Nun ist es also soweit, der digitalen Machtübernahme wird ein Ende gesetzt: Endlich, mag man sagen, denn unser Leben wird längst viel zu sehr fremdbestimmt von automatisierten Autoritäten, über die wir nichts wissen, von denen wir nichts verstehen und die wir gerne als „Black box“ bezeichnen, weil das so schön bildlich ist. Die Rede ist natürlich von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz.

All das müsse kontrolliert und Unternehmen haftbar gemacht werden, fordern die Verbraucherschützer. Diejenigen, die sie vertreten, hätten Bedenken. Man muss das verstehen, die Programme entscheiden schließlich über unsere Kreditwürdigkeit, sie lassen Autos ohne uns am Steuer fahren und sie bestimmen, welche Nachrichten wir lesen.

Also wird fast schon reflexartig die Frage gestellt: Wer überwacht die Algorithmen? Es brauche Institutionen, die die relevanten Anwendungen wie in der analogen Welt etwa auf Diskriminierungsschutz überprüfen können, sagt etwa der Vorstand des Bundesverbands der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände (vzbv).

Dass zum Beispiel Banken schon lange Algorithmen zur Prüfung von Kreditvergaben einsetzen, hat bislang niemanden so richtig gestört. Da jetzt aber offenbar alles doch zu viel wird, wurde auf Einladung der Politik nun in Berlin nach konkreten Ideen für mehr Transparenz gesucht. Eine Bundesanstalt für Algorithmenaufsicht muss her, sagen die einen. Oder vielleicht ein Algorithmen-Tüv sagen die anderen, halt, nein, vielleicht doch nicht, das würde die Nutzer womöglich in einer gefährlichen Sicherheit wiegen.

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Man mag über dieses vielleicht typisch deutsche Verhalten die Stirn runzeln, schließlich wollen wir von den Vorteilen der Technologien, die wir übrigens ja selbst programmiert haben, unbedingt profitieren – nicht mehr selbst fahren müssen, bessere und schnellere Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Und das große Vorbild Bafin hat die Finanzkrise auch nicht verhindern können. Aber wer beantwortet sonst bitte die Frage danach, was passiert, wenn die Daten im System womöglich gar nicht stimmen? Wir deswegen zu unrecht keinen Kredit bekommen oder anderweitig benachteiligt werden?

Unternehmen geben von ihren Algorithmen und Künstlichen Intelligenzen nicht gerne etwas preis, weil sie im digitalen Geschäft oft ihr einziger Wettbewerbsvorteil sind. Microsoft, als eines dieser Unternehmen, setze sich schon bei der Entwicklung für Fairness, Datenschutz, Transparenz und Verantwortlichkeit ein, beteuert die Leiterin der Hauptstadtrepräsentanz. Dennoch: Wie wehrt man sich gegen eine Black box, wenn keine Stelle da ist, an die man sich im Zweifelsfall wenden kann?

In den sozialen Medien hat einer noch eine andere Idee gehabt: Vielleicht könnte es auch eine App geben, im Stil einer solchen, wie sie die AfD gerade für Falschparker vorgeschlagen hat. Dann können Nutzer die Algorithmen bei möglichem Fehlverhalten bei einer der neuen Behörden anschwärzen. Wenn man darüber nachdenkt, würden wir uns so die Kontrolle wieder zurück holen, eine Art digitale Bürgerpolizei und Aufsichtsbehörde zugleich. Mehr Macht den Undigitalen! Näheres im Kursprogramm der Volkshochschule Bocholt Rhede Isselburg. Dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen.

Bild: John Lamb / Gettyimages