Ein Münchner Startup erregt mit einer Jobanzeige Aufsehen: Adnymics produziert individualisierte Flyer und Broschüren, die Paketsendungen von Online-Shops beigelegt werden. Jetzt sucht das Unternehmen Omas und Opas als Feelgood-Manager fürs Team. Die Anforderungen an die Bewerber sind nicht etwa der sichere Umgang mit MS Office, sondern Kuchenbacken, das Team bekochen und mit den Mitarbeitern quatschen. Cathrin Grolig, Leiterin der HR-Abteilung, verrät uns mehr über diese ungewöhnliche Anzeige.

Warum wollt Ihr für die Position des Feelgood-Managers einen Senior einstellen?

Das war eine ganz bewusste Entscheidung von uns. Die Omi beziehungsweise der Opi soll unser Team in erster Linie durch die Lebenserfahrung bereichern. Da die Stelle für einen Tag in der Woche ausgeschrieben ist, lässt sich das für Rentner besser einrichten als für jemanden Mitte 30. Außerdem wäre es für unsere Mitarbeiter super, wenn die Person mindestens 15, besser schon 20 Jahre in München lebt. Viele unserer Mitarbeiter sind zugezogen und kennen sich noch nicht so gut aus. Wer schon lange hier lebt, kann sicher auch etwas über die generelle Entwicklung der Stadt und eigene Erfahrungen erzählen – und Tipps an unsere Mitarbeiter geben. Zum Beispiel für Einkaufsmöglichkeiten oder Ausflüge.

Was soll die Omi oder der Opi in Eurem Unternehmen konkret umsetzen?

Es sind hauptsächlich kleinere Hilfstätigkeiten vorgesehen, wie zum Beispiel Einkäufe oder der Gang zur Post. Über ein gesundes Mittagessen oder einen leckeren Kuchen freuen wir uns natürlich auch, damit wir ein wenig Abwechslung zu den Fast-Food-Gerichten in Büronähe bekommen. Die Küche dafür haben wir, sie wird aber noch wenig genutzt. Ein gemeinsames Mittagessen verbindet. Die Idee ist außerdem, dass die Feelgood-Manager als Ansprechperson da sind, um sich mal über andere Themen als den Job auszutauschen zu können. So kann man kurz vom Arbeitsalltag abschalten. Der Manager soll sozusagen einen „Ruhepool“ bilden.

Update, 19. November: Verstößt diese Anzeige nicht gegen das Diskriminierungsverbot des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes? Diese Frage haben mehrere Kommentatoren aufgeworfen. Wir haben bei Adnymics noch einmal nachgefragt. Die Antwort:

„Mit dieser Stellenanzeige möchten wir keinesfalls Bewerber benachteiligen oder diskriminieren. Wir suchen keine Omas und Opas im buchstäblichen sondern im übertragenen Sinne, das heißt die Person muss auch nicht unbedingt Enkel haben. In erster Linie suchen wir also Lebenserfahrene mit sozialer Kompetenz, die Fürsorglichkeit und Geborgenheit vermitteln und unseren jüngeren, ortsunkundigen Mitarbeitern menschlich zur Seite stehen.“

Die Idee, den Arbeitsplatz mitarbeiterfreundlich zu gestalten, teilen viele Startups. Warum ist das Eurer Meinung nach wichtig?

Auf der einen Seite denken wir, dass Leute, die sich im Büro wohlfühlen, auch die motivierteren Mitarbeiter sind. Wir versuchen mehr als nur Arbeitsplatz zu sein. Man soll gern hier Zeit verbringen, das Büro vielleicht sogar als erweitertes Wohnzimmer sehen. So kann Austausch stattfinden und das Team zusammenwachsen. Zum anderen wollen wir so auch Mitarbeiter für unser Unternehmen interessieren. Vor allem in der Tech-Branche muss man als Unternehmer einiges bieten, um sich von anderen Unternehmen abzuheben und ITler zu gewinnen.

Was tut Ihr bisher für die Wohlfühlatmosphäre im Büro?

Wir haben tatsächlich zwei Schaukeln mitten im Büro. Außerdem gibt es eine Sofaecke, eine Spielekonsole und natürlich den obligatorischen Kicker. Wir machen aber auch regelmäßig Teamevents wie Schlauchboot fahren oder Volleyball spielen und bieten den Mitarbeitern flexible Arbeitsplätze und -zeiten.

Nun soll ein Senior das Angebot erweitern. Wie seid Ihr an die Rentner herangetreten?

Wir haben Zettel in nahe gelegenen Supermärkten und der Umgebung ausgehangen, eine Anzeige bei der Bundesagentur für Arbeit eingereicht und Werbung über Facebook gemacht.

Und wie war bisher der Rücklauf? Haben Rentner überhaupt Facebook?

Tatsächlich sind einige Rentner bei Facebook. Aber es haben auch junge Leute Freunde markiert, deren Großeltern sie sich gut für die Position vorstellen könnten. Da läuft dann viel über Mundpropaganda. Man könnte fast sagen, die Anzeige ist ein wenig viral gegangen. Bisher ist der Rücklauf enorm gut.

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