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Dash-von-Amazon Einfach auf den Knopf drücken – und schon wird neues Waschmittel geliefert.

Der Onlinehändler Amazon bringt seinen daumengroßen Bestellknopf Dash nach Deutschland. Ab Mittwoch können Amazon-Nutzer Produkte bestellen, ohne ein Smartphone, Tablet oder Computer in die Hand nehmen zu müssen. Sie müssen dazu nur auf einen Knopf drücken, den sie zuvor an die Waschmaschine oder den Kaffeeautomaten geklebt haben.

Als Amazon Dash im Frühjahr vergangenen Jahres in den USA eingeführt hatte, dachten viele an einen Aprilscherz. Dash ist ein daumengroßer Knopf, der sich zu Hause mit dem WLAN-Netz verbindet. Eingerichtet wird er mit einer Smartphone-App, in der Nutzer auswählen, welches Produkt einer Marke und welche Menge sie nach einem Druck auf den Dash-Knopf bestellen wollen. Auf Wunsch bekommen sie eine Push-Nachricht auf ihr Smartphone, sobald sie eine Bestellung über den Dash ausgelöst haben.

Jeder Dash-Knopf bestellt ein ganz bestimmtes Produkt. Der Knopf wird meist dort aufgeklebt oder aufgehängt, wo das Produkt verwendet wird, also für Toilettenpapier im Badezimmer, für Waschpulver in der Waschküche und für Spülmittel am Geschirrspüler. In den USA gibt es bereits einen Dash für mehr als 150 Marken, darunter den Waschmittelhersteller Persil, Kaffeeverkäufer Lavazza und Rasierklingenproduzenten Gillette.

Dash startet in Deutschland mit 32 Marken

„Wir sind mit Dash in den USA erfolgreich gestartet“, sagte Amir Pelleg, bei Amazon für das Dash-Projekt verantwortlich. In den vergangenen zwei Monaten hätten sich die Dash-Knopf-Bestellungen verdreifacht, so der Amazon-Manager. Mehr als zweimal pro Minute würden Produkte über die Knöpfe bestellt. „Die Anzahl der in den USA teilnehmenden Marken ist im Jahr 2016 viermal so schnell angewachsen wie im Vorjahr.“ Inzwischen seien mehr als 150 Hersteller dabei.

In Deutschland startet Amazon mit 32 Marken. Die Zahl soll aber schnell erhöht werden. Zum Start dabei sind unter anderen Kleenex, Ariel, Persil, Sheba, Whiskas, Oral-B, Wilkinson und Gillette. Neben Deutschland soll Dash auch in Österreich starten. In Großbritannien gibt es das System bereits. Über weitere Expansionspläne hat der Konzern noch keine Angaben gemacht.

Deutschland ist mit einem Umsatzanteil von elf Prozent für Amazon der größte Markt außerhalb der USA. Für den Onlinehändler ist Dash ein weiterer Vorstoß, seinen E-Commerce-Marktanteil zu vergrößern. Dabei versucht Amazon den Bestellvorgang so einfach wie möglich zu machen. In den USA können Nutzer zu Hause bereits auf Zuruf Bestellungen aufgeben. Ein Lautsprecher mit der Bezeichnung Echo nimmt dabei die Order entgegen. Mehrere Millionen Produkte können so bestellt werden. Nutzer wecken den Lautsprecher auf, indem sie den Namen Alexa rufen. Danach geben sie beispielsweise den Befehl „Bestell Toilettenpapier von Charmin“.

Amazon verdient mit Dash doppelt

Berichten zufolge soll der Echo-Lautsprecher noch in diesem Jahr auch in Deutschland eingeführt werden. „Dash ist für die meisten Menschen der einfache Einstieg in das Internet der Dinge“, sagt Amazon-Manager Pelleg. „Wir sprechen lieber vom Internet der nützlichen Dinge.“ Nutzer können den Dash-Knopf für fünf Euro bei Amazon bestellen, bekommen aber den Kaufpreis bei der ersten Bestellung gutgeschrieben, die sie über den Dash-Knopf aufgeben.

Ein weiterer Use-Case. (Bild: Amazon)

Amazon verdient mit Dash gleich doppelt. Die teilnehmenden Marken in den USA zahlen an Amazon laut Berichten 15 Dollar pro verkauften Dash. Außerdem müssen sie darüber hinaus 15 Prozent des Umsatzes an Amazon weitergeben, der über den Dash-Knopf abgewickelt wird.

Diese 15 Prozent kommen noch einmal zu der ohnehin üblichen Kommission von acht bis 15 Prozent hinzu. Wer in den USA zu Beginn, im Frühjahr vergangenen Jahres, dabei sein wollte, habe sich für etwa 200.000 Dollar einkaufen müssen, berichtete das Wall Street Journal. Zu den ersten Teilnehmern zählten Procter & Gamble, PepsiCo und Kimberly-Clark. Über das Modell in Deutschland macht Amazon keine Angaben.

Ob das Dash-Projekt tatsächlich so erfolgreich ist, wie Amazon es schildert, ist fraglich. Der US-Marktforscher Slice Intelligence stellt in einer Studie fest, dass weniger als die Hälfte der Menschen, die seit März 2015 einen Dash gekauft haben, auch eine Bestellung aufgab. Wer doch bestellt, hat seinen Dash-Knopf nur einmal in zwei Monaten gedrückt.

Geräte können Produkte auch selbst ordern

Sowieso ist Dash für Amazon nur eine Vorstufe. Der nächste Schritt ist das Bestellen ohne Knopfdruck. Der Konzern hat dafür den Amazon Dash Replenishment Service (DRS) entwickelt. Hersteller können mithilfe dieser Technologie, die für sie frei zugänglich ist, die automatische Bestellfunktion gleich in ihre Geräte einbauen.

So bestellt der Drucker seine Tinte selbstständig, wenn er merkt, dass sie bald zur Neige geht. Ein Knopfdruck ist dann nicht mehr nötig. Das Gleiche gilt für Waschmaschinen, die eigenständig ihr Pulver – natürlich bei Amazon – nachbestellen.

In den USA haben die Druckerhersteller Samsung und Brother bereits solche Geräte im Angebot. Auch Bauknecht, Bosch-Siemens-Haushaltsgeräte, Grundig und Kyocera sind dabei. Eine Wasserkanne von Brita bestellt ihre Wasserfilter nach, wenn sie ausgetauscht werden müssen. Amazon übernimmt im Hintergrund die Bestell- und Kaufabwicklung und die Logistik. Für Deutschland wollen einige Hersteller auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) erste Ankündigungen machen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt.de.

Bild: Amazon