Number26
Number26 Die Number26-Gründer: Maximilian Tayental (links) und Valentin Stalf

Zwei Millionen Euro für Number26

Das Girokonto-Startup Number26 kann in seiner Seed-Runde die stattliche Summe von zwei Millionen Euro einsammeln. Das Geld stammt von Earlybird Venture Capital, Redalpine und Business Angels. Zudem investierte auch Axel Springer Plug and Play, aus dessen Programm das Berliner Startup stammt.

Number26 bietet ein Girokonto inklusive Mastercard. Beides soll kostenlos sein. Damit will das Jungunternehmen in direkte Konkurrenz zu bestehenden Direktbanken treten. Number26 fokussiert sich auf den Web-Auftritt und die Einfachheit der Produkte. Ansprechen will das Startup damit besonders ein jüngeres Publikum bis 35 Jahre. Noch ist das Produkt nicht live, soll aber in den nächsten drei Monaten an den Start gehen.

Number26-Gründer und -CEO Valentin Stalf im Interview.

Was genau macht Number26?

Wir machen Banking – aber besser. Wir bieten ein komplett kostenloses Girokonto, das einfach und in Echtzeit vom Smartphone zu bedienen ist. Man kann ganz einfach Geld an Freunde schicken, sieht all seine Kartentransaktionen in Echtzeit und behält den Überblick mit selbstlernenden Statistiken. Darüber hinaus haben wir durch unseren mobile Fokus einige Sicherheitsmaßnahmen, die traditionelle Banken nicht haben.

Geld an Freunde schicken, wie genau sieht das aus?

Ich kann leider vor dem Launch nicht genau verraten, wie das aussehen wird. Wer ein Konto bei uns hat, kann einfach über das Adressbuch Geld an Freunde senden; zum Beispiel via Email, SMS oder Facebook.

Muss dieser dazu euer Kunde oder der Kunde eurer Bank sein?

Um Geld zu senden, muss er unser Kunde sein. Empfangen kann man mit jedem normalen Konto. Unser Fokus liegt aber nicht nur auf Peer-to-Peer Payment, sondern wir wollen alle für den Bankkunden in Zusammenhang mit seinem Konto relevanten Bereiche verändern, also die Kern-Bankerfahrung.

Eure Hauptwettbewerber sind dann wahrscheinlich eher die klassischen Banken und weniger Internet-Player?

Genau. Grundsätzlich sind die Wettbewerber die klassischen Direktbanken. Schauen wir uns zum Beispiel die ING-DiBa an, die hat in den letzten Jahren einige Millionen Kunden aufgebaut und trotzdem keinen modernen Web- oder Mobile-Auftritt. So etwas kommt eher aus Amerika. Das sind die Hauptwettbewerber, von denen wir Kunden gewinnen wollen. Bezüglich Internet-Player: Zwar stehen wir noch nicht in direkter Konkurrenz zu einem nutzbaren Produkt auf dem deutschen Markt, doch gibt es immer mehr Player, welche die alten Banken in verschiedenen Bereichen attackieren. Und das ist gut so. Außerdem gibt es auch erfolgreiche Player in den USA.

Kannst du konkrete Namen nennen?

Es gibt unter anderem Simple.com, die gerade erst einen Exit hingelegt haben. Allerdings ist der Vergleich schwierig, weil das amerikanische Bankensystem anders ist. Wir kommen eher aus der Karten-Ecke. Bei uns passiert alles in Echtzeit, was mit der Karte funktioniert. Aber um auf deine Frage zurück zu kommen: In Europa gibt es kaum Konkurrenz, weil die Online-Auftritte der Banken noch old fashioned sind und daher nicht vergleichbar mit einem modernen Onlineshop, vor allem in Deutschland. Genau da setzen wir an.

Du erwähntest gerade eure Karten. Warum startet ihr mit Mastercard?

