Zahlreiche Tech-Unternehmen im Silicon Valley beschäftigen mit großer Mehrheit Männer. Bei Apple sind beispielsweise mehr als zwei Drittel der Belegschaft männlich, bei Google sieht es ähnlich aus und bei Microsoft machen Männer sogar knapp 73 Prozent der Angestellten aus. Während viele Manager das im Alltag nur langsam – wenn überhaupt – verändern, befürchten die Unternehmen offenbar langweilige Weihnachtsfeiern. Laut verschiedener Modelagenturen vor Ort im Valley gebe es in diesem Jahr Rekordbuchungen von sogenannten „Ambiente-Models“. Das berichtet Bloomberg Business Week.

In diesem Jahr gingen die Anfragen noch einen Schritt weiter als das, was man bisher in der Branche gesehen habe, sagt Agenturchef Chris Hannah, der seit 2004 die TSM Agency leitet. „Wenn ich an die letzten fünf Jahre denke, haben die Leute Models normalerweise für spezifische Aufgaben angefordert“, so Hannah. Beispielsweise als Hostess oder für die Garderobe. „Jetzt sollen sie für Spaß und gute Atmosphäre sorgen.“ Zu Hannahs Kunden gehört eine der größten Suchmaschinen der Welt, die Namen seiner Klienten verrät er Bloomberg jedoch nicht.

Ein typisches Engagement sieht so aus: Die Models der Agenturen verdienen für das Socializing zwischen 50 und 200 Dollar die Stunde. Die Agentur Cre8 hat beispielsweise laut Bericht 25 Frauen und fünf Männer zu der Weihnachtsfeier einer Gaming-Firma in San Francisco geschickt, damit sie mit „so ziemlich ausschließlich Männern rumhängen“, sagt Cre8-Präsident Farnaz Kermaani. Das Unternehmen habe die Models anhand von Bildern ausgesucht und sie Non Disclosure Agreements unterzeichnen lassen – Verträge, die ihnen verbieten, über die Party zu sprechen. Außerdem wurden die Models gebrieft: Jeder hat den Namen eines Mitarbeiters bekommen, um zu vorzutäuschen, mit der Person befreundet zu sein. Schließlich sollen auch die eigenen Mitarbeiter die Aktion nicht bemerken.

Absurder Zeitpunkt: Skandale häufen sich

Wie wahrscheinlich es ist, dass den Angestellten die neuen Gäste tatsächlich nicht auffallen, sei dahingestellt. Absurd ist der Zeitpunkt für solche Engagements allemal: Nachdem die ehemalige Uber-Programmiererin Susan Fowler in einem viralen Blogpost von der Diskriminierung und Belästigung in dem Unternehmen berichtet hatte, wurden zahlreiche neue Skandale um mächtige Valley-Persönlichkeiten bekannt. Unter anderem mussten 500-Startups-CEO Dave McClure, Binary-Capital-Partner Justin Caldbeck sowie Tesla- und Uber-Investor Shervin Pishevar zurücktreten beziehungsweise eine Auszeit nehmen.

In der Folge haben diverse Firmen, unter anderem Uber, Regeln festgelegt, wie viel Alkohol ihre Mitarbeiter bei Unternehmensveranstaltungen überhaupt noch trinken dürfen. Bei Vox Media gibt es beispielsweise nur noch zwei Drinks pro Person. Die Hoffnung: unprofessionelles Verhalten eindämmen.

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„Frauen zählen nichts“

Die Agenturen geben an, dass sie sich davor absichern wollten, ihre Models auf fragwürdige Partys zu schicken. Agenturchefin Olya Ishchukova sagt zu Bloomberg, dass sie regelmäßig Klienten ablehnen würde, die nach tiefen Ausschnitten und kurzen Shorts fragten. Kürzlich habe ein Unternehmen von ihrer Agentur „Models in Tech“ sogar Pink-Panther-Latexanzüge verlangt.

Auch wenn die Agenturen versuchen, für die Sicherheit ihrer Models zu Sorgen, scheinen viele Tech-Unternehmen noch nichts dazu gelernt haben. Vielleicht sollten sie ihre Mitarbeiter einmal fragen, ob die nicht lieber echte Freunde auf die Partys mitbringen möchten.

Bild: Getty Images / Gpointstudio