Anna Alex ist eines der bekannten Gesichter der Berliner Startup-Szene. Sie ist neben Julia Bösch Gründerin und Geschäftsführerin des Mode-Startups Outfittery, das betreutes Onlineshopping für Männer anbietet. Das Unternehmen konnte seit dem Start im Jahr 2012 mehr als 50 Millionen Euro einsammeln. Anna Alex arbeitete vorher bei Rocket Internet und verschiedenen Startups der Berliner Firmenschmiede.

Zum Jahreswechsel haben wir die Gründerin gebeten aufzuschreiben, was sie 2017 bewegt hat – und was ihre Prognosen für 2018 sind.

Applaus, Applaus: Welche Gründer haben dich im vergangenen Jahr am meisten beeindruckt und warum?

Katrina Lake. Sie ist mit Stitch Fix (einem US-Versender von Boxen mit zusammengestellten Outfits, Anm. d. Red.) an der Börse durchgestartet. Respekt!

Trial and Error: Aus welchen Fehlern hast du im letzten Jahr gelernt?

Unsere verschiedenen Teams haben früher zu sehr in ihren eigenen „Silos“ gearbeitet. Das haben wir dieses Jahr geändert, indem wir sogenannte „Cross-Functional-Teams“ eingeführt haben, innerhalb derer Leute aus verschiedenen Bereichen gemeinsam an einem Projekt arbeiten und auch zusammen sitzen.

Krypto-Boom: Wo steht der Bitcoin heute in einem Jahr?

Auf jeden Fall höher als jetzt. Ich glaube fest daran, dass uns das Thema Krypto-Währungen zukünftig noch mehr beschäftigen wird, weil es eine Demokratisierung der Währungslenkung bedeutet.

Next Big Thing: Welches Tech-Unternehmen ist der heißeste Börsen-Kandidat für 2018?

IPO? Sollte die Frage nicht eher ICO heissen? 😉

Großes Krabbeln: Wird man in einem Jahr Insekten-Burger bei McDonald’s essen können?

Vielleicht. Ich nicht…

Roboter als Fahrer: Werden uns Taxis bis Ende 2018 fahrerlos herumkutschieren?

Das wird kommen! Ich glaube aber nicht, dass es so schnell gehen wird. Dazu gibt es noch zu viele ungelöste Fragen, zum Beispiel beim Thema Ethik und Haftung.

Gründer-TV: Welche Ideen würdest du in der Vox-Show „Die Höhle der Löwen“ beim nächsten Mal gerne sehen? Und welchen Investoren?

Grundsätzlich wünsche ich mir noch mehr Tech-Verständnis in der Jury. Ich schlage Lars Hinrichs von Xing vor. Und natürlich wünsche ich mir noch viel mehr weibliche Gründerinnen!

Unterm Radar: Von welchem deutschen Startup wird man 2018 noch hören?

Von einem unserer Outfittery-Spin-offs: Das sind Start Ups, die ehemalige Outfittery-Mitarbeiter gegründet haben, darunter zum Beispiel Weissmaler.

Digitale Helfer: Auf welche App willst du 2018 auf keinen Fall verzichten?

Slack! Wir nutzen das bei Outfittery auch in den Teams. Zum einen lassen sich – neben dem normalen Direkt-Chat – individuelle Channels für die verschiedenen Teams einrichten. Zum anderen kann man sehr einfach Dateien hochladen und austauschen. Und letztendlich kann man weitere Dienste mit Slack verknüpfen und die Suche funktioniert super schnell.

Schreibtisch-Lektüre: Welches Buch sollten Gründer 2018 unbedingt lesen?

Ich empfehle einen Podcast: „Role Models“ von David Noel. Er interviewt regelmäßig tolle, inspirierende, erfolgreiche Frauen, von denen man viel lernen kann.

Was darf’s sein? Welche Wünsche hast du an die Politik?

Wir investieren aktuell viel zu wenig in die digitale Weiterbildung. Und ich bin dafür, eine Datenethik-Kommission ins Leben zu rufen. Die klügsten Köpfe Europas sollen sich zusammensetzen und Leitlinien definieren, wie wir ethisch mit der zunehmenden Automatisierung in Arbeit und Leben – Algorithmen, selbstfahrende Autos, filter bubble etc. – umgehen sollen.

Einhörner, an die Arbeit! Welches nervige Alltagsproblem hat bisher noch kein Startup gelöst?

Dass der Küchendienst, inklusive Reinigung der Kaffeemaschine, regelmäßig verlässlich klappt. Und Beamer, die einfach zuverlässig funktionieren, wenn man sie braucht.

Bild: Guido Castagnoli