Beim eigenen Anspruch hält sich Brands-4-Friends-Gründer Christian Heitmeyer mit seinem neusten Projekt nicht zurück: Allyouneed soll seinem Konzept des All-Around-Handels folgen und alle wichtigen Gegenstände des täglichen Bedarfs liefern können. Unterstützung bei seinem ehrgeizigen Projekt erhält er von keinem geringeren als der Post-Tochter DHL.

All you need DHL

All you need: Marktstart am 9. Mai

Körperpflege, Beauty, Babyartikel, Tierbedarf, Reinigung/Papier, Haushalt, Lebensmittel, Getränke, Süßwaren, Frühstück – allein die Rubrikenliste des Online-Händlers Allyouneed (www.allyouneed.com) verrät, neben dem Firmennamen selbst, dass hier ein „Vollsortimenter“ an den Start gehen will. Seit ein paar Wochen befindet sich das Berliner Startup in einer Beta-Phase mit ersten Testkandidaten. Dem Vernehmen nach sollen die Ergebnisse zufriedenstellend sein. Viel Zeit zum Nachbessern bleibt auch nicht, der offizielle Marktstart ist für den 9. Mai geplant.

Ob der Online-Shop langfristig erfolgreich ist, wird dabei zunächst einmal von zwei Aspekten abhängen. Zum einen muss der virtuelle Supermarkt eine gute Usability vorweisen, für den täglichen Einkauf wollen die Kunden keine komplizierten Oberflächen bearbeiten. Entsprechend will Allyouneed einfacher und übersichtlicher, kurzum: komfortabler sein als die Konkurrenz. Da viele der Artikel etwa auch bei Amazon (www.amazon.de) zu haben sind, einige Supermärkte bereits eigene Lieferdienste anbieten und der Weg von der Arbeit meist ohnehin an Kaisers, Rewe, Kaufland & Co. vorbei geht, steht man auch keinen unbedeutenden Wettbewerbern gegenüber.

DHL übernimmt Lagerung und Kommissionierung

Zum anderen wird die Logistik ein entscheidender Punkt für den Erfolg sein. Weil diese aus eigener Kraft sicherlich nicht zu stemmen ist, hat sich Allyouneed mit einem etablierten Player zusammen getan: der Deutschen Post DHL (www.dp-dhl.com). Seit Dezember vergangenen Jahres hält der Logistik-Konzern ein Drittel der Geschäftsanteile des Startups, das von Christian Heitmeyer und Jens Drubel vor etwas mehr als einem Jahr ins Leben gerufen wurde. Im Rahmen der Zusammenarbeit nimmt die Post-Paketsparte dem Online-Shop einen großen Brocken ab: Sie kümmert sich neben dem Versand der Pakete um die komplette Lagerung und Kommissionierung vom Zentrallager aus.

Wenn das Projekt, das sich nicht zuletzt am US-Vorbild Alice (www.alice.com) orientiert, in zwei Wochen für die Allgemeinheit zugänglich wird, stehen Berichten zufolge erst einmal rund 8.000 Produkte in den virtuellen Regalen – Frischeprodukte oder tiefgekühlte Lebensmittel suche man vergebens. Dabei soll es allerdings nicht bleiben. Langfristig liege das Ziel bei rund 25.000 Artikeln, heißt es. Offiziell wollte sich Allyouneed gegenüber Gründerszene vor dem Launch allerdings nicht äußern. Hauptsächlich sollen Markenprodukte vertrieben werden, weil der Kunde sie kennt und so gezielt auswählen kann.

Online-Supermärkte: bislang schwieriges Geschäft

Bislang hat sich der Online-Supermarkt in Deutschland nicht durchsetzen können. Zwar hatte unter anderem der Onlineriese Otto (www.otto.com) früh auf einen Supermarktservice gesetzt – nur um ihn drei Jahre später wieder einstampfen zu müssen. Im Juli vergangenen Jahres startete dann Amazon (www.amazon.de/lebensmittel) den Verkauf von Lebensmitteln und Getränken: Kunden können aus mehreren zehntausend Produkten auswählen, bis heute befindet sich die Seite allerdings in der Beta-Version. Amazon kooperiert dabei mit einer Vielzahl Händlern, die alle eigene Lieferkosten berechnen.

