Angel sind Amiando-Gründer (www.amiando.com) Felix Haas und Bigpoint-CEO Heiko Hubertz in das Projekt eingestiegen.

„Unseriöses“ Geschäftsmodell

Nachdem Gründerszene auf die rechtlichen Schwierigkeiten von Kredito hinwies, hat sich nun auch die Hamburger Morgenpost mit dem Thema auseinandergesetzt und das Geschäftsmodell als „unseriös“ bewertet. Abgesehen von der Möglichkeit, dass Kredito unter den Tatbestand des Zinswucher fällt, erklärten gegenüber Gründerszene sowohl ein Rechtsexperte als auch die BaFin, dass laut dem Kreditwesengesetz eine Lizenz benötigt wird, sobald ein Kreditgeschäft mittels eines „in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetriebs“ betrieben wird.

Bisher konnte Kredito eine solche Banklizenz nicht vorweisen, sehr wahrscheinlich deutet die „Hochzeit“ Kreditos jedoch auf die Beseitigung dieses Missstandes hin. Wäre dies der Fall würde Kredito sein Geschäftsmodell auf den Weg des Lichts führen und ein rechtlich unbedenkliches Finanzprodukt anbieten. Den faden moralischen Beigeschmack des Modells löst bei beiden Unternehmen jedoch auch die „Hochzeit“ nicht.