Die App von ResQ Club zeigt an, welche Restaurants übrig gebliebenes Essen verkaufen

Dem dänischen Startup Too Good To Go wurde in der vergangenen Staffel der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ ein Millionen-Deal versprochen. Das Prinzip: Nutzer können kurz vor Ladenschluss übrig gebliebenes Essen kaufen, das Restaurants, Bäckereien und Hotels ansonsten wegwerfen würden. Mit demselben Konzept ist 2016 auch das Startup Mealsaver auf den Markt gegangen. Und zwar mit einiger Too-Good-To-Go-Erfahrung im Gepäck.

Denn sowohl Gründerin Mai Olesen als auch ihr Team hatten zuvor selbst bei Too Good To Go gearbeitet, dann aber gekündigt, um eine neue App zu entwickeln. Nur wenige Monate später führten die Berliner erste Gespräche mit dem finnischen Konkurrenten ResQ Club. Im Mai 2017 folgte die Fusion. Was ist seit dem Zusammenschluss passiert?

„Wir sind erwachsener geworden“, sagt Janis Englert, Deutschland-Chef von ResQ Club. „Aber der Startup-Spirit ist immer noch da.“ Und auch strukturell hat sich einiges getan. Mealsaver-Gründerin Olesen hat das Startup im November auf eigenen Wunsch verlassen, bleibt aber dennoch im Verwaltungsrat. Management und Produktentwicklung haben die Founder in Helsinki übernommen. Das Berliner Team kümmert sich nun allein um den deutschen Markt. Vor der Übernahme waren drei Mitarbeiter der finnischen App in Deutschland angestellt, Mealsaver stellte anfangs ein 15-köpfiges Team. Mittlerweile arbeiten nur noch fünf Personen daran, ResQ Club in Deutschland auszubauen, sagt Englert.

Das Angebot wurde nach der Fusion zunächst deutlich verschlankt. 2016 war Mealsaver in Berlin, Hamburg, München und im Ruhrgebiet vertreten. Mehr als 200 Partner zählte das Startup damals. ResQ Club-Nutzer konnten die App vorher in Düsseldorf, Köln und München nutzen. Seit dem Zusammenschluss können User allerdings nur noch in der Hauptstadt überschüssiges Essen retten. Man wolle die App mithilfe des technischen sowie operativen Know-Hows der finnischen Mutter erst einmal an nur einem Standort optimieren, bevor ResQ Club erneut in andere Städte expandiert. 

Das bedeutete eben auch, dass das Startup viele Anbieter aus dem Portfolio geschmissen hat. Es konzentriert sich jetzt nur noch auf hochwertige Gastronomie. Aktuell werden in der App rund 70 Restaurants wie Beets & Roots und die vegane Kette Goodies gelistet. Die Firma hat damit bewusst in Kauf genommen, Einnahmen einzubüßen. „Das Umsatzpotenzial ist natürlich viel höher, wenn man alle Großbäckereien mit an Bord nimmt, aber so wollen wir den Markt nicht aufbauen“, so Englert. Kunden hätten erzählt, dass sie beispielsweise gerettete Backwaren wegwerfen mussten, weil die Tüten zu voll waren. Am Ende landeten diese Lebensmittel also doch wieder im Müll.

„Auf dem deutschen Markt hat noch niemand die Nuss so richtig geknackt, wie man das Konzept nachhaltig aufbauen kann“, sagt der Deutschland-Chef. Im September ist ResQ Club erstmals die Partnerschaft mit einem Supermarkt eingegangen. Eine Edeka-Filiale in Berlin-Kreuzberg sortiert seitdem jeden Abend Obst und Gemüse für die Nutzer aus. Konkurrenz zur Tafel sei die App allerdings nicht, dafür seien die verkauften Mengen zu gering. Laut Englert funktioniere das Pilotprojekt gut, künftig wolle man das Geschäftsmodell weiter ausbauen. 

ResQ Club finanziert sich über eine Provision. Ein Gericht kostet durchschnittlich drei Euro, bis zu 70 Prozent weniger als der originale Verkaufspreis. Wie hoch der Prozentsatz pro verkauftem Essen ist und wie viel das Startup damit umsetzt, will Englert allerdings nicht verraten. Zum Vergleich: Das dänische Unternehmen Too Good To Go macht pro verkaufter Portion einen Gewinn von 66 Cent, setzte 2016 eine halbe Million Euro um.

Atlantic Food Labs, der finnische CleanTech-VC Loudspring und weitere Geldgeber haben nach eigenen Angaben bisher 2,2 Millionen Euro in ResQ Club und vorher Mealsaver investiert. 250.000 Nutzer sind bei der App angemeldet, davon 25.000 in Deutschland. Die stärksten Märkte sind Finnland und Schweden.

Lest auch


Bild: ResQ Club