1SDK Anil Kutty

Wer bist Du und was machst Du?

Ich bin Anil Kutty. Ich komme ursprünglich aus Neu-Delhi, der Hauptsadt Indiens. Im Laufe meiner Karriere habe ich aber schon fast überall auf der Welt gearbeitet: Oman, USA, den Niederlande und natürlich auch in Deutschland. Jetzt bin mit meinem Startup 1SDK (www.1sdk.com) nach Berlin gezogen. Ich bin Co-Founder und CEO von 1SDK.

Wir bieten einen SDK (Software Development Kit), den Entwickler in ihre mobilen Apps oder Spiele integrieren können, um den Umsatz von so genannten In-App Purchases, also digitalen Gütern, die man innerhalb der Apps oder Spiele erwerben kann, zu optimieren. Mit unserem SDK kann man seine User je nach Verhalten in verschiedene Gruppen einteilen und ihnen dann mit Hilfe unserer Analytics maßgeschneiderte Angebote machen. Dies erhöht die Bereitwilligkeit zu kaufen und somit den Gesamtumsatz.

Was hast Du vor 1SDK gemacht und wie hat es Dich nach Berlin verschlagen?

Bevor ich mit 1SDK angefangen habe, habe ich den App Store von Vodafone mit aufgebaut. Ich war der sogenannte Chief Architect. Er ist der größte App Store eines Mobilfunkbetreibers. Wir starteten in acht EU-Ländern und Russland. Das war eine echte Herausforderung, denn die Konkurrenz (die anderen App Stores) ist schließlich nur einen Klick entfernt. Es hat mir aber auch viel Spaß bereitet. Aufgrund der Dinge, die ich damals gelernt hatte, hatte ich mich dazu entschieden, mit 1SDK etwas Eigenes zu machen.

Ich bin dann zuerst ins Silicon Valley gefahren, um mich dort umzusehen. Mein Produkt war aber noch nicht weit genug. Ich konnte wenig vorzeigen. Schließlich bin ich dem Ruf Berlins gefolgt, habe mich für das Startupbootcamp beworben und bin prompt aufgenommen worden. Das hat mich echt weiter gebracht.

Wie bist Du auf die Idee zu 1SDK gestoßen?

Wie ich bereits sagte, kam mir die Idee zu 1SDK, als ich für Vodafone arbeitete. Mir fiel auf, dass Spieleentwickler immer wieder nach zwei Dingen verlangten: einen offenen In-App Billing SDK, der mit allen App Stores funktioniert (also eine Möglichkeit, die Verkäufe von digitalen Gütern einfach abrechnen zu können, egal in welchem App Store sie getätigt wurden) und die Möglichkeit, Preise für digitale Güter gemäß dem Verhalten von Nutzern festlegen zu können.

Weshalb ist die Preisfestlegung von digitalen Gütern in Spielen so ein Problem?

Das ist ein sehr komplexes Thema. Im Prinzip geht es auf die Frage zurück, was die Dinge wert sind, die wir kaufen. Was ist ein Extraleben in einem Spiel wert, was ein Upgrade für deinen Charakter, was so etwas Banales wie eine Mütze für diesen Charakter? Viele verschiedene Leute werden darauf verschieden antworten. Manche sind bereit für solche Dinge mehr auszugeben, manche weniger.

Setzt man den Preis zu hoch an, läuft man Gefahr, dass einem Käufe entgehen. Setzt man den Preis zu niedrig an, schöpft man das Potenzial seiner Schöpfung nicht aus. Wir bieten die Möglichkeit herauszufinden, was die verschiedenen User bereit sind zu zahlen, um dann das Optimum an Umsatz heraus zu holen. Das nennt sich dann Dynamic Pricing.

Wenn man sich jetzt einmal die Landschaft der Mobile Games anschaut, fällt auf, dass 25 Firmen 50 Prozent des gesamten Umsatzes von In-App Purchases machen. Über 180.000 weitere Firmen müssen sich die restlichen 50 Prozent untereinander aufteilen. Wir glauben, dass diese Diskrepanz nicht aufgrund dessen existiert, dass nur die 25 Großen in der Lage sind, gute Spiele zu entwickeln. Wir glauben, dass es daran liegt, dass diese großen Firmen in der Lage sind, genug Datenanalysten zu engagieren, um heraus zu finden, welche Preise sie von ihren Usern verlangen können.

Bei der Spielefirma King zum Beispiel, dem Entwickler von Candy Crush Saga, sind 50 von 400 Mitarbeitern Datenanalysten. Wir wollen mit unserer Technogie allen die Möglichkeit liefern, mit den großen Firmen mitzuhalten. Wir sehen uns als die Schleuder, die es David ermöglicht Goliath zu besiegen.

Was macht 1SDK anders als die Konkurrenz?

Die meisten unserer Konkurrenten liefern entweder eine In-App-Billing-Lösung, User Analytics & Customer Segmentation oder Dynamic Pricing. Wir liefern all diese Dinge in einem SDK. Deshalb heißen wir auch 1SDK.

Wie verdient Ihr Geld und wie finanziert Ihr Euch?

Unser Businessmodell besteht aus einer Grundgebühr und einer prozentualen Beteiligung an den Umsätzen, die wir für die Spieleentwickler generieren. So sind wir auch nur dann erfolgreich, wenn unsere Kunden erfolgreich sind.

Wie groß ist das Team und gibt es etwas, das Euch noch fehlt? Ein Mitarbeiter, ein Investor oder ein Büro?

Wir haben ein großartiges fünfköpfiges Team, zu dem ein Backend-Infrastruktur-Guru, ein Veteran der Games-Branche und eine Expertin in Sachen Dynamic Pricing gehören. Wir sind aber noch auf der Suche nach einem PHP- und einem Android Entwickler. Außerdem haben wir vor, eine weitere Finanzierungsrunde abzuschließen. Da sind wir gerade im Gespräch mit mehreren Investoren.

Stellt Euch vor, Ihr könntet ein Lunch gewinnen. Wen würdet ihr aus der deutschen Startup-Branche gern mit an den Tisch holen?

Phillip Möser, den CTO von Wooga. Es wäre wirklich sehr interessant, sich einmal mit ihm unterhalten zu können.

Wo steht Ihr heute in einem Jahr?

Zum einen werden wir unsere nächste Finanzierungsrunde abgeschlossen haben. Zum anderen wollen wir mehrere hundert Kunden auf der ganzen Welt gewonnen haben. Dafür bin ich gerade auf der G-Star, einer der größten Gaming-Konferenzen weltweit. Außerdem wollen wir noch weitere Bezahloptionen in unseren SDK integrieren.