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Kochbox der Konkurrenz: So sehen die Lebensmittel von HelloFresh aus

„Dinner for 2 in about 30 minutes“ – so heißt die Wort- und Bildmarke, die Amazon Anfang September in Deutschland angemeldet hat. Das Deutsche Patent- und Handelsregister listet unter dem Eintrag „Fertiggerichte-Pakete“ und „abgepackte Mahlzeiten“ wie Salate oder Suppen. Nachdem der E-Commerce-Riese im Juli bereits seine eigene Kochbox in den USA auf den Markt gebracht hat, liegt die Vermutung nahe, dass Amazon auch in den deutschen Markt mit fertig portionierten Zutaten und Rezepten einsteigen will. Gegenüber Gründerszene gab Amazon auf Nachfrage bisher keinen Kommentar zu seinen Plänen ab.

In Deutschland würde Amazon demnach mit Anbietern wie Marley Spoon, der Lidl-Tochter Kochzauber und dem Rocket-Startup HelloFresh konkurrieren. Die drei Kochboxen-Versender sind in der gleichen Kategorie im Waren- und Dienstleistungsverzeichnis des Markenregisters eingetragen wie Amazon.

Für die deutschen Startups könnte ein Eintritt Amazons bedrohliche Konkurrenz bedeuten. Die letzten öffentlichen Jahreszahlen von Marley Spoon zeigten, dass das Startup 2016 höhere Verluste als Umsätze schrieb. Auch über die Lidl-Tochter wurde kürzlich bekannt, dass das Wachstum stagniert, während Verluste bestehen bleiben. Auch HelloFresh muss als Hoffnungsträger von Rocket Internet Erfolge bringen – das Unternehmen soll den nächsten großen Exit bringen und gibt Hunderte Millionen Euro jährlich für Marketing aus, um bekannter zu werden. 

Amazon prescht im Food-Markt vor

In den USA experimentiert Amazon seit diesem Sommer mit der neu registrierten Marke „We do the prep. You be the chef“ und verschickt 17 verschiedene Menüoptionen zum Selberkochen. Auf dem Speiseplan stehen Gerichte wie Falafel oder Nizza-Salat mit Lachs. Die Kochboxen sind allerdings nur in Regionen erhältlich, in denen der Lieferservice des Amazon-Onlinesupermarktes Amazon Fresh operiert.

Der Kochboxen-Versender Blue Apron ist in den USA der größte Konkurrent für Amazon auf dem Markt. Als aber bekannt wurde, dass Amazon seine eigene Marke geschützt hat, ist die Aktie von Blue Apron eingebrochen. Seitdem kämpft das Unternehmen mit Problemen, der Aktienkurs erholt sich bisher nicht.

Mit seiner Kochboxen-Reihe hat Amazon einen weiteren Schritt in die Food-Branche gesetzt. Zwei Monate nach dem US-Start ist der Handelsgigant Anfang Mai auch in Deutschland mit seinem Lebensmittel-Lieferdienst Amazon Fresh gestartet. Im Sommer hat der Konzern außerdem die US-amerikanische Biosupermarkt-Kette Whole Foods übernommen – und seit Juni verkauft das Unternehmen auf dem deutschsprachigen Markt Überraschungspakete mit Superfood-Produkten.

Bild: CASPAR TOBIAS SCHLENK, MICHAEL BERGER