Das war ein wunderschönes Wochenende in Berlin. Perfektes Wetter für den Badesee. Oder für den Balkon. Und wen es warm ist, soll man ja viel trinken. Aber wer hat Lust, an diesen herrlichen Frühsommertagen schwere Getränkekisten zu schleppen?

Also her mit dem Smartphone. Da gibt es doch bestimmt haufenweise Apps von Lieferdiensten und in ein oder zwei Stunden stehen die gekühlten Getränke im Kühlschrank. Aber die Ernüchterung folgt schnell. Da gibt es fast nichts. Und was es gibt, das ist – sagen wir mal vorsichtig – verbesserungswürdig. Die App von „Getränke 030“ sagt mir: „Diesen Artikel können Sie über das mobile Template nicht bestellen. Bitte wechseln Sie in die Desktop-Version, um diesen Artikel zu konfigurieren und zu bestellen.“ Es handelte sich um eine Kiste Cola.

Beim Berliner Klassiker „Getränke Hoffmann“ werde ich rund um das Thema Durst informiert. Online bestellen? Leider nein. „Order Drinks“ zeigt mir die Getränkemärkte in der Umgebung. Da gibt allerdings nicht viele. Jedenfalls nicht, wenn man dieser App glaubt. „Logo Getränke“ und „Getränkequelle“ zeigen mit ihre Händlerstandorte. Leider nicht in Berlin. Und online bestellen geht auch nicht. Ich mache mir erstmal einen Kaffee.

Also, wenn das so ist, wird eben der Rechner gestartet. Mal schauen, was im Browser geht. Deutlich mehr. Man muss es nur finden. Aber irgendwie gibt es immer einen Hinderungsgrund, auf die Bestelltaste zu drücken. Entweder muss man Liefertermine langfristig planen. „Trinkkiste“ liefert immerhin eine diebstahlgeschützte Lockbox, die Lieferungen annimmt, wenn man nicht zum abgesprochenen Termin zu Hause ist. Aber so auf die Schnelle funktioniert nichts. Über die Website von „Getränke Hoffmann“ oder „Lehmann“ breiten wir höflich den Mantel des Schweigens. Verständlich und aufgeräumt wirken dagegen die Websites von Rewe und Bringmeister.de. Nur richtig schnell liefern die auch nicht.

Inzwischen ist es fast Mittagszeit und ich stehe an der Kasse des Supermarktes Reichelt. Wie der Lieferdienst hier funktioniert? Kann mir keiner so ganz genau sagen. Ich bekomme einen Flyer mit einer Telefonnummer. Danke. Schönes Wochenende.

Wenn so die Konkurrenz aussieht, auf die Amazon mit seinem Online-Supermarkt Amazon Fresh in Deutschland trifft, wird dem Kunden die Entscheidung in Zukunft nicht schwer fallen. Viele Menschen haben bereits einen Amazon-Account. Die Website ist gelernt. Der Konzern hat zwar Probleme mit seinem Image, aber man hat sich trotzdem an den Dienst gewöhnt. Prime-Kunden erhalten die Ware meistens in 24 Stunden. Amazon Prime Now, seit neuestem auch in Berlin, verspricht die Lieferung sogar innerhalb einer Stunde. Hier geht es zum Gründerszene-Test.

Die Berliner Wüstenlandschaft erklärt übrigens bestens den großen Anklang, den das Münsteranter Getränke-Startups Flaschenpost findet. Das Liefer-Unternehmen bekam so viele Anfragen, dass es erstmal eine Zwangspause einlegen musste, um sich zu organisieren.

Auf Amazon gibt es jetzt schon Lebensmittel und Getränke, auch viele deutsche Lebensmittelketten bieten so einen Online-Service an. Trotzdem kaufen noch nicht viele Kunden am Computer ihre Lebensmittel und stehen bei herrlichem Wetter in der langen Schlange an der Supermarktkasse. Mit Amazon Fresh wird sich das dramatisch ändern. Und von Lieferdrohnen haben wir hier noch gar nicht gesprochen. Aber die deutschen Handelsketten haben sich bestimmt schon viele Gedanken über die Digitalisierung ihres Geschäftes gemacht – oder?

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