Bisher haben selbst die Discounter in ihren Online-Shops vermehrt auf Non-Food-Produkte und haltbare Lebensmittel gesetzt. Edeka (www.edeka24.de) etwa bietet zwar Frischwaren gleich oben auf der Sortimentsliste an – dort sind aber gerade einmal Charlotten und Knoblauch zu finden. Kaisers (www.kaisers.biz) bietet seinen Bringservice nur in wenigen Großstätten an. Zur weiteren Konkurrenz gesellen sich auch Froodies (www.froodies.de) und der Rossmannversand (www.rossmannversand.de) mit einem kleineren Onlineangebot.

Ist ein echter Online-Supermarkt realistisch?

Nur wer aber das komplette Sortiment anbieten kann, bietet dem Kunden eine echte Alternative zum Supermarkt um die Ecke. Wenn dieser nämlich ohnehin den lokalen Retailer aufsuchen muss um Fisch, Fleisch oder Frischmilch zu kaufen, kann er dort auch die anderen Artikel des täglichen Bedarfs mitnehmen. Wie schwer der Einstieg in das verlockende Geschäft eines Online-Supermarkts mitunter sein kann, hat bekanntlich schon AllesAnna erfahren müssen. Auch bei Lisaliefert/Lucrato blieb vom ursprünglichen Konzept nicht viel übrig.

Insbesondere mit zwei Herausforderungen haben die Online-Supermärkte dabei zu kämpfen. Zum einen muss bei frischen Produkten die Kühlkette aufrecht erhalten werden. Mit dem Logistik-Partner hat Allyouneed zwar das generelle Problem von Lagerung und Versand gelöst. Ob die Deutsche Post-Tochter aber auch das Kühlhalten von Frischwaren garantieren kann, darf zumindest hinterfragt werden. Zum anderen sind insbesondere bei Drogerieprodukten die Margen oft dermaßen dünn, dass damit zwar Umsatz generiert, dieser aber selten auch in Gewinn umgemünzt werden kann. Hinzu kommt, dass sich die großen Marken-Hersteller gerne mit bekannteren Online-Stores syndizieren.

Allyouneed bietet Einkaufs-Intelligenz

Besser machen als der Wettbewerb will Allyouneed währenddessen vor allem eines: das Einkaufserlebnis. Dazu will man den Kunden mit einem elektronischen Assistenten unterstützen, der Aufträge entgegen nimmt und sie selbständig ausführt. Weil dieser „mitdenkt“ und bei der Auswahl der Produkte hilft – so die Theorie – soll sich der tägliche Bedarf an Lebensmitteln und Haushaltswaren leichter planen und organisieren lassen.

Tatsächlich hat sich Allyouneed eine pfiffige Oberfläche einfallen lassen. Kurz gefasst: Rechter Hand kann der Kunde einen Einkaufszettel anlegen – Seife, Butter, Klopapier, Shampoo. Aus den Einträgen werden Links zu den entsprechenden Produkten, die der Kunde dann in den Einkaufswagen legen kann. Wie gut und zeitlich genau der intelligente Einkaufsassistent die Bedürfnisse der Kunden identifizieren kann, wird allerdings erst der Alltagstest zeigen. Sollte Allyouneed hier einen funktionierenden Algorithmus gefunden haben, hätte der virtuelle Supermarkt sicherlich ein gewichtiges Alleinstellungsmerkmal.

Update: Bünting mit myTime als Wettbewerber online

Ohne viel Medienrummel ist unter dem Namen myTime (www.mytime.de) jüngst auch die ostfriesische Bünting-Gruppe mit einem Online-Supermarkt an den Start gegangen – ausgestattet mit einem Sortiment von 25.000 Produkten und ebenfalls mit Deutsche Post DHL als Versandpartner. Gerade dem Kühlproblem hat man sich nach eigenen Angaben ausgiebig gewidmet: Lieferungen frischer Lebensmittel und Artikel aus dem Tiefkühlregal erfolgen in Styroporboxen mit einer extrastarken Außenwand, heißt es von dem Markt. Zudem werden spezielle Kühlpads eingesetzt, die Tiefkühl-Boxen werden mit Trockeneis auf der erforderlichen Temperatur gehalten. Außerdem werden alle Pakete mit Kühl- oder Tiefkühlprodukten laut Website kostenlos per Express versendet.

Bildmaterial: Allyouneed