Könnte Spotify bald auf Vertrags-Mobiltelefonen vorinstalliert sein? Charme hätte eine solche (oder ähnliche) Zusammenarbeit, wie sie derzeit in der Startup-Gerüchteküche kursiert. Denn für die mobile Nutzung setzt das schwedische Musik-Startup einen bezahlten Premiumaccount voraus – höhere Nutzerzahlen würden also direkt die Kassen des Unternehmens füllen. Der entsprechende Netzbetreiber währenddessen könnte dem wachsenden Markt an Streaming-interessierten Kunden einen echten Mehrwert präsentieren. 

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Spotify: Bald auf Netzanbieter-Geräten vorinstalliert?

Sollte das Gerücht tatsächlich stimmen, wäre es ein großer Coup für Spotify: Wie ein Insider Gründerszene zugetragen hat, sollen der Streaming-Dienst Spotify (www.spotify.com) und einer der großen Mobilfunkanbieter hierzulande eine umfangreiche Zusammenarbeit planen. Als Partner gehandelt werden dabei T-Mobile und Vodafone.

Ganz undenkbar wäre das nicht, dem 2006 von Daniel Ek und Martin Lorentzon gegründeten schwedischen Musik-Startup könnte die Carrier-Marktmacht einen erheblichen Schub geben – was den Wettbewerb im hart umkämpften deutschen Markt mit hohen Wachstumsprognosen sicherlich deutlich anheizen würde. Denn mobile Nutzung bedeutet bei Spotify vor allem eines: mehr bezahlte Premium-Accounts.

Welche Form eine Kooperation annehmen könnte, sollte eine solche wirklich in Vorbereitung sein, blieb bislang allerdings unklar. Das Unternehmen sei mit allen Anbietern in Gesprächen, von einem konkreten Vorhaben wollte man aber nichts wissen. Vorstellbar wären derweil verschiedene Ansätze, etwa ein Pre-install der Spotify-Software auf allen neuen Netzanbieter-Geräten, möglicherweise samt kostenlosem Probe-Abo. Ähnliches hatte etwa Vodafone bereits mit Qype vorexerziert und das Empfehlungs-Startup auch (mit-)finanziert.

Ein Spotify-Premiumaccount als Teil ausgesuchter Tarife würde zudem genauso im Bereich des Möglichen liegen wie ein spezieller, günstiger Vertrag mit reiner Spotify-Flatrate – immerhin verursacht das Streamen von Musik hohe Datenvolumen und ist damit für getaktete Tarife wenig geeignet. Nicht zuletzt würde wohl auch eine Werbekooperation in Frage kommen, um die Klientel auf diesem Weg beidseitig zu erweitern.

Das Gerücht kommt zu einem interessanten Zeitpunkt: Vor gut einem Monat hatte T-Mobile Austria zunächst für den österreichischen Markt ebenfalls eine Musik-Kooperation angekündigt, Partner dabei ist allerdings das französische Startup Deezer (www.deezer.com). Derzeit würden hierzulande diverse Möglichkeiten geprüft, lässt man sich bei der Telekom-Tochter lapidar zitieren.

Später Einstieg in den deutschen Markt

In den deutschen Markt eingestiegen war Spotify erst im März dieses Jahres – und damit vergleichsweise spät. So hatte das schwedische Startup von Beginn an mit dem Kölner Anbieter Simfy (www.simfy.de) zu kämpfen, der bereits im Mai 2010 ein vergleichbares Angebot gestartet hatte und zum Spotify-Launch bereits zwei Millionen Nutzer “und eine sehr gesunde Prozentzahl an zahlenden Premiumkunden” vermeldete.

Unter anderem mit SoundCloud (soundcloud.com), dem von den Skype-Gründern Niklas Zennström und Janus Friis ins Leben gerufenen Rdio (www.rdio.com) oder Tape.tv (www.tape.tv) sind hierzulande weitere bekannte Anbieter im Musiksegment aktiv. Letzterer ist dabei mit einer App auf Spotify Bewegtbild-Partner der Schweden.

Zunächst hatten vor allem offene Lizenzfragen den Start des 2006 gegründeten Spotify in Deutschland verzögert. Mit Grooveshark war daran sogar bereits ein großer Player im Markt gescheitert, das Unternehmen nannte damals „unverhältnismäßig hohen Betriebskosten” als Ursache, welche vor allem den Bestrebungen der GEMA zugeschrieben wurden.

Fast jeder zweite Internetnutzer in Deutschland bezieht laut einer gerade vor wenigen Tagen veröffentlichten Studie des Branchenverbands Bitkom legale Musik aus dem Netz. Dabei seien kostenlose Angebote über Internet-Radios oder YouTube am beliebtesten und werden von 41 Prozent der Internet-Nutzer in Anspruch genommen.

Kostenpflichtige Download-Angebote nutzen zehn Prozent der Befragten, für Streaming-Dienste wie Spotify oder Simfy geben derzeit zwar erst rund drei Prozent der 1.000 Online-affinen Studienteilnehmer Geld aus. Allerdings macht der Verband in dem letzterem Bereich ein hohes Wachstumspotenzial aus.

Weltweit zehn Millionen aktive Spotify-Nutzer

Im März dieses Jahres hatte Axel Bringéus, Spotifys Direktor für internationales Wachstum, im Interview mit Gründerszene über den späten Deutschlandstart sowie das Verhältnis zum Wettbewerber Simfy und anderen Streaming-Diensten gesprochen und erklärt, wie Musiker von Spotify profitieren können – eine endgültige Vereinbarung mit der Gema als Verwertungsgesellschaft der Branche gibt es im Unterschied zum Konkurrenten Simfy allerdings bis heute nicht. Verträge mit den vier großen Plattenkonzernen Universal, Sony, Warner und EMI sowie den meisten Independent-Labels habe Spotify bereits abgeschlossen.

Mit dem Marktstart in Australien und Neuseeland, der erst vor einer Woche stattgefunden hatte, ist der Service in 15 Ländern vertreten. Kurz zuvor hatte Bringéus auf der Startup-Messe Next von zehn Millionen aktiven Nutzern berichtet – das Gros davon nutze das kostenlose Agebot. Für Premiumdienste, die unter anderem das Streamen von Musik an Mobiltelefone ermöglichen, habe man derzeit drei Millionen zahlende Kunden.

Zur genauen Entwicklung des deutschen Marktes wollte der Spotify-Internationalisierer allerdings keine Stellung nehmen. Neue Märkte will das Startup übrigens von Berlin aus eröffnen. Dem Vernehmen nach stehen dabei Polen, die Türkei, Italien und Irland weit oben auf der Liste.