Shopperella, insolvent, Insolvenz, Pleite, offline

Shopperella überschätze das Marktplatz-Modell

Shopperella ging mit einem Marktplatz-Ansatz an den Start, bei dem neben Shopperella-eigenen Produkten auch verschiedene Händler über eine Plattform angebunden waren. Zum Start brachte es Shopperella so auf 40 Händler und rund 6.000 Artikel – eine Zahl, die Shopperella in diesem Jahr auf etwa 100.000 Artikel zu steigern vermochte. Und dennoch genügte diese Steigerung nicht: Shopperella musste einen Antrag auf Insolvenz stellen und wird nun durch einen Insolvenzverwalter abgewickelt.

Dabei ist das von Michael Brehm begleitete Unternehmen unter der Führung von Manuela Stoll und Nino Ulsamer erst seit Juni 2010 aktiv und scheiterte nach ziemlich genau einem Jahr wohl vor allem am herausfordernden Marktsegment: „Wir haben uns verschätzt, was die Attraktivität des Baby-Segments und des Marktplatzmodells angeht”, gibt Mitgründerin Manuela Stoll bei Deutsche Startups zu Protokoll. “Eltern wollen sicherlich gute Qualität für ihre Kinder kaufen, achten aber gleichzeitig trotzdem stark auf den Preis. Die große Auswahl bei uns konnte daher die Preissensitivität nicht wettmachen.“

Marketing und Logistik gaben Shopperella den Rest

Unterstützt wurde Shopperella von Tanja Waldeck und den anderen Gründern der Mütterplattform Netmoms (www.netmoms.de). Doch weder das erfahrene Netmoms-Gründerteam noch Business-Angel Michael Brehm konnten das zehn Mitarbeiter umfassende Shopperella vor der Pleite bewahren. Den auch Marketing und Logistik sollen Shopperella Kopfzerbrechen bereitet haben.

Glaubt man Gründerin Stoll, soll der Marketing-Aspekt durch den Marktplatz-Ansatz sehr komplex gewesen sein. Bei mangelnder Preis- und Sortimentskontrolle würden sich die schnellen Inhaltswandel leicht auf SEO und SEM auswirken – ein Umstand, der sich mit erfahrenen Online-Marketern aber sicherlich beherrschen lässt. Insgesamt mutet es irritierend an, dass Shopperella vor nicht allzu langer Zeit sogar kostspielige Fernsehwerbung schaltete, nun aber recht plötzlich offline geht. Womöglich bestand marketingseitig noch Verbesserungspotenzial für den jungen Marktplatz.

Doch Preissensitivität und ein komplexes Marketing waren nicht die einzigen Herausforderungen des Marktplatzes für Kindermode: Auch die Logistik machte Shopperella zu schaffen, fallen bei unterschiedlichen Händlerbestellungen doch mehrfache Versandkosten an, die beim Kunden auf Unverständnis treffen, weil dieser sich mit Shopperella eine Dienstleistung aus einer Hand wünscht. Amazon löst dieses Dilemma durch einen Fulfillment-Ansatz, bei dem alle Produkte durch Amazon selbst versendet werden. Doch einem jungen Startup wie Shopperella mangelt es sicherlich an solch einer Möglichkeit.

So geht Shopperella also nach kaum einem Jahr Bestehen in die Insolvenz und beweist laut Manuela Stoll, dass „Marktplätze […] nur dann Sinn [machen], wenn man entweder Ware anbieten kann, die es sonst fast nirgends zu kaufen gibt, oder wenn man die Logistik der Händler bündeln kann.“ Während das Unternehmen mit den selbst vertriebenen Produkten gute Erfahrungen gemacht hat und dabei angeblich beinahe 20 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet hat, ging das Marktplatz-Konzept leider nicht auf.