Der Wettbewerb im Segment der Privatunterkünfte-Vermittler bleibt spannend. Nachdem sich der US-Platzhirsch Airbnb und sein deutscher Klon Wimdu ordentlich mit Geld eingedeckt hatten und 9flats sich die Unterstützung der Deutschen Telekom samt ihres Immobilien-Arms sicherte, wurde überall an der Internationalisierung gebastelt. Nun strukturiert Wimdu seine internationalen Büros um und holt einen Teil der Mitarbeiter in die Berliner Unternehmenszentrale.

Wimdu internationale Büros

Wimdu: rasantes Wachstum

100 Millionen Euro Umsatz will der Privatunterkünfte-Vermittler Wimdu (www.wimdu.com) im laufenden Jahr mit der Vermittlung von 50.000 Objekten in mehr als 100 Nationen machen. Mit der Aussicht auf die olympischen Spiele in Großbritannien und die Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine hatte das Unternehmen noch im März dieses Jahres ambitionierte Wachstumszahlen in Aussicht gestellt. In den vergangenen Tagen war nun gerüchtehalber zu hören, dass Wimdu eine möglicherweise deutliche Umstrukturierung seiner weltweiten Büros vorbereite.

Wie das Unternehmen gegenüber Gründerszene bestätigte, werden derzeit tatsächlich die internationalen Büros verkleinert und ein Teil der Mitarbeiter in die Berliner Zentrale verlagert. Zumindest für den Moment sollen im Rahmen der Umstrukturierung, die derzeit als Testphase angelegt sei, aber Ansprechpartner und Personal vor Ort verbleiben. Konkrete Zahlen zu den Verlagerungen nennt Wimdu allerdings nicht.

Kapitalintensives Geschäftsmodell

Ob sich das Geschäftsmodell noch einmal schwieriger und zeitintensiver als gedacht zeigt, wollte das Unternehmen nicht kommentieren. Wie auch sein Wettbewerber Airbnb (www.airbnb.de) ist Wimdu finanziell recht ordentlich ausgestattet: Das Unternehmen hatte im Sommer 2011 eine 90-Millionen-Dollar-Finanzierung gesichert, neben dem Inkubator selbst ist der bisherige Rocket-Hausfinanzierer Investment AB Kinnevik (www.kinnevik.se) an dem Unternehmen beteiligt.

Allerdings hatte sich Wimdu bereits in der Vergangenheit verhoben – als Konsequenz mussten vor gut einem Jahr rund 50 Mitarbeiter der Unterkünfte-Vermittlung gehen. Seinerzeit war der Arbeitsplatzabbau dem übertrieben schnellen Wachstum geschuldet, wie Geschäftsführer Arne Bleckwenn offen gegenüber Gründerszene erläuterte. In nicht viel mehr als einem Vierteljahr war Wimdu auf über 400 Mitarbeiter angewachsen und hatte es auf mehr als ein Dutzend Büros gebracht.

Eifriger Wettbewerb zwischen Wimdu, Airbnb, 9flats

Nicht zuletzt dürfte auch der Druck der beiden beständigen Wettbewerber Airbnb und Stephan Uhrenbachers 9flats (www.9flats.com), das ebenfalls schon Mitarbeiter entlassen musste, die Geschäftsentwicklung beeinflussen. Beide Unternehmen hatten sich in den vergangenen Monaten ebenfalls gut am Markt behaupten können. Das Berliner Startup 9flats erhielt im Januar dieses Jahres einen zweistelligen Millionenbetrag. Angeführt wurde die Finanzierungsrunde vom Investmentarm der Deutschen Telekom T-Venture (www.t-venture.de), aber auch die bisherigen Gesellschafter Eventure Capital Partners (www.evcpartners.com) und Redpoint Ventures (redpoint.com) hatten sich an der Runde beteiligt.

Kurz darauf war der finanzstarke Axel Springer Verlag bei Airbnb eingestiegen. Wie auch zuvor 9Flats, das einen Mediadeal über German Media Pool (www.germanmediapool.com) einging und eine umfangreiche Posterkampagne gestartet hatte, beteiligte sich auch Springer zusätzlich zum finanziellen Engagement in Form eines Barter-Deals an dem ohnehin gut ausgestatteten Airbnb. Dieser umfasste neben einer Werbekampagne in den verschiedenen Springer-Blättern auch das Listing verschiedener Airbnb-Inhalte in der Immobilienplattform Immonet (www.immonet.de) – und war damit auf Augenhöhe mit professionellen Immobilienangeboten.

Wie viele Anbieter verträgt der Markt?

Hinsichtlich der verfügbaren Unterkünfte ist der bislang kleinste Anbieter 9flats zumindest nach der ausgewiesenen Zahl von 54.000 Angeboten Wimdu mittlerweile leicht voraus. Anders sieht das derweil bei den Mitgliedern aus, hier hat das Unternehmen aus dem Hause Rocket Internet (www.rocket-internet.de) die Nase vorn. Mit Büros in Berlin, Valencia/Spanien und Toronto/Kanada ist 9flats dabei deutlich schlanker aufgestellt als Wimdu. Ähnlich dem Springer-Modell kann 9flats, das gerade vor wenigen Wochen erst mit der Übernahme von iStopOver den Schritt nach Nordamerika gemacht hatte, auf die Unterstützung der Telekom-Tochter ImmobilienScout24 (www.immobilienscout24.de) zählen.

Unangefochtener Marktführer bleibt derweil das US-Vorbild Airbnb, das seine Internationalisierung an den Spezialisten Springstar übergeben hat: Mit 200.000 Unterkünften in 192 Ländern und Niederlassungen in San Francisco (Hauptsitz), London, Paris, Barcelona, Sao Paulo, Kopenhagen, Moskau, Hamburg, Berlin und Mailand übertrifft das Angebot das von Wimdu und 9flats deutlich. Auch Airbnb hatte sich auf die Olympischen Spiele gut vorbereitet und im Vorfeld den britischen Anbieter Crashpadder übernommen. Ob der Markt auf Dauer drei große, internationale Anbieter braucht?

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