Als Designer Luis Abreu Ende September 2014 einen Anruf von Apples Personalabteilung bekam, war er Feuer und Flamme: Natürlich sei er bereit dazu, sich bei Apple für einen Job zu bewerben! Abreu ist Spezialist für den Entwurf von Benutzeroberflächen in Apps, er hat sich darauf spezialisiert, Programme für Apples Software-Umgebung zu entwerfen.

Mit einem langen Artikel in seinem Blog zum Thema hatte er die Aufmerksamkeit der Apple-Personaler geweckt – nun folgte Apples spezielle Folter für Bewerber. Abreu hielt in einem weiteren Blog-Eintrag genau fest, wie genau Apple seine potenziellen neuen Mitarbeiter aussiebt und wie viel Geld und Aufwand Apple in den Auswahlprozess steckt – ein interessanter Einblick in das Seelenleben des Konzerns.

Zuerst müssen sich Bewerber sogenannten Screening Calls stellen. In mehreren, 30 Minuten langen Telefongesprächen können Bewerber und künftige Kollegen und Teamleiter sich kennenlernen, so wird auch geprüft, ob der Mitarbeiter ins Team passt. Danach musste Abreu auf Apples eigenen Videotelefonie-Standard Facetime umschalten. In fünf Gesprächen mit Personalern, Designern und Fachleuten der Abteilung musste er per Videotelefonat Rede und Antwort über seine Vorstellungen von Design und seine Arbeitsweise stehen.

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Nach viel Aufwand kam die Absage

Im Januar 2015 schließlich bestellten Apples Personaler Abreu ins Hauptquartier nach Kalifornien. Der Konzern zahlte Flug und drei Tage in einem Hotel und befragte ihn weitere sechs Stunden lang zu seiner Arbeitsethik, seiner Sicht auf potenzielle Konfliktthemen, seinem Verständnis von Apples Produkten.

„Wir verschwenden keine Zeit mit den Dummen“, lautete der Kommentar der Apple-Interviewer zu dem langen Prozedere. Eine Woche nach seiner Rückkehr bekam Abreu dennoch eine Absage.

Sein Fazit: Erstaunen über den enormen Aufwand, den Apple bei der Einstellung neuer Mitarbeiter betreibt, und Wundern über eine Buchempfehlung, die er von einem Apple-Veteranen auf dem Campus bekam: „Der Baum der Erkenntnis“, ein obskures Buch des chilenischen Entwicklungsbiologen und Philosophen Humberto Maturana, der sich unter anderem mit der kognitiven Wahrnehmung des Menschen beschäftigt.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Welt.

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