„App“ – als Film und als App

Das ZDF startet heute Abend ein Second-Screen-Experiment: Ab 22:15 Uhr zeigt der Sender den niederländischen Thriller „App“, der von der Psychologiestudentin Anna handelt, die nach einer Party eine eine App auf ihrem Smartphone entdeckt, die sie jedoch nicht selbst installiert hat. Die App „Iris“ (ein Anagramm von Apples Siri) scheint zuerst sehr nützlich zu sein, da sie ihr beispielsweise die richtigen Antworten in der Uni liefern kann. Bald schon wird Anna die App jedoch unheimlich: Im Internet tauchen Videos von ihr auf, sie erhält unheimliche Anrufe, hinzu kommen Todesfälle in ihrem Umfeld – all das scheint mit „Iris“ zu tun zu haben. Die App hat offenbar begonnen, selbstständig zu agieren und computergesteuerte Geräte zu kontrollieren.

Der Film dauert 80 Minuten. In dieser Zeit können die Zuschauer die Handlung nicht nur auf dem Fernsehbildschirm verfolgen, sondern auch auf dem Second Screen, mit einer iOS- oder Android-App. Wer die App vor dem Filmstart aktiviert, bekommt abgestimmt auf die Filmhandlung zusätzliche Inhalte und Informationen auf sein Mobilgerät, die so nicht im Thriller zu sehen sind – beispielsweise SMS-Dialoge der Protagonisten, zusätzliche Filmsequenzen oder veränderte Kameraeinstellungen.

Die App ist mit den Tonspuren des Films synchronisiert. Über das Smartphone-Mikrofon nimmt sie für das menschliche Ohr nicht hörbare Wasserzeichen wahr und gibt bei den entsprechenden Sequenzen die Zusatzinhalte aus. Somit ist es auch möglich, das Second-Screen-Angebot zu nutzen, wenn man den Film zeitversetzt anschaut. Um zu gewährleisten, dass die App ohne Verzögerung funktioniert und nicht etwa technische Pannen wie bei der Quizduell-Show von ARD passieren, befinden sich alle Inhalte lokal auf dem Endgerät. So kann die App auch offline reagieren, ist dadurch allerdings auch sehr groß: 152 MB für Android und 78 MB für iOS.

Das Second-Screen-Experiment wurde bereits vorab getestet. Bei ComputerBild.de heißt es, die App mache Spaß, lenke aber auch vom Film ab. Dies wird auch bei Critic.de bemängelt: Der App-Nutzer fühle sich zwar persönlich adressiert, könne sich aber nicht gleichzeitig auf beide Bildschirme konzentrieren. Zudem bleibe der zweite Bildschirm Spielerei und etabliere keine neue Erzählweise. Beide Kritiken sind sich aber einig, dass Regisseur Bobby Boermans mit seinem Second-Screen-Film durchaus Pionierarbeit leiste, auch wenn das Konzept noch ausbaufähig sei.

Gründerszene wird das Ganze heute Abend selbst testen und die wichtigsten Reaktionen, die unter dem Hashtag #appfilm auf Twitter zu finden sind, für Euch zusammentragen.

Bild: ZDF/Ray van der Bas