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Aus dem Nichts ist Auden in der Startupszene aufgetaucht: Der börsennotierte Investor war unbekannt, als er sich am gehypten Berliner Fintech-Startup OptioPay beteiligte. Das war im vergangenen Sommer. Seitdem hat Auden weiter investiert: in das Loyalty-Startup Fanmiles, den Service für betreutes Shopping Modomoto oder das Laserkommunikationsunternehmen Vialight.

Hinter der Auden AG stehen Christofer Radic, CEO, und Christian Frenko, der verantwortlich für das Portfolio ist. Beide teilen sich das Management. „Wir kennen uns privat seit mittlerweile 15 Jahren“, so Frenko, „und haben bei verschiedenen Roadtrips sicherlich schon um die 15.000 Kilometer nebeneinander verbracht.“ Gemeinsam hätten sie Kanada durchquert, Schottland bereist und seien in den isländischen Westfjorden mit einem Platten gestrandet. „Dabei lernt man sich sehr gut kennen.“

Sowohl Radic als auch Frenko machten dann vor etwa zweieinhalb Jahren einen Exit. Radic hatte bei dem Biopharmaunternehmen Formycon die Investor Relations verantwortet. An der Börse begleitete er das Unternehmen von einer Marktkapitalisierung über etwa 5 Millionen bis hin zu 250 Millionen Euro, bevor er seine Anteile verkaufte. Frenko hatte den Nürnberger Verlag Finanzpark AG gegründet, zehn Jahre lang als Vorstandsvorsitzender dort gearbeitet und schließlich seine Aktien veräußert. „Dann wollte ich endlich mal auf der anderen Seite des Telefons sitzen“, sagt der 41-Jährige heute. „Und nicht immer anderen etwas verkaufen.“

Also begannen Frenko und Radic im Frühjahr 2015 über eine GmbH namens Auden Group gemeinsam ihr Geld in Startups zu investieren. Sie beschlossen, dies zu ihrem Hauptberuf zu machen – und mit einer börsennotierten Gesellschaft zu investieren. Denn da sehen sie selbst ihr Können.

Der nächste Schritt sorgt bis heute für Erklärungsbedarf. Mit ihrer GmbH waren Radic und Frenko an einem Modeunternehmen namens Kilian Kerner AG beteiligt, um das es wirtschaftlich äußerst schlecht stand. Bevor diese AG in die Insolvenz rutschte, beschlossen die Anteilseigner in der Hauptversammlung vergangenen April, das Unternehmen umzuwandeln – in die Beteiligungsgesellschaft Auden AG, die in Startups investieren sollte. „Für uns war das der schnellste Weg, unsere Beteiligungsgesellschaft an die Börse zu bringen“, sagt Radic. Man benötige eine Unternehmenshistorie von mindestens drei Jahren und einen Mindestumsatz für einen IPO. „Das hatten wir nicht“, so Radic. Auch hätte man alle technischen und rechtlichen Schritte vorbereiten müssen, was viel Geld und Zeit gekostet hätte.

Also wurde das Modegeschäft abgewickelt. Die schlechten Zahlen daraus belasten die aktuelle Bilanz des Jahres 2016. Radic erklärt: „Im kommenden Jahr wird das dann keine Rolle mehr spielen.“

Börsennotierte Investoren stehen vor einigen Problemen

Ein börsennotierter Investor – das Konzept wird in der Szene auch kritisch gesehen und birgt einige Schwierigkeiten, wie bereits Rocket Internet oder auch die German Startups Group (GSG) bemerken mussten. So kann jede Abwertung einer Beteiligung zu einem Kurssturz führen. Während ein klassischer VC das nicht kommunizieren muss, unterliegen börsennotierte Unternehmen in relevanten Fällen einer Publizitätspflicht.

Wie fragil das Modell sein kann, zeigt das Beispiel der GSG: Sie musste vor wenigen Wochen gleich drei Abwertungen wegstecken, die den Jahresabschluss 2016 deutlich negativ beeinflussten: Eigentlich hätte ein positives Ergebnis unter dem Strich stehen sollen, nun wird ein Nachsteuerverlust von etwa einer Million Euro erwartet.

Eine positive Wertentwicklung an der Börse ist allerdings wichtig, damit die Investoren neues Kapital aufnehmen können. Ihr Kurs ist davon abhängig, dass die notierten Investoren erfolgreiche Finanzierungsrunden ihrer Portfoliostartups vermelden können – mit steigenden Unternehmensbewertungen. So betonte beispielsweise Auden bei der letzten Finanzierung von OptioPay in der Pressemitteilung, die Unternehmensbewertung des Anfang 2015 gegründeten Startups habe man bei der Runde von 75 auf 85 Millionen anheben können.

