amazon music

Amazon heizt den Konkurrenzkampf um die Musikstreaming-Nutzer in Deutschland an. Der Internetkonzern hat seinen eigenen Musikdienst am Montagmorgen nun auch hierzulande und in Österreich gestartet. Nutzer haben künftig die Möglichkeit, mehr als 40 Millionen Titel über das Internet zu hören.

Das Unternehmen bezeichnet sein Angebot als „Amazon Music Unlimited“. Neben dem Musikkatalog soll es auch Hunderte von kuratierten Playlisten und personalisierte Radiosender geben. Auch Hörspiele sind verfügbar.

Damit geht Amazon mit einem Angebot online, das es in dieser Form schon mehrfach in Deutschland gibt. Anbieter wie Spotify, AppleMusic, Napster und Deezer haben ebenfalls umfangreiche Musikbibliotheken, Playlisten und Hörspiele, die sie ihren Nutzern zur Verfügung stellen.

Auch die Preise ähneln sich. Als Standardgebühr für ein Streaming-Angebot werden in Deutschland zehn Euro verlangt. Das gilt auch für Amazon Music Unlimited. Wer bei Amazon allerdings Prime-Kunde ist, zahlt zwei Euro weniger. Das Angebot kann monatlich gekündigt werden. Legt sich ein Nutzer jedoch für ein Jahr fest, zahlt er knapp 80 Euro. Ein Familien-Abo für bis zu sechs Nutzer, das noch in diesem Jahr eingeführt wird, soll 15 Euro monatlich kosten.

Für Echo-Besitzer wird es günstiger

Zuletzt haben auch Napster und Deezer in Zusammenarbeit mit den Discountern Aldi und Lidl eine reduzierte Monatsgebühr eingeführt. Alle Anbieter ermöglichen das Musikstreaming auf unterschiedlichen Geräten. Solange der Nutzer sein Abo hält, kann er Musik auch herunterladen und offline hören.

Für Besitzer eines Echo oder Echo Dot bietet Amazon den Dienst für knapp vier Euro noch günstiger an. Echo ist ein smarter Lautsprecher, der per Sprache gesteuert wird und Fragen beantworten oder Befehle ausführen kann, weil er mit dem Internet verbunden ist. Allerdings ist das Streaming dann an das eine Gerät gebunden und kann ausschließlich dort genutzt werden.

Mit der Sprachsteuerung will sich Amazon von seinen Konkurrenten unterscheiden. Eine Musikredaktion bearbeitet derzeit den Musikkatalog, um Sprachbefehle ausführen zu können, an denen die Wettbewerber scheitern. So können künftig über Echo Wünsche geäußert werden wie: „Spiele traurige Musik“ oder „Spiele etwas von David Bowie aus den 70er-Jahren“. Amazon will jedem Nutzer ein auf ihn zugeschnittenes Musikangebot machen. Dazu zieht Amazon auch Informationen aus der Kaufhistorie des Nutzers heran.

Nach Angaben von Amazon ist Musik die am häufigsten genutzte Echo-Funktion. Amazon Music Unlimited ist nicht der einzige Musikdienst auf dem Echo. Schon heute können Nutzer ihren Amazon-Lautsprecher auch mit Spotify betreiben.

Tatsächlich haben die Streaming-Anbieter Schwierigkeiten, sich voneinander zu unterscheiden, weil sie weitgehend auf das gleiche Musikrepertoire zurückgreifen. Das gilt in Deutschland auch für Hörspiele wie „Bibi und Tina“ und „Die drei Fragezeichen“.

Musikstreaming gleich CD-Verluste aus

Amazon plant, regionale Künstler stärker hervorzuheben. Außerdem sollen Fans und Musiker durch das Format „Backstage“ zusammengebracht werden. Das sind Playlisten, in denen Künstler wie Scooter, Revolverheld, The Baseballs, Norah Jones oder One Republic ihre Musik kommentieren.

Musikstreaming hat hohe Wachstumsraten. Die Musikindustrie gleicht damit den Rückgang beim CD-Verkauf und Internet-Download teilweise aus. Mit mehr als 100 Millionen Nutzern, von denen etwa 40 Millionen eine monatliche Gebühr bezahlen, ist Spotify der Marktführer. Apple Music kommt auf gut 17 Millionen Nutzer.

Nach Angaben des Digitalverbandes Bitkom nutzen vier von zehn deutschen Internetnutzern solche Streaming-Dienste, gut ein Fünftel bezahlt dafür. Spotify hat neben seinem Abo-Dienst auch ein werbefinanziertes Angebot.

Inzwischen sieht die Musikbranche sogar wieder Wachstum. Im ersten Halbjahr legte sie in Deutschland nach den Zahlen des Bundesverbandes Musikindustrie um 3,6 Prozent zu. Die Streaming-Umsätze sind dabei der Treiber, sie legten um 88 Prozent zu und machen inzwischen fast ein Viertel des Gesamtgeschäftes aus.

Amazon hat Amazon Music Unlimited im Oktober bereits in den USA gestartet. Amazon Prime Music gibt es schon länger und ist Bestandteil des Prime-Angebotes. Inzwischen können Nutzer dort ohne zusätzliche Gebühr mehr als zwei Millionen Lieder streamen. Zuletzt hatte Amazon angekündigt, die Jahresgebühr für die Prime-Mitgliedschaft wegen gestiegener Kosten von 49 Euro auf 69 Euro anzuheben.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt Online.

Bild: Amazon