Weil man sie auch online benutzen kann und unsere Hauptzielgruppe jung sein wird, online-affin ist und häufig online einkauft. Würden wir nur auf eine Maestro-Karte setzten, könnte man diese nur sehr eingeschränkt online nutzen. Wir überlegen uns, in Zukunft zusätzlich auch eine Maestro-Karte anzubieten – sehen wir mal, was die Kunden meinen.

Wie erreicht man diese Zielgruppe? Wie kommuniziert man das Produkt und umgeht die Angst vieler Menschen vor einer unbekannten Online-Bank?

Wir arbeiten mit einer deutschen Partnerbank zusammen. Diese Bank hat eine vollwertige Banklizenz, dadurch sind die Guthaben jedes Kunden automatisch bis 100.000 Euro von der deutschen Einlagensicherung gedeckt. Zusätzlich haben vor allem die großen Banken in den letzten Jahren Probleme gehabt und sich auf dünnes Eis begeben.

Tretet ihr dann als junge Bank auf oder kommuniziert ihr tatsächlich aktiv, dass ihr eine traditionelle Bank im Hintergrund habt?

Natürlich weiß der Kunde, dass sein Geld nicht bei uns liegt, sondern bei unserer deutschen Partnerbank. Aber die Brand bleibt im Hintergrund. Sie fokussiert sich derzeit nicht auf Retailbanking.

Zwei Millionen sind für eine Seed-Runde eine Stange Geld. Warum habt ihr so viel Kapital aufgenommen?

Wir entwickeln das Produkt ständig weiter und befinden uns erst in einer Testphase. Banking ist ein komplexer Bereich – viel Geld fließt daher in die Entwicklung und Produkt-Features. Geld fließt auch in unser Team, wir suchen immer die besten Köpfe – derzeit suchen wir verstärkt Java-Entwickler. Und dann geht es darum, die ersten Kunden zu gewinnen. Zudem ist auch das regulatorische Set-Up kostenintensiv. Das ist alles etwas komplizierter als ein gewöhnlicher Onlineshop und daher auch kostenintensiver.

An welchen Stellen verdient ihr dann Geld? Für den Kunden scheint alles kostenlos zu sein.

Unser Produkt ist komplett kostenlos – wir verrechnen dem Kunden keine Gebühren. Wir verdienen, wenn die Kunden ihre Karte einsetzen, dann zahlt der Händler eine kleine Gebühr, von der wir einen Teil abbekommen. Zusätzlich verdienen wir wie eine traditionelle Bank am Unterschied zwischen den Zinsen, die wir Kunden zahlen und denen, die unsere Partnerbank mit dem Geld verdienen kann.

Wenig verwunderlich lobt euer Investor Earlybird euer Produkt in den Himmel. Was macht denn eure Konkurrenz falsch?

Der Payment-Space ist sehr komplex und sehr stark reguliert. Ich glaube, diese Umstände hemmen die Innovation im FinTech-Bereich. Wir haben ein tolles Team und ein starkes Angel-Netzwerk mit viel Payment- und Banking-Know-how . Ich glaube, vielen anderen Teams fehlt der Payment-Background und das spezifische FinTech-Netzwerk.

Du selbst kommst aus Österreich. An Berlin reizt euch wahrscheinlich das Ökosystem?

Genau. Berlin ist einfach ein super spannender Markt für Mitarbeiter und Investoren. Auch unser Investor Earlybird hat eines seiner Büros hier. Wir haben in Wien gegründet und dann hat Axel Springer Plug and Play im Rahmen des Accelerators investiert. Und da wir sowieso überlegten, nach Berlin zu gehen, haben wir dann unsere Koffer gepackt, den Office-Space in Anspruch genommen und losgelegt. In Wien ist die Startup Szene noch etwas kleiner, aber durch das Pioneers Festival und andere Initiativen tut sich auch dort immer mehr.

Valentin, danke für das Gespräch.

Hinweis: Axel Springer ist Gesellschafter der Business Insider Deutschland GmbH, dem Medienhaus von Gründerszene. Weitere Informationen zu Business Insider findet ihr hier: www.businessinsider.de/informationen/impressum.