Es ist ein eher ungewöhnlicher Investor, den der eReading-Anbieter Txtr (www.txtr.com) dieser Tage gewinnen konnte: Das amerikanische Multi-Technologieunternehmen 3M (www.3mdeutschland.de) stattet Txtr mit einer nicht näher spezifizierten Summe aus.

3M, Txtr, Christophe Maire, Finanzierung

3M setzt mit Txtr auf eBooks

Die erste Frage, die sich dem geneigten Gründerszene-Leser stellt, könnte lauten: Warum investiert 3M in Txtr? Was will der Erfinder des Post-its mit eBook-Lösungen? In einer entsprechenden Pressemitteilung gibt 3M an, auf den stark wachsenden eReading-Markt setzen zu wollen. Txtr habe den 80.000 Mitarbeiter starken US-Konzern „durch seine Innovationskraft, sein Angebot an mobilen Anwendungen und eine technologisch ausgereifte eReading-Infrastruktur“ überzeugt. Der omnipräsente Zugriff auf digitale eReading-Inhalte reize den Kreativkonzern ebenso wie die neuen Geschäftsfelder im Bildungsbereich, bei Bibliotheken und in der Automobilindustrie.

Mit seinem Investment geht es 3M folglich vor allem um den technologischen Zugriff auf entsprechende eReading-Angebote – dies bestätigt auch Stefan Gabriel, der als President von 3M New Ventures weltweit verantwortlich für das Beteiligungsgeschäft von 3M ist: „Durch das über 3M New Ventures und 3M Electro & Communications getätigte strategische Investment hat 3M Zugriff auf neue Technologien und damit Geschäftsmöglichkeiten, die hohe Wachstumschancen für verschiedene 3M-Geschäftsbereiche bieten. Wir können die eReading-Cloud-Services von Txtr nutzen, um kommerziell attraktive Lösungen für unsere Kunden anzubieten.“

Wieviel die Amerikaner dafür auf den Tisch legten, wird hingegen verschwiegen – nicht einmal von x-stellig ist die Rede. Txtr-CEO Christophe Maire verlässt sich hingegen auf den eReading-Markt: „Das beachtliche finanzielle Engagement zeigt, wie wichtig der Markt für 3M geworden ist. Denn das Geschäft mit eReading und eBooks wird sich viel stärker entwickeln als bisher erwartet.“

Quo vadis Txtr?

Es ist ein herausfordernder Markt, in dem sich Txtr seit seiner Gründung 2008 bewegt: Ursprünglich war das von Christophe Maire und Andreas Steinhauser gegründete Unternehmen Hardware-orientiert gestartet. Ein eigener eBook-Reader sollte an den Markt gebracht werden, der in Verbindung mit einer Contentplattform die Digitalisierung der Buchwelt hätte mit etablieren können. Doch dann kamen Apples iPad und Amazons Kindle. Auf Anfrage gibt Txtr an, seine Hardware-Bestrebungen aufgrund von Preis- und Produktionsschwierigkeiten vorerst aufgegeben zu haben, doch die übermäßige Konkurrenz dürfte die Marktluft sicher entsprechend dünn gemacht haben.

Mittlerweile gibt es zwar immer noch ein Hardware-Team, das an Txtrs Hardware-Ansatz weiterarbeitet und auch das Konsumentengeschäft wird noch betrieben, doch das Unternehmen aus Berlin hat seinen Fokus auf den B2B-Bereich umgeschwenkt: Unternehmen, die digitalen Content vertreiben wollen, können nun von Txtr sowohl eine umfangreiche eBook-Datenbank als auch die entsprechende Shopsoftware und -Abwicklung erwerben – egal ob mit Txtr-Branding oder als White-Labelling. Einer der ersten Use-Cases in diesem Segment sei Asus@Vibe.

Es ehrt ein Unternehmen, wenn es den Mut hat, sein Geschäftsmodell umzuschwenken und auch die Weitsicht, diese Notwendigkeit zu erkennen. Txtr bewegt sich mit digitalem Content in einem spannenden Segment, ebenso wie speziell die unternehmerische Leistung von Christophe Maire Respekt verdient, und dennoch ist das Thema eBooks im großen Stil eine harte Nuss. Amazons Kindle und Apple iPad lassen wenig bis keinen Raum für weitere Anbieter und in der zweiten Reihe folgen mit Anbietern wie HP bereits weitere Großkonzerne, die das Tablet-Thema angehen werden. Konsumentenseitig dürfte der digitale Drops also gelutscht sein und businessseitig wird die Code- und Content-Qualität das entscheidende Argument spielen. Als innovativer Ansatz aus Deutschland darf Txtr ein entsprechender Erfolg gegönnt werden, wie dies gelingt, werden wohl die nächsten zwei Jahre zeigen.