Elektronik, Mode und Sport – passt auf den ersten Blick nicht unbedingt zusammen. Doch der Shoppingclub Pauldirekt (www.pauldirekt.de) vereint alles auf einer Plattform. Vorwerk Ventures (www.vorwerk-ventures.de) und Corporate Finance Partners (CFP) (www.cfpartners.com) investieren nun einen mittleren siebenstelligen Eurobetrag in das Münchener Startup, das zur Ecommerce Alliance (www.ecommerce-alliance.de) gehört. Die Beteiligungsgesellschaft von Daniel Wild und Tim Schwenke hält nach dem Einstieg der beiden Neu-Investoren nach eigenen Angaben noch 71 Prozent und bleibt Mehrteilseigentürmerin (zuletzt 90 Prozent). Mit den neuen Beteiligungspartnern soll der Wachstumskurs der Plattform beschleunigt werden.

Ecommerce Alliance will Schwergewicht im E-Commerce-Markt werden

Das zusätzlich zur Verfügung stehende Kapital sowie das Know-how und die Netzwerke der neuen Beteiligungspartner wolle der Geschäftsführer der Muttergellschaft Ecommerce Alliance Daniel Wild nutzen, um die Mitgliederanzahl von Pauldirekt deutlich zu erhöhen und das Wachstum zu beschleunigen. Damit komme das Unternehmen dem strategischen Ziel näher, die Ecommerce Alliance zu einem Schwergewicht im E-Commerce-Markt auszubauen. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt kartellbehördlicher Genehmigung.

Im Jahr 2008 gegründet, hat Pauldirekt nach eigenen Angaben über 1,3 Millionen Mitglieder, die täglich aus unterschiedlichen Produkten zum Vorzugspreis, dem „Paulpreis“, wählen können. Die Plattform bietet Markenartikel aus den Bereichen Elektronik, Fashion und Sports zu reduzierten Preisen an. Pauldirekt will 2011 einen Umsatz von 17 Millionen Euro erreichen.

Pauldirekt will Marktstellung ausbauen

„Mit Vorwerk Ventures und CFP haben wir zwei hervorragende Partner gewonnen, mit deren Unterstützung wir das Potential haben, die Marktstellung von Pauldirekt deutlich auszubauen. Vorwerk Ventures ist ein etablierter und finanzstarker Beteiligungspartner für junge innovative Unternehmen mit einem direkten Vertriebsweg zum Kunden“, sagt Patrick Bosch, Geschäftsführer der Pauldirekt GmbH.  Die Corporate-Venture-Capital-Gesellschaft Vorwerk Ventures investiert weltweit und ist an Unternehmen in Deutschland, Österreich und den USA beteiligt. Zum Portfolio zählen Unternehmen wie Enjo (www.enjo.at), Meinauto (www.meinauto.de) und Stylefruits (www.stylefruits.de).

Wie Deutsche Startups schreibt, komme der Einstieg bei Pauldirekt ähnlich überraschend wie die vorherigen Investments. Zuletzt hatte es nach Informationen des Blogs Exciting Commerce Anzeichen für einen Verkaufsplan gegeben. Im Raum habe ein Preis von rund 23 Millionen Euro gestanden. Die jetzige Bewertung vermutet Alexander Hüsing von Deutsche-Startups noch höher. In einem Gespräch mit “Euro am Sonntag”  hatte Ecommerce-Alliance-Geschäftsführer Wild im Februar zu einem möglichen Verkauf gesagt: „Das Interesse ist groß, entscheidend ist am Ende aber der Preis“.