Konkrete Geschäftszahlen von OptioPay sind allerdings noch nicht bekannt, weswegen für Außenstehende und Aktionäre kaum einzuschätzen ist, wie realistisch die Bewertung ist. Das gilt auch für die weiteren sechs Unternehmen im Auden-Portfolio. Die Auden-Macher sehen darin einen Vorteil für die Startups:

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„Sie können bei uns weiter sicher wachsen, ohne Mitbewerbern zu viel von sich und ihrem Status quo preisgeben zu müssen.“

Gleichzeitig ist aber der Wert von Auden am Markt davon abhängig, dass die Aktionäre die Portfolio-Startups einschätzen können und an ihr Potenzial glauben. Dabei kann Auden leicht in das Spannungsfeld zwischen traditionellen Aktionären, die auf gute Geschäftszahlen achten, und der Startupwelt geraten, die rapide wachsen will und dafür hohe Verluste in Kauf nimmt. Springen Aktionäre ab, sind Einbußen die Folge: Bis heute hat sich beispielsweise der Kurs von Rocket Internet nicht davon erholt, dass der Großaktionär Kinnevik Ende Februar plötzlich die Hälfte seines Anteils an der Firmenschmiede abstieß.

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„Wir fordern rigoros Reportings ein“

Radic und Frenko kennen diese Probleme. Beide Manager sind selbst Hauptaktionäre ihrer Beteiligungsgesellschaft. „Eine positive Entwicklung des Börsenkurses ist also unsere ehrliche Motivation“, argumentiert Frenko. Natürlich seien Unternehmensbewertungen im Portfolio wichtig für Auden. „Es kommt dabei aber auf die richtige Mischung aus Fantasie und Value an.“

Beide sagen, durch ihre jahrelange Erfahrung an der Börse hätten sie das nötige Wissen, um sich erfolgreich mit ihren Aktionären auszutauschen. „Natürlich muss man viel erklären“, sagt Christian Frenko. „Aber das ist unsere Stärke.“

Die beiden Auden-Macher sehen vor allem Vorteile darin, börsennotiert zu sein. „Ein VC muss seine Fondsgelder in einem bestimmten Zeitraum investieren. Wir hingegen investieren nur, wenn wir gute Deals finden“, sagt Radic. So nehme man auch nur neues Kapital auf, wenn man neue Investments plane.

Radic und Frenko investieren dabei üblicherweise 2 bis 2,5 Millionen Euro in der Serie A. Pro Startup will Auden mindestens zehn Prozent halten. „Wir wollen beim weiteren Fundraising helfen, denn daran hängt zu großen Teilen der Erfolg“, sagt Frenko. Der Aufwand dafür werde von Startups häufig unterschätzt. Und: „Wir wollen hier mitreden, aber nicht reinreden.“

Bei Auden legt man Wert auf genaue Reportings: „Die fordern wir rigoros ein. Sollte etwas nicht so gut laufen, können wir helfen, bevor das Problem aus dem Ruder läuft“, so der Investmentmanager. Daher wolle man höchstens an zehn Startups gleichzeitig beteiligt sein, um den Überblick behalten zu können. Das unterscheidet Auden von der Strategie der German Startups Group, die Mikro-Beteiligungen an vielen verschiedenen Startups hält und eher passiv managt.

Nicht nur aus Startup-, sondern auch aus Investorensicht bemühen sich die Auden-Manager, die positiven Seiten ihres Konzepts zu beleuchten. „Wir geben Family Offices Zugang zur Startup-Welt“, sagt Radic. Frenko ergänzt: „Die Aktionäre haben bei uns volle Liquidität, sie können einsteigen oder verkaufen, wann immer sie möchten.“ Für Audens Kurs wiederum kann das auch ein Risiko sein.

Hohe Ziele: 100-Millionen-Bewertung bis Ende 2017

Bisher haben Radic und Frenko 21 Millionen Euro in Kapitalerhöhungen eingesammelt, 15 Millionen davon sollen allein in diesem Jahr investiert werden. 2018 wollen sie sich dann entscheiden, wie es weiter geht: ob sie die Anteile halten, aufstocken oder neue Investoren ansprechen.

Ihr Ziel ist dabei hoch gesteckt. Noch in diesem Jahr strebt Auden an, seine Marktkapitalisierung auf 100 Millionen Euro zu steigern – durch „erfolgreiche Unterstützung und der daraus folgenden Wertentwicklung unserer Portfoliogesellschaften“, heißt es von den Geschäftsführern.

Allein im vergangenen Monat verlor die Auden-Aktie allerdings mehr als 30 Prozent an der Börse, ihr Preis liegt nun bei etwa drei Euro. Der Unternehmenswert beträgt damit derzeit etwa rund 28 Millionen Euro. Laut Auden liegt das zum einen an dem „schlechten Marktsentiment über den Kurseinbruch von Rocket Internet“, zum anderen an dem Ausstieg eines Kilian-Kerner-Großaktionärs der ersten Stunde, der beschlossen habe, nun seine Gewinne mitzunehmen.

Doch warum setzt sich Auden überhaupt so konkrete Kursvorgaben? „Weil erst dann große Geldgeber wie Hedge- und Pensionsfonds in uns investieren dürfen“, erklärt Frenko. „Nicht, weil wir uns an hohen Zahlen als Selbstzweck berauschen.“

Bild: Auden