Als Ende Dezember die ersten Startups Berlin bereits für die Ferien verlassen hatten, stattete Ashton Kutcher der Hauptstadt eine Stippvisite ab. Ums Flirten ging es bei dem Besuch wohl weniger. Um Liebe aber doch: Seine Liebe zur Startup-Szene. Schon zuvor hatte er in Berliner Startups investiert; Amen (www.getamen.com) verhalf er mit seinem Investment in 2011 zu internationaler Aufmerksamkeit, auch in SoundCloud (soundcloud.com) investierte er 2011. Gründerszene verriet Ashton Kutcher im Dezember im Soho House, was ihn unter anderem wieder nach Berlin führte. Das Startup der Holländer Edial (CEO) und Floris Dekker (CPO) und des Österreichers Philipp Wassibauer (CTO), Gidsy (www.gidsy.com), ist dem US-Schauspieler ein neues Investment wert. Neben Lead-Investor Sunstone Capital aus Dänemark und Index Ventures (www.indexventures.com) investieren Werner Vogels (CTO bei Amazon), Peter Read und Ashton Kutcher in den Marktplatz für Aktivitäten, der im November in Berlin launchte. Das prominente Investment könnte Gidsy einen Vorsprung zur Konkurrenz verschaffen – neben Berlin, Amsterdam und New York bietet Gidsy nun auch in San Francisco neue Aktivitäten an.

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Ashton Kutcher verliebt sich in Berliner Startup-Szene

Die Startup-Szene hat es Ashton Kutcher angetan. Die Liste seiner Investments wird immer länger – über 40 Investitionen soll er bereits getätigt haben. Er investierte unter anderem in die Privatunterkünfte-Plattform Airbnb (www.airbnb.de), das neue Social Network Path (www.path.com) und das Social-Network-Magazin Flipboard (www.flipboard.com). Besonders Social-Startup-Ideen scheinen es Ashton angetan zu haben.

Auch die Berliner Startup-Szene ist mittlerweile zum Eldorado für Kutcher-Investments geworden. Im vergangenen Jahr investierte der Star aus „Two and a half men“ in die Meinungsplattform Amen von Gründer Felix Petersen und in den erfolgreichen Musikdienst SoundCloud der Schweden Eric Wahlforss and Alexander Ljung. Nun Gidsy, sozusagen das Etsy (www.etsy.com) oder das Airbnb der Aktivitäten. Das Investment wird dem holländisch-österreischen Team einen Aufmerksamkeitsschub bringen.

Investoren als strategische Partner

Auch die anderen Investoren könnten für Gidsy zu wichtigen strategischen Partnern werden. SoundCloud-Investor Index Ventures ist neben dem dänischen Lead-Investor Sunstone Capital  (www.sunstonecapital.com) wohl der größte Geldgeber bei der Finanzierungsrunde über 1,2 Millionen US-Dollar. Erst im November hatte Index Ventures einen neuen 500 Millionen Euro Fonds aufgelegt. Das Kopenhagener Venture-Capital-Unternehmen Sunstone Capital ist auf Earlystage-Finanzierungen von Life-Science- und Technologie-Firmen fokussiert.

Zudem haben Werner Vogels, der CTO von Amazon und Business-Angel Peter Read, der bereits in zahlreiche Startups, darunter auch Readmill, investiert hat, große strategische Vorteile für Gidsy. Beide bringen ein weites Netzwerk mit und Amazon hat bereits selbst Marktplatz-Erfahrungen gesammelt, sodass sicher ein Wissensaustausch das Produkt Gidsy nach vorne bringt. In Sachen Netzwerken machen die drei Gidsy-Gründer aber auch selbst einen guten Job. Weitere Unterstützer von Gidsy sind unter anderem Amen-Gründer Felix Petersen, Alexander Ljung und Eric Wahlfoors von SoundCloud, Matt Stinchcomb von Etsy und Christophe Maire.

„Berlin ist unsere Stadt“

„Wir haben uns vor 2,5 Jahren entschieden, von Amsterdam nach Berlin zu ziehen, weil wir das Gefühl hatten in Berlin die Chance zu haben, Teil eines neues Kollektivs zu werden. Die Startup-Szene tauscht sich aus, entwickelt sich gemeinsam weiter“, sagt Gidsy-CEO Edial Dekker. Allein aus Eigenkapital finanzierte sich das niederländisch-österreichische Gründerteam, das seine Zelte in Berlin-Kreuzberg aufgeschlagen hat, bisher.