Ecommerce Alliance pfeilt am E-Commerce-Imperium

Die Ecommerce Alliance AG leitet eine Unternehmensgruppe, die mit unterschiedlichen E-Commerce-Geschäftsmodellen im deutschen und europäischen Markt aktiv ist. Die Gruppe baut eine über die gesamte Online-Wertschöpfungskette ausgelegte Allianz auf. Der Fokus liegt dabei auf den Geschäftsfeldern: E-Commerce-Brands, E-Commerce-Services und E-Commerce-Media. Hierzu zählen sowohl die Shoppingclubs Pauldirekt und 52Weine (www.52weine.de) als auch die Mass-Customization-Sites Shirtinator (www.shirtinator.de) und Pearlfection (www.pearlfection.de) sowie das Gutschein-Portal Spassbaron (www.spassbaron.de).

Ein E-Commmerce-Schwergewicht ist die Ecommerce Alliance damit sicherlich nicht, doch der vernetzte Gedanke hinter diesem Unternehmensaufbau könnte in Zukunft noch einige Synergien zutage führen. Denn die Unternehmensgruppe aus München setzt gleichermaßen auf E-Commerce-Services, die der Verlängerung der Wertschöpfungskette dienen sollen und den E-Commerce-Brands ein kosteneffizientes Marketing und Fulfilment ermöglichen. Das aktuelle Portfolio umfasst die integrierte Internet- und TV-Marketingagentur Getperformance (www.getperformance.de) und das Logistik- und Fulfilment-Unternehmen Getlogics (www.getlogics.de). Das Geschäftsfeld E-Commerce-Media besteht aus Informations- und Medienportalen, wie beispielsweise Mybestbrands (www.mybestbrands.de), Netmoms (www.netmoms.de) und Weinkenner (www.weinkenner.de) und dient dem raschen Marktzugang der E-Commerce-Brands.

Viel Bewegung im Shopping-Club-Segment

Es bleibt also spannend im Segment der Shopping-Clubs. Zuletzt gab es viel Bewegung im Marktsegment, spätestens seit Amazon sich nach einer Abfuhr von Vente-Privee dazu entschied, den spanischen Shopping-Club BuyVIP für 70 Millionen Euro zu übernehmen. Es folgte der Verkauf von Brands4Friends (www.brands4friends.de) für stolze 150 Millionen Euro an eBay. Nachdem im März diesen Jahres der spanische Shopping-Club Privalia (www.privalia.com) das deutsche Online-Outlet Dress-for-Less (www.dress-for-less.de) für kolportierte 200 Millionen Euro übernahm, wurde mit dem Verkauf von Markafoni (www.markafoni.com) auch in der Türkei mit dem Shoppingclub-Ansatz Kasse gemacht.

Es ist gut möglich, dass noch einige Musik im Geschäft mit Shopping-Clubs steckt, doch das Gleichgewicht des Marktes hat sich in letzter Zeit immer deutlicher zu großen Marken (Amazon, eBay, Vente-Privee) verschoben und auch wenn das Shopping-Club-Segment immer noch wächst, steuert die Branche eher auf eine Phase der Skalierung zu (siehe dazu auch Exciting Commerce und Max Bleyleben in seinem Blog). Der steigende Konkurrenzdruck und die Sättigung des Marktes machen das Geschäft für Betreiber und Investoren deutlich kostspieliger, zumal die Nutzergewinnung immer höhere Marketingbudgets erforderlich macht.

Es verwundert daher nicht, dass immer spezialisiertere Shopping-Clubs wie etwa MySportBrands (www.mysportbrands.de) (Sportartikel) oder Holtzbrincks Westwing  (www.westwing.de) (Möbel) die Szene aufmischen. Pauldirekt belegt in diesem Konkurrentenumfeld, in dem auch Player wie Zalando (www.zalando.de) mit seiner Zalando Lounge fischen, einen der hinteren Plätze und performt in etwa auf dem gleichen Niveau wie Limango (www.limango.de). Es wird sich also zeigen, ob Pauldirekt diese Lücke zu schließen vermag. Die Szene zeigt zumindest genug Bewegung, um einen Versuch zu rechtfertigen.

Mitarbeit: Joel Kaczmarek