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Immer wieder macht der US-amerikanische Onlinehändler Amazon mit Vorstößen in den Lebensmittelmarkt auf sich aufmerksam. In Großbritannien kooperiert das Unternehmen etwa seit Kurzem mit der Supermarktkette Morrisons, um frische Lebensmittel ausliefern zu können. Zusammen mit dem US-amerikanischen Lebensmittelkonzern Tyson Foods plant Amazon nun, im Herbst dieses Jahres einen Lieferdienst für Kochboxen zu starten. Das berichtet Business Insider.

Noch geben sich beide Unternehmen bedeckt. Nur so viel: Der Service namens Tyson Taste Makers wird von Köchen inspirierte Rezept-Boxen zu den Kunden nach Hause liefern. Der Service soll über Amazons US-amerikanischen Lebensmitteldienst Fresh an Haushalte in den USA ausgeliefert werden.

Mindestens ein deutsches Startup wird davon wenig begeistert sein: der Kochboxen-Lieferservice HelloFresh. Das Berliner Startup liefert seit 2012 in Deutschland seine Boxen mit Kochzutaten und Rezepten aus – und konzentriert sich offenbar immer stärker auf den US-amerikanischen Markt. Wie im April bekannt wurde, beschäftigt das Unternehmen mittlerweile rund 286 Mitarbeiter dort. In Deutschland und Österreich sind es hingegen nur 122.

Auch ein Kühllager hat HelloFresh Medienberichten zufolge in der Nähe von San Francisco gekauft. Da kommt ein neuer Rivale in Form von gebündelter Konzernpower gänzlich ungelegen. HelloFresh wollte sich auf Anfrage von Gründerszene dazu nicht äußern.

Schon vor Amazons Plänen für einen Kochboxen-Service gab es natürlich für HelloFresh Konkurrenz – allerdings in Form ebenbürtiger Startups. Neben HelloFresh betreibt etwa auch das US-Startup Blue Apron einen Kochboxen-Lieferservice. Genau wie die Bewertung des Berliner Unternehmens liegt die von Blue Apron im Milliardenbereich. Während HelloFresh mit einer immensen Unternehmensbewertung von 2,9 Milliarden Dollar wirbt, wird das US-Pendant mit nicht weniger beachtlichen zwei Milliarden Dollar bewertet.

Trotz des Einhorn-Status – eine Bewertung über eine Milliarde – läuft bei HelloFresh nicht alles rund. Der angepeilte Börsengang wurde verschoben, dem Vernehmen nach nicht zuletzt wegen Streitigkeiten im Rocket-Aufsichtsrat um die hohe Bewertung. Für das Jahr 2015 machte HelloFresh laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bei rund 305 Millionen Euro Umsatz einen Verlust von 116 Millionen Euro – sicherlich auch, weil die US-Expansion zu kapitalintensiven Investitionen geführt hat.

Nur wenige deutsche Startups trauen sich in die USA – auffällig selten sind es Unternehmen aus dem Portfolio von Rocket Internet, wie HelloFresh eines ist. Auf Nachfrage von Gründerszene wollte HelloFresh nicht kommentieren, wie viele Kunden dort mittlerweile bedient werden oder wie wichtig der Markt für das Startup ist. Klar dürfte jedoch sein: HelloFresh, Blue Apron und Co. wird der Markteinstieg des E-Commerce-Primus Amazon angesichts dessen Marktmacht und Marketing-Power ganz erheblich unter Druck setzen. Sollte der US-Riese auch den Start in Deutschland planen, gilt das für HelloFresh umso mehr.

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