Das Ende der Apps wurde schon häufig prophezeit. Doch die Zeit, die wir täglich mit ihnen verbringen, steigt Jahr für Jahr. Die Deutschen verweilen laut einer Studie 142 Minuten täglich in Apps – eine Steigerung von 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und dabei sind die Deutschen in ähnlich stark digitalisierten Ländern noch Schlusslicht. Südkoreaner kommen fast auf das Doppelte.

Obwohl der App-Markt als gesättigt gilt, installieren 65 Prozent der Deutschen monatlich noch mindestens eine neue App. Über 20 Prozent experimentieren mit vier oder mehr neuen Apps im gleichen Zeitraum. Zu den beliebtesten Programmen gehören in Deutschland die üblichen Verdächtigen: WhatsApp, Facebook, der Facebook-Messenger, Amazon und Instagram.

Die drei App-Entwicklerprobleme: Games, Games, Games

Bei all diesen Apps handelt es sich um kostenlose Software. Doch womit können Entwickler neben In-App-Werbung und In-App-Käufen heute noch Geld verdienen? Tatsächlich entscheidet vor allem das Ranking in den App-Stores, ob eine Bezahl-App ihrem Entwickler letztlich Geld einbringt. Wie weit oben aber eine App gerankt wird, bemisst sich neben den Download-Zahlen wahrscheinlich auch aus der Anzahl und Höhe der Bewertung, sowie der Update-Frequenz und kürzlichen Wachstumstrends – genaue Angaben über die Gewichtung machen die IT-Konzerne nicht.

Doch wer hat beim App-Ranking der Bezahl-Inhalte die Nase vorn? Bei einer Gründerszene-Analyse der 100 Top-Bezahl-Apps (Stichtag: 23.06.) in Deutschland im Google Play Store und Apple App Store zeigt sich ein klares Bild – und deutliche Unterschiede zwischen den iOS- und Android-Nutzern.

32 Prozent der untersuchten Apps schaffte es auf eine Top-100-Platzierung in beiden Stores. Besonders in den unteren Rängen variieren die App-Charts aber. Bei beiden Betriebssystemen sind – wenig überraschend – „Spiele“ die meistverbreitete App-Kategorie. Sie dominieren in beiden Stores das Paid-Geschäft. Bei Google machen sie 39 Prozent, bei Apple 29 Prozent aller Top-100-Apps aus – und verdrängen so andere Themen.

Apples Top 100 sind teurer als Googles

Populär sind daneben noch Apps rund um die Themen „Reise“ und „Produktivität“. Starke Unterschiede treten bei den Usern in den Kategorien „Personalisierung“ und „Bildbearbeitung“ auf. Während Apple-Käufer ihre Bilder und Videos verschönern, individualisieren Android-Nutzer lieber ihre Smartphones. Zudem werden Apple-Kunden deutlich stärker zur Kasse gebeten. Durchschnittlich 4,17 Euro zahlen sie für eine der Top-100-Apps. Bei Android fallen durchschnittlich 2,78 Euro pro Software-Kauf an. Spiele waren mit 3,17 Euro im App Store beziehungsweise 2,63 Euro im Play Store stets etwas günstiger als der Durchschnitt.

Da Googles Play Store ungefähre Download-Zahlen ausweist, lohnt sich auch ein Blick auf das Verhältnis der häufig vertretenen Kategorie „Spiele“ zum Rest. Dabei wird die Dominanz der Freizeit-Apps noch deutlicher: Je häufiger eine Paid-App heruntergeladen wurde, desto wahrscheinlicher handelt es sich dabei um ein Spiel.

Worüber Entwickler schon seit Langem klagen, zeigt sich auch in den Zahlen: Wer Bezahl-Apps anbietet, aber keine Spiele im Portfolio hat, hat es schwer in die Top-Charts aufzusteigen. Game-Entwickler setzen zudem statistisch gesehen auf niedrigere Preise und erreichen höhere Downloadzahlen. Doch da neben den Installationen auch andere Faktoren mit ins Ranking spielen, können Entwickler sich auch gegen die Platzhirsche durchsetzen, wenn sie zahlreiche, gute Bewertungen in kurzer Zeit abstaubt. So kann eine App trotz mäßiger Installationen aufsteigen – und damit trotz ernster Inhalte Geld einbringen.

Bild: Gettyimages/Roberto Machado Noa/Kontributor