Nächster Anlauf: Nun will Firmenchef Dominik Richter sein Unternehmen endlich an die Börse bringen.
Nächster Anlauf: Nun will Firmenchef Dominik Richter sein Unternehmen endlich an die Börse bringen.

Nun aber. Nach dem gescheiterten Anlauf vor knapp zwei Jahren hatte sich Firmenchef- und Gründer Dominik Richter bemüht, nichts Konkretes zu den Börsenabsichten von Hellofresh sagen. Jetzt gibt der Berliner Frischessen-Lieferdienst bekannt: Die Vorbereitungen für den Börsengang laufen. Notiert werden soll das Papier im regulierten Markt der Frankfurter Börse, bis zu 300 Millionen Euro an neuem Kapital soll der IPO in die Kassen des Unternehmens spülen.

Mit dem Geld sollen in erster Linie Investitionen in das bestehende Geschäft vorgenommen werden, heißt es von Hellofresh. Es solle aber auch den Aufbau neuer Geschäftmodelle ermöglichen. Seit seiner Gründung im Jahr 2011 hatte sich das Unternehmen, an dem maßgeblich die Berliner Firmenschmiede Rocket Internet beteiligt ist, vorrangig auf den Ausbau seines Lieferdienstes für frische Lebensmittel und die Expansion in neue Länder konzentriert. Derzeit beschäftigt Hellofresh nach eigenen Angaben mehr als 2.000 Mitarbeiter weltweit.

Wann genau der IPO soweit sein soll? Das verrät das Unternehmen nicht. Dafür aber etwas zu den unternehmerischen Zielen: Innerhalb der nächsten 15 Monate soll die Gewinnschwelle erreicht werden, und das nicht nur in einzelnen Märkten, sondern auf Gruppenebene. Derzeit verweist Hellofresh auf 1,3 Millionen aktive Kunden und sieht sich damit als führender Anbieter in allen Märkten, in denen das Startup aktiv ist – mit der großen Ausnahme der USA. Dort halten Amazon Fresh und das Jungunternehmen Blue Apron fest die Zügel in der Hand. Letzteres war Ende Juni dieses Jahres selbst an die Börse gegangen, danach schmierte der Börsenkurs allerdings ab.

War beim ersten Anlauf die Bewertung beim Börsengang ein Streitpunkt unter den Gesellschaftern – angeblich wollte Rocket-Chef Oliver Samwer zu viel –, schweigt sich Hellofresh bislang zu weiteren IPO-Details aus. Bei der letzten, 85 Millionen Euro starken, Finanzierung Ende 2016 wurde für HelloFresh eine Pre-Money-Bewertung von zwei Milliarden Euro angesetzt, 600 Millionen Euro weniger als bei den beiden vorangegangenen Finanzierungen. Das Geld kam vom schottischen Investor Baillie Gifford sowie dem Staatsfonds des Emirats Katar.

Im gesamten ersten Halbjahr 2017 belief sich der Umsatz von Hellofresh Firmenangaben zufolge auf rund 435 Millionen Euro, der Verlust lag bei rund 53 Millionen Euro. Auffällig dabei: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres gab das Unternehmen bereits rund 123 Millionen Euro für das Marketing aus. Kritiker des Geschäftsmodells betonen immer wieder, dass Hellofresh ohne Werbung viele seiner Kunden verlieren würde.

Im Jahr 2016 verzeichnete das Kochboxen-Startup ein Wachstum des Umsatzes von 95,8 Prozent – er lag bei 597 Millionen Euro. Die bereinigte Ebitda-Marge betrug minus 13,8 Prozent, eine Verbesserung um 14,5 Prozentpunkte im Vergleich zum vorangegangenen Jahr. Das Unternehmen machte einen Verlust von knapp 83 Millionen Euro. Die Zahl der Hellofresh-Abonnenten wuchs 2016 von 620.000 auf 857.000 – wobei hier jeder Kunde gezählt wird, der in einem Zeitraum von drei Monaten eine Box mit Lebensmitteln erhalten hat.

Bild: Hellofresh