Fast jeder ist schon mal mit dem Service von Adyen in Berührung bekommen – und doch ist der breiten Masse der Name des niederländischen Unternehmens kein Begriff. Das Fintech wickelt den Bezahldienst für Firmen wie Netflix, Uber, Spotify oder etablierte Unternehmen wie Vodafone und die Airline KLM ab.

Seinen Job macht Adyen ziemlich erfolgreich: Insgesamt 50 Milliarden US-Dollar an Transaktionen liefen im vergangenen Jahr über die Plattform, wie das niederländische Unternehmen mitteilte. Im Vorjahr waren es 25 Milliarden US-Dollar. Auch den Umsatz konnte Adyen verdoppeln – auf 350 Millionen US-Dollar.

Bei Banken würde es oft vorkommen, dass Kreditkartenzahlungen abgelehnt werden, obwohl die Konten gedeckt seien, heißt es vom Unternehmen. Das will der Bankenschreck aus Amsterdam – 2006 gegründet – besser machen. Auch harmonieren verschiedene Verkaufskanäle, etwa im Web, per Smartphone oder im Laden, besser miteinander.

Mit seinem Payment-Dienst hat das Unternehmen prominente Investoren angelockt. Iconiq Capital steckte vor Kurzem Geld in Adyen. Der Fonds verwaltet unter anderem das private Vermögen von Facebook-Chef Mark Zuckerberg oder Twitter-Gründer Jack Dorsey. Spitzname: „Zuck & Friends’ secret billionaire fund“. Nach dieser Finanzierung sei das Unternehmen 2,3 Milliarden Dollar wert, wie Business Insider berichtete.

Im Interview mit Gründerszene erklärt Roelant Prins, Chief Commercial Officer von Adyen, wie es mit dem Unicorn weitergeht – und wie das Unternehmen von den prominenten Investoren profitiert.

Roelant, in einem Interview hast Du mal gesagt, als Fintech-Unternehmen bekomme man nur Aufmerksamkeit, wenn etwas schief läuft. Nun gibt es gerade einen großen Skandal bei LendingClub in den USA. Färbt das auf euch ab?

Nein, auch wenn beide Firmen unter dem breiten Banner Fintech laufen, machen wir etwas komplett anderes.

Die Vertrauensfrage ist als Payment-Unternehmen trotzdem ein entscheidender Punkt. Wie habt ihr eure Unternehmenskunden überzeugt?

Am Anfang war das die härteste Aufgabe. Unser Vorteil: Zu den ersten Kunden gehörten viele Startups, besonders Gaming-Anbieter. Das waren Kunden, die unsere Technik und unsere Vision verstanden haben. Als Bezahldienstleister bewegen wir uns außerdem in einem stark regulierten Markt. Die großen Unternehmen haben uns genau durchleuchtet. Ein wichtiger Punkt dabei ist sicherlich, dass wir keine Schulden anhäufen und seit 2011 profitabel arbeiten.

Wer sind eure Kunden?

Die Bezahlmöglichkeiten von Anbietern wie Spotify, Uber oder Netflix laufen über uns, aber auch traditionellere Unternehmen wie Vodafone oder die Fluglinie KLM.

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Abgesehen vom Payment für E-Commerce-Unternehmen bietet ihr auch Bezahlterminals an, etwa für kleinere Unternehmen. Einige Anbieter auf dem deutschen Markt hatten mit Produkt kürzlich Probleme, beispielsweise Paymill. Wie läuft das Geschäft bei euch?

Wir beschäftigen uns mit dem Thema Point-of-Sale seit ein paar Jahren. Allerdings liegt unser Fokus auf großen Handelsunternehmen. Unser Ziel ist es, dass wir den Unternehmen für alle Kanäle eine einheitliche Bezahlplattform anbieten: Online, Mobile und im Laden. Wer beispielsweise etwas online oder in der App kauft, kann es dann problemlos im Laden zurückgeben. Das ist ein echter Omni-Channel-Ansatz.

Gemessen an den Transaktionen, welcher Verkaufskanal macht wie viel aus?

Etwa die Hälfte der Transaktionen kommt bereits über mobil, 40 Prozent über E-Commerce-Shops und der Rest fällt auf POS in Läden.

Gerade tut sich viel rund um das Thema Payment. Es gibt etwa digitale Währungen. Wo entwickelt ihr euch hin?

Wir wollen den Händlern mit unserem Bezahlsystem ermöglichen, ihre Waren auf möglichst verschiedenen Wegen zu verkaufen. Beispielsweise per Whatsapp oder über den Facebook-Messenger. Wir konzentrieren uns darauf, was die Händler wollen und binden etwa Apple Pay und Android Pay ein.

Vor ein paar Monaten wart ihr stark in den Medien präsent, weil der Fonds von Mark Zuckerberg und anderen prominenten Geldgebern bei euch investiert haben. Wofür brauchtet ihr das Geld von Iconiq Capital?

Wir arbeiten profitabel, das unterscheidet uns von anderen Unicorns. Trotzdem brauchen wir das Geld, um weiter zu expandieren, beispielsweise nach Brasilien, Australien und Asien. Für jedes Land benötigen wir eine lokale Lizenz und das kostet viel Geld. Ohne diese Lizenzen können wir die lokalen Händler und die US-Unternehmen in diesen Ländern nicht unterstützen.

Euer Gründer Pieter van der Does sagte, er wollte den Investor unbedingt an Bord haben. Was hat sich seitdem verändert?

Iconiq Capital ist im Silicon Valley einfach sehr gut vernetzt. Wer als Unternehmen in dem Portfolio des Fonds ist, wird als erfolgreich angesehen.

Der Adyen-CCO Roelant Prins ist einer der Speaker auf der diesjährigen NOAH-Konferenz in Berlin am 8. und 9. Juni. 

Bild: Screenshot/Youtube