Verbände atmen nicht unbedingt einen Gründergeist: Sie ziehen Strippen in der Politik, handeln Tarifverträge aus und beraten ihre Mitglieder arbeitsrechtlich. Der Arbeitgeberverband Niedersachenmetall geht nun neue Wege. Mit zehn Millionen Euro der Mitgliedsgelder wollen die Interessenvertreter zum Risikokapitalgeber avancieren. Oben drauf kommen 15 Millionen vom Land Niedersachsen und 25 Millionen Euro aus EU-Töpfen. Damit wollen sie niedersächsische Unternehmen unterstützen, die bei den Banken keine Kredite bekommen.

Dass der Arbeitgeberverband, der 300 Betriebe mit 100.000 Mitarbeitern vertritt, über eine so hohe Geldsumme verfügt, ist nicht ungewöhnlich. Ähnlich wie bei Gewerkschaften haben die Arbeitgeberverbände Rücklagen für den Arbeitskampf. Die Streikkasse musste in der letzten Zeit nicht angetastet werden. Anstatt die Beiträge zu senken, versucht sich der Arbeitgeberverband als Risikokapitalgeber. Und die Mitglieder unterstützen die neue Strategie, heißt es vom Sprecher. Verschieden Gremien mussten außerdem zustimmen.

Das Modell ist bundesweit ein Novum: „Der Fonds ist für uns Neuland“, sagte ein Verbandssprecher gegenüber Gründerszene. Expertise wollen sie sich von der Förderbank NKB holen. Die Investitionsentschiedung treffen Bank und Verband in einem Ausschuss gemeinsam.

Einen speziellen Fokus hat der VC nicht. „Wir sind offen für verschiedene Unternehmensphasen“, sagte der Sprecher. Alle Unternehmen, die wachsen wollen, könnten sich bewerben. Für junge Unternehmen etwa aus dem Hightech-Bereich sei das Angebot sicherlich interessant, sagte der Sprecher.

Doch eine Einschränkung gibt es dann doch: Die Unternehmen müssen eine Betriebsstätte im Bundesland Niedersachsen haben. Mehrere „ernstzunehmende“ Bewerber habe es schon kurz nach der Bekanntgabe des Fonds gegeben.

Pro Unternehmen soll es eine Investition von maximal 1,5 Millionen Euro geben. Der Verband habe dabei nicht den Renditedruck einer Privatbank, sagte der Sprecher. „Wir dürfen aber keine Verbandsgelder verbrennen.“

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