Auf dem Online-Marktplatz können Privatpersonen Aktivitäten, Unternehmungen und Kurse für Interessierte anbieten und damit Geld verdienen. Die Einbindung anderer sozialer Netzwerke wie Facebook im Gidsy-Profil soll es zudem ermöglichen, frühere von Gidsy vermittelte Aktivitäten von Freunden sowie die dazugehörigen Einschätzungen einzusehen. Zunächst für den Raum Berlin gestartet, gibt es Gidsy mittlerweile auch in Amsterdam, New York und San Francisco. Als Nächstes soll London folgen. Die weitere Internationalisierung soll mit dem neuen Investment realisiert werden. Das Team von Gidsy wächst bis Ende Januar auf zehn Mitarbeiter. 400 Buchungen wurden in den ersten sieben Wochen nach dem Launch bereits durchgeführt.

Gidsy erhält immer mehr Konkurrenz

Privatpersonen können auf Gidsy kostenlose und unbeschränkt viele Einträge mit Fotos und Beschreibungen ihres Angebotes schalten. Andere Privatpersonen erhalten über den Marktplatz Einsicht in diese Angebote und können sie mithilfe verschiedener Online-Zahlungsmethoden an Ort und Stelle buchen sowie dort später bewerten. Indem die Buchungsgebühr erst 24 Stunden nach dem Event an den Veranstalter überwiesen wird, soll der Nutzer weitestgehend vor Betrug geschützt werden können. Sollte eine Unternehmung nicht zustande kommen, wird die Zahlung zurück erstattet. Anbieter legen den Preis ihrer Aktivität selbst fest; der Mindestpreis für Unternehmungen liegt bei fünf Euro. Gidsy finanziert sich dabei über eine Kommission von zehn Prozent des Gesamtpreises.

Gidsy bekommt derzeit immer mehr Konkurrenz – denn Markplätze für Aktivitäten schießen aus dem Boden. Zu den Hauptkonkurrenten zählen das New Yorker Startup SideTour (www.sidetour.com), das im Juni 2011 an den Start ging und ein Seed-Investment von der Foundry Group (foundrygroup.com) sowie RRE Ventures (www.rre.com) bekam. SideTour gibt es bisher nur in New York, auch das Design mutet weniger persönlich an als das von Gidsy. Vayable (www.vayable.com), sozusagen das Original unter den Plattformen, wurde im Oktober 2010 gegründet und bietet bisher Aktivitäten in San Francisco, New York, Los Angeles, Paris, Berlin und London an. Seit Anfang Oktober 2011 ist zudem das deutsche Startup Yasuu (www.yasuu.de) mit einer Plattform für Freizeitangebote online. Das Portal lädt derzeit alle Münchner ein, ihre Talente, Hobbies und Erlebnisangebote einzustellen. Gidsy könnte das Investment nun den nötigen Vorsprung verschaffen.

„Als wir die Idee zu Gidsy hatten, gab es nichts Vergleichbares und auch heute ist Gidsy anders als andere. Wir setzen auf den sozialen Faktor, auf Qualität, auf Austausch und Gruppen-Aktivitäten“, so Edial. Das Produkt soll zudem noch weitere Features bekommen, unter anderem plant das Team eine eigene API zur Einbindung auf anderen Seiten sowie eine App mit Geolocation-Service. Bevor Edial, Floris und Philipp Gidsy gründeten, hatten die Dekker-Brüder ihr eigenes Design-Studio The Neighbours in Berlin gegründet. Weil Auftragsarbeiten aber das Herz nie 100-prozentig zum Schlagen bringen, kam die Idee zu Gidsy gerade zur richtigen Zeit.

„Wir suchten jemanden, der Ahnung vom Pilze sammeln hat, weil wir Pilz-Risotto machen wollten und konnten niemanden finden. So entstand die Idee zu Gidsy“, sagt Mitgründer Edial Dekker. Gidsy kann somit Personen, die zum Beispiel eine Stadtführung, einen Kochkurz oder ihre DJ-Fähigkeiten offerieren wollen, die Möglichkeit bieten, ein kleines Business aufzubauen.

Gidsy und der Zusammenhalt in der Berliner Startupszene

Ein großer Vorteil für Gidsy könnte neben dem prominenten Investment und der nachhaltigen Roll-Out-Strategie auch der Zusammenhalt in der Berliner Startup-Szene sein. Gidsy gehört zu der wachsenden Community internationaler Startups, die auch untereinander stark vernetzt sind. So investierten unlängst beispielsweise die SoundCloud-Gründer in die neue Social-Reading-App Readmill (readmill.com), Amen-Gründer Felix Petersen unterstützt Gidsy mit seiner Expertise und teilt sich ein Büro mit Readmill.

„Ich denke, für eine Handvoll Unternehmen wie Amen, Readmill, Gidsy, SoundCloud und Etsy ist es fruchtbar, eng zusammenzuarbeiten und Investitionen zu verbinden. Das ist gut für ein Zusammenwachsen in Berlin und das Wachstum des gesamten Ökosystems in der Hauptsadt“, sagt Gidsy-Unterstützer und Amen-Gründer Felix Petersen.

Berlin hält zusammen. Das ist ein Plus nicht nur für Gidsy, sondern für alle Startup-Gründer der Hauptstadt – auch international.