Sein hoher Preis kann dem iPhone X nichts anhaben. Das Gerät soll nach aktuellen Zahlen das am besten verkaufte Smartphone im Weihnachtsquartal gewesen sein. Das melden die Marktforscher von Canalys in ihrem jüngsten Report.

Der Konzern soll im letzten Quartal von 2017 zirka 29 Millionen iPhone X verkauft haben, sieben Millionen davon in China. Treiber für die Verkäufe war demnach die hohe Nachfrage nach Upgrades in Märkten, in denen Apple einen hohen Marktanteil hat und in denen eine hoher Anteil der Smartphones über Mobilfunk-Netzbetreiber verkauft werden. Käufer haben dort die Möglichkeit, den Kaufpreis des Handys über mehrere Monate über ihre Mobilfunkrechnung zu begleichen.

„Der Absatz des iPhone X ist beeindruckend für ein Gerät mit einem Preis von 999 US-Dollar, liegt aber leicht unter den Erwartungen der Industrie“, sagte Ben Stanton, Analyst bei Canalys. Apple hatte Lieferschwierigkeiten im November, konnte die Produktion aber Ende November und im Dezember wieder hochfahren, heißt es bei Canalys.

Tatsächlich lagen die Lieferfristen für das neuste iPhone-Modell anfänglich bei sechs Wochen, fielen aber bereits im vergangenen Jahr wieder auf wenige Tage. Inzwischen hat Apple die Geräte vorrätig, in Deutschland wird derzeit bereits am Tag nach der Bestellung ausgeliefert.

Zu einem Großteil vom iPhone abhängig

Zwar würden viele Käufer ihr altes iPhone-Modell in Zahlung geben, um so das neue iPhone X zu finanzieren. Doch der hohe Preis und Apples ungewöhnliche Markteinführung, bei der die iPhone-8-Modelle bereits Wochen vor dem iPhone X verkauft wurden, habe zur Folge gehabt, dass das iPhone X nicht zu den iPhones gehört, die am schnellsten verkauft wurden. In Deutschland kostet das iPhone X je nach Speichergröße 1149 oder 1319 Euro. Nach Einschätzung von Canalys hätten sich auch die älteren iPhone-Modelle SE, 6,7 und 8 im vergangenen Quartal gut verkauft. Dies dürfte nach Ansicht der Marktforscher zu einem iPhone-Rekord-Absatz geführt haben.

„Während neue Technologien wie Face ID und ein Display ohne Rahmen dazu beitragen, den Preis von 999 US-Dollar zu rechtfertigen und die Wettbewerbsfähigkeit mit Samsung, Huawei und Google aufrechtzuerhalten, ermöglicht ein größeres Portfolio Apple, seine allgemeinen Absatzvorgaben zu erfüllen und seine Marktführerschaft im Premiumsegment zu sichern“, sagte Canalys-Analyst TuanAnh Nguyen.

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Apple legt die Zahlen für das Weihnachtsquartal am 1. Februar vor. Der Konzern ist inzwischen zu einem Großteil vom iPhone abhängig, mehr als die Hälfte seines Umsatzes macht Apple mit dem Smartphone. Der Konzern hatte bereits bei der Vorlage seiner Quartalszahlen im November davon gesprochen, auch dank des iPhone X ein Rekordquartal zu erwarten.

Der Konzern macht allerdings grundsätzlich keine Aussagen darüber, wie viele Geräte von welchem Modell verkauft werden. Nur die Gesamtzahl wird genannt. Zuletzt meldete Apple 46,7 Millionen verkaufte iPhones. Die Zahl dürfte nun im Weihnachtsquartal deutlich übertroffen werden.

Experte prophezeit Aus für das iPhone X

Beobachter sehen allerdings schon wieder einen Rückgang der Zahlen in diesem Jahr. So geht Analyst Ming-Chi Kuo von KGI Securities davon aus, dass die Nachfrage nach dem iPhone X geringer ausfällt als erhofft. KGI Securities erwartet nach einem Bericht der Nachrichtenseite Apple Insider, dass im laufenden Quartal nur 18 Millionen iPhone X verkauft werden.

Ming-Chi Kuo gehört zu den Analysten mit der höchsten Trefferquote für seine Prognosen und lag in den vergangenen Jahren meist richtig mit seinen Voraussagen. Der Analyst erwartet, dass die Produktion des iPhone X bereits in diesem Jahr wieder eingestellt wird. Üblicherweise führt Apple seine Modelle noch einige Zeit weiter, um sie neben seinen neuen iPhones günstiger zu verkaufen.

In diesem Fall, so die Erwartungen von KGI Securities, werde Apple die Technologien auf andere Modelle migrieren und ein „iPhone X Plus“-Modell mit größerem Display vorstellen. Vor allem Käufer in China hätten sich an dem Notch an der Oberseite des Displays am iPhone X gestört. Dort ist ein Teil des Displays ausgespart, um die notwendigen Kameras und Sensoren unterzubringen.

Trotzdem bezeichnet Kuo das iPhone X als „strategischen Erfolg“ von Apple. Insbesondere die Technologie hinter der Gesichtserkennung mit der 3D-Kamera sichere einen langfristigen Wettbewerbsvorteil und werde den Weg bereiten für noch fortschrittlichere Augmented Reality- und künstliche Intelligenz-Anwendungen.

Starttermin für den Nachzügler auf dem Markt

Nach wie vor müht sich Apple, die Abhängigkeit vom iPhone abzuschwächen. Vor dem Hintergrund der dominierenden iPhone-Verkaufszahlen ist dies bislang nicht gelungen. Apples jüngster Vorstoß ist der HomePod, ein smarter Lautsprecher, mit dem der Konzern gegen seine Konkurrenten Amazon und Google antritt. Der HomePod wird ab dem 9. Februar in USA, Großbritannien und Australien verfügbar sein. Noch im Frühjahr soll das Gerät auch nach Deutschland kommen. In den USA wird das Gerät 350 Dollar kosten.

Apple hebt die Audio-Qualität seines smarten Lautsprechers in den Vordergrund. Doch der HomePod muss sich zugleich mit Konkurrenzprodukten wie Amazons Echo und Google Home messen lassen. Dort liegt der Schwerpunkt auf den digitalen Sprachassistenten Alexa von Amazon und Google Assistant. Apple hat seinen Assistenten Siri in den HomePod eingebaut. Auf Zuruf spielt das Gerät dann Musik ab, steuert das Licht, Jalousien oder die Heizung, sagt das Wetter voraus und beantwortet Fragen.

Amazon und Google bieten sich gerade einen Wettlauf um Partner, die ihre Dienste und Geräte für die Sprachassistenten öffnen. Apple kommt mit seinem HomePod als Nachzügler in den Markt.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt.de